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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Arm. Beim Anblick des
Messers war Elizabeth ohnmächtig zur Erde gesunken. »Wie kannst so etwas
verlangen?« schrie sie den Indianer an. »Siehst du nicht, daß sie schwanger
ist?«
    Er kniff die Augen zusammen und erwiderte drohend: »Sie muß
laufen, es sei denn, du läufst auch noch an ihrer Stelle.«
    Delias Beine zitterten, aber sie nickte tapfer. »Gut, ich laufe an
ihrer Stelle.«
    Er ließ den Blick lange auf ihr ruhen, dann nickte er, und es
klang fast traurig, als er sagte: »Lusifee, zweimal wirst du den Spießrutenlauf
nicht überleben.«
    Delia dachte an die lange Doppelreihe blutrünstiger Indianer und
hob stolz den Kopf.
    »Ich habe bis jetzt alle Schläge überlebt«, erwiderte sie und
machte sich mit ihrem Prahlen selbst Mut. »Diese Meute dummer Indianer kann
einer Delia McQuaid nichts anhaben.«
    Der Traumbringer packte ihren Arm und stieß sie vorwärts: »Dann
lauf! Lauf schnell ...«
    Delia rannte. Sie spannte Arme und Beine so fest an, daß sie die
ersten Schläge kaum spürte. Aber in der Mitte standen die Abenaki nicht mehr
so dicht und hatten mehr Platz, um auszuholen. Die Hiebe regneten von allen
Seiten auf sie herab, und wenn sie trafen, nahm ihr der Schmerz die Luft, und
alles begann vor ihren Augen zu verschwimmen.
    Sie hob schützend die Arme vor das Gesicht und lief noch schneller
über die weiche Erde. Die Plattform tauchte vor ihr auf, und Delia wußte
triumphierend, sie würde es schaffen.
    Dann warf ihr ein Kind einen langen Stock
zwischen die Beine, und sie stürzte wie ein gefällter Baum auf die Erde. Sie
hatte nicht einmal Zeit, sich mit den Händen abzustützen, um den Fall zu mildern.
Sie biß sich auf die Zunge und spürte das heiße, salzige Blut im Mund. In ihren
Ohren dröhnte das Rasseln und das Geschrei. Die Indianer schlugen erbarmungslos
auf sie ein.
    Sie kroch auf Händen und Knien weiter. Das
Blut lief ihr über die Stirn in die Augen. Das Kind wollte den Stock an sich
reißen, aber Delia war schneller. Sie packte ihn und schlug damit auf die
vielen Beine um sie herum. Eine Frau sprang rückwärts, schrie vor Schmerz laut
auf und ließ vor Überraschung ihren dicken Stock fallen. Delia sah es und
griff danach. Dann stand sie schwankend auf.
    »Ouuuuu!« rief sie, so laut sie konnte, und schlug los. Das war
nicht mehr Delia Parker, die ehrbare Farmersfrau, sondern Delia McQuaid, die
ihre Peiniger mit zornigen Flüchen attackierte. Sie schlug wie eine Wilde um
sich und rächte sich für all die Schläge, die sie in ihrem Leben hatte
einstecken müssen. Sie kämpfte gegen die Männer, die sie mißhandelt hatten –
ihren Vater, die Säufer im Goldenen Löwen, Tom Mullins, der sich ihre Liebe
erschwindeln wollte, und Tyl, der ihr Herz gestohlen hatte, um sein eigenes zu
schützen, bis es zu spät war, zu spät ...
    Ihre Wut machte sie stark und unbezwingbar.
Sie wehrte sich gegen alle Menschen, die aus ihr eine Frau nach ihren
Vorstellungen machen wollten, obwohl sie die Frau sein wollte, die ihrem
eigenen Wesen entsprach ...
    Fassungslos angesichts dieser rasenden Wut wichen die Indianer
zurück und suchten Schutz vor den gefährlichen Schlägen ... Aber dann wurde ihr
mit einem einzigen gezielten Hieb der Stock aus der Hand geschlagen.
    Sie sprang keuchend herum, schob sich die schweißnassen, blutverschmierten
Haare aus dem Gesicht und machte sich auf Traumbringers Tomahawk gefaßt, der
sie töten würde.
    Aber sie stand nicht vor Traumbringer.
    Dieser Mann war noch größer und kräftiger. Aber er war auch
mindestens drei Jahrzehnte älter. Dunkelgraue Strähnen durchzogen die langen
schwarzen Haare, und tiefe Falten hatten sich in das breite Gesicht gegraben,
dessen schwarze Augen und harter Mund sie erzittern ließen. Er trug einen
ledernen Fransenüberwurf und einen langen Kilt, an dem bunte Muscheln,
Vogelfedern und rote Schweineborsten hingen. Um den Hals hatte er eine
französische Silberkette und auf dem Kopf einen wunderschönen Filzhut. Delia
hatte geglaubt, Traumbringer sei der Anführer der Indianer, aber sie begriff
sofort, daß dieser Mann der Häuptling des Stammes war.
    Sein Blick ließ ihr Blut in den Adern
gerinnen, und sie wußte, daß er sie hinrichten lassen würde. Aber er drehte
sich etwas zur Seite und stellte den verwirrten und zornigen Indianern eine
Frage. Dabei deutete er auf Delia. Die Männer, Frauen und Kinder begannen
sofort, laut zu schreien, hoben die Fäuste und deuteten auf sie.
    Plötzlich trat Traumbringer vor. Er sagte etwas so

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