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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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... Ich habe ihm gesagt, daß du nur eine
Hure aus einer Hafenkneipe bist ... Aber er hat nicht auf mich gehört ...«
    Delia biß die Lippen zusammen, um nicht
loszuschreien.
    Oh, Nat .. .
    Als die Indianer sahen, daß Delia und Sara sich stritten, lachten
sie leise. Der eine reichte seinem Nachbarn am Feuer die Leine, an die Sara
gefesselt war, sprang auf und begann zu tanzen. Er feierte den Sieg über die Yengi mit grotesken Sprüngen und bizarren Gesten. Die beiden anderen beteiligten
sich nicht, sondern stimmten einen rhythmischen Gesang an. Der Tanz wurde immer
schneller und endete damit, daß der Indianer noch einmal hoch in die Luft
sprang, den Kopf zurückwarf und ein langes, anhaltendes Wolfsgeheul ausstieß.
    Sie töteten
Sara Kemble am nächsten Morgen.
    Kurz vor Sonnenaufgang brachen sie auf und
liefen zum Fluß. Am Ufer zogen sie ein großes langes Kanu aus dem Gebüsch. Als
Sara das sah, kniete sie nieder und weigerte sich, in das Kanu zu steigen.
    »Nein, das mache nicht. Es wird kentern, und ich werde ertrinken.
Das will ich nicht«, sagte sie höflich, wie jemand, der eine zweite Tasse Tee
ablehnt.
    Knurrend zog der Indianer an der Leine, aber erfolglos. »Nein,
nein, nein ...«, wiederholte sie und schüttelte trotzig wie ein Kind den Kopf.
»Ich setze mich nicht in das Kanu. Niemand kann mich dazu zwingen.«
    Delia sah, wie der Indianer die Nasenflügel blähte und die Zähne
fletschte. Sie wollte aus dem Kanu steigen, um Sara vielleicht doch noch zur
Vernunft zu bringen, aber sie kam nicht weit, denn der Anführer riß sie brutal
zurück. Sie fiel auf den Rücken und stieß gegen eines der Paddel. Der blaue
Himmel über ihr verschwamm ...
    Elizabeth stieß einen durchdringenden Schrei aus, worauf zwei
Enten aufflogen und dicht über das Wasser segelten. Auf den Schrei folgte am
Ufer ein grauenhaftes Gurgeln. Delia richtete sich schnell auf, legte Elizabeth
die Hand auf den Mund und erstickte so einen zweiten Schrei. »Ruhig, Lizzie, es
wird alles gut ...«, flüsterte sie ihr ins Ohr. »Du darfst nicht schreien. Es
wird alles gut ...«
    Der Indianer stieg mit Saras blutigem Skalp ins Kanu. Elizabeth
schluchzte heftig und zitterte am ganzen Leib. Der Anführer der Indianer packte
Delia und zerrte sie zum Bug des Kanus. Er brüllte ihr etwas zu, was Delia
nicht verstand. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, denn sie wollte
verhindern, daß Elizabeth mit ihrem Geschrei das nächste Opfer wurde.
    Dann gelang es ihr, dem Indianer mit den
Fingernägeln die Haut aufzukratzen. Er zischte sie an und schlug sie brutal ins Gesicht.
Einen Augenblick lang wurde ihr schwarz vor Augen, aber dann richtete sie sich
wieder auf. Elizabeth war verstummt. Sie preßte sich die Hand auf den Mund.
    Delia drückte den Handrücken auf die blutenden Lippen und
durchbohrte den Indianer mit ihren Blicken, in denen soviel Haß lag, wie sie es
nie für möglich gehalten hätte. »Ich spucke auf dich, du blutgieriger
Hurensohn, du feiger Hund, du wilde Bestie ...«
    Er packte sie am Hals und hob sie hoch. Er
beugte sich vor und starrte ihr in die Augen. Sein Blut tropfte auf ihre
Wangen. In klarem Englisch sagte er: »Ich bin vielleicht ein Wilder, aber ich
bin kein Hurensohn. Meine Eltern waren bei meiner Geburt verheiratet. Für mein
Volk bin ich der Traumbringer, aber für dich bin ich dein Herr.«
    Delia konnte nichts erwidern, er preßte ihr die Kehle zu, daß sie
keine Luft bekam, und sah sie so lange an, bis es ihr schwarz vor den Augen
wurde. Erst dann ließ er sie los, griff nach dem Paddel und steuerte das Kanu
in die Strömung. »Lusifee«, sagte er, während Delia keuchend nach Luft rang,
»wir wollen sehen, ob du beim Spießrutenlauf auch noch so mutig bist ...«
    Der Spießrutenlauf.
    Delia hoffte, daß das Entsetzen ihr nicht anzusehen war. Aber um diesem
Scheusal zu zeigen, daß sie sich nicht einschüchtern ließ, zwang sie sich zu
lächeln und stieß mit rauher Stimme hervor: »Ich heiße Delia.«
    Ihr Lächeln bewirkte nichts. Sein Gesicht blieb unbewegt.
Schließlich sagte er: »Du hast keinen Namen mehr. Du bist Awakon, eine
Sklavin.«
    Um Delias Lippen zuckte es, aber sie fragte mutig: »Was bedeutet
dann Lusifee?«
    Er sah sie stumm und mit kalten Augen an, die so schwarz waren wie
die Nacht. Traumbringer gab ihr keine Antwort.
    Zuerst hörten sie das Lärmen – Trillern, Kriegsgeheul, Trommelwirbel
und bellende Hunde. Dann kam der Gestank – es roch übelkeiterregend nach
faulendem Fisch. Erst zum

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