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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Kemble.
    Sara hatte man ebenfalls gezwungen, schnell zu laufen. Ihr Gesicht
war schweißbedeckt und glühend rot. Sie keuchte und rang nach Luft. Als sie
Delia und Elizabeth sah, rief sie ihnen zu: »Sie haben die Sewalls umgebracht
und skalpiert. Diese Mörderban ...«
    Ein Faustschlag ließ Sara verstummen. Sie
sank mit einem erstickten Schrei zu Boden. Als Delia zu ihr eilen wollte, riß
sie der Indianer, der sie bewachte, erbarmungslos zurück. Elizabeth starrte
ausdruckslos vor sich hin, als nehme sie ihre Umgebung nicht mehr wahr.
    Ein Indianer tanzte vor Delia hin und her,
hob seinen blutigen Tomahawk und stieß laute Schreie aus. Delia wurde blaß, als
sie sah, daß am Griff des Tomahawks die Lockenperücke von Oberst Bishop
baumelte. Mit angstvoll geweiteten Augen sah sie sich die Opfer genauer an, die
auf der Erde lagen. Dann entdeckte sie den Oberst an seiner Glatze. Er lag
bäuchlings auf der Fahrspur. Zwischen seinen Schulterblättern steckte ein
Pfeil. Delia traten die Tränen in die Augen.
    Die arme Anne ...
    Delia wollte sich gerade abwenden, weil sie den entsetzlichen
Anblick nicht länger ertragen konnte, als sich die Augenlider von Giles Bishop
bewegten. Delias Gesicht erstarrte. Wenn die Indianer feststellten, daß er noch
am Leben war, würden sie ihn auf der Stelle töten.
    Der Oberst schlug langsam die Augen auf und
sah sie an. Er versuchte ihr stumm, etwas zu sagen. Aber was? Wollte er ihr
Hoffnung machen oder sie warnen? Delia wußte es nicht. Dann richteten sich
seine Augen auf etwas in ihrem Rücken. In diesem Augenblick stieß Sara einen
durchdringenden Schrei aus. Delia drehte sich erschrocken um.
    Der große Indianer, der ihr das Messer an die Kehle gehalten hatte,
beugte sich am Rand der Lichtung über eine leblose Gestalt. Delia begann, am
ganzen Leib zu zittern. Sie sah den blutigen blauen Rock und zwei leblos
baumelnde lange Beine, als der Indianer sein Opfer hochhob. Aber er versperrte
ihr den Blick auf den Kopf. Im nächsten Augenblick hielt er etwas Blutiges in
der Hand. Delia schrie erstickt. Der Indianer richtete sich auf, hörte ihr
Wimmern und sah sie dämonisch lachend an.
    Er warf den Kopf in den Nacken, stieß einen langes, durchdringendes
Triumphgeheul aus und hob dabei seine Beute in die Luft. An seiner blutigen
Faust baumelte ein strohblonder Skalp.

22
    »Ruhig, ganz ruhig bleiben ...«, sprach Tyl auf den Oberst ein, während
er ihm die Pfeilspitze langsam aus der Schulter entfernte. »So ... jetzt auf
keinen Fall bewegen ...«
    Mit einem kurzen Ruck zog er den Pfeil heraus. Blut schoß aus der
Wunde. Tyl stillte es sofort mit einem zusammengefalteten Tuch. Er atmete nur
flach, denn der Blutgeruch, der wie ein Dunstschleier in der Luft zu liegen
schien, war widerlich.
    »Werde ich sterben?« fragte Oberst Bishop, von Schluchzen
geschüttelt, als Tyl ihm half, sich aufzusetzen.
    »Sie werden mit Anne an Weihnachten tanzen.« Tyl sorgte dafür, daß
sich der Oberst an einen Baumstumpf lehnte und setzte ihm einen Becher mit
Wasser an die Lippen. »Wo ist Ihre Perücke?«
    Der Oberst stieß mit schmerzverzerrtem
Gesicht eine Art Lachen aus und wollte sich auf den Kopf greifen, ließ die Hand
jedoch schnell wieder sinken. Der Oberst wirkte benommen und schien noch immer
nicht recht zu wissen, was eigentlich geschehen war. »Wie kommen Sie hierher,
Tyl?«
    »Ich war in Topsham, um ein gebrochenes Bein zu schienen. Ich habe
Schüsse gehört und den Rauch gesehen. Allem Anschein nach brennen die Häuser
auf dieser Seite des Kennebec.« Tyl versuchte, nicht an Delia zu denken. Wenn
sie tot war, dann konnte er nichts mehr daran ändern. Später würde er versuchen
müssen, mit dem Schmerz und der Trauer zu leben ...
    Tyl kauerte sich neben den Oberst und drückte ihm den Stoff auf
die Wunde. Langsam sah er sich auf der Lichtung um. Die Abenaki hatten ein
schreckliches Gemetzel angerichtet. Er dachte, er sei nach so vielen Jahren
gegen den Tod gewappnet, aber der Anblick des Grauens verursachte ihm stechende
Schmerzen in den Augen, als habe man ihm Holzsplitter unter die Lider geschoben
– eine der Foltern, die bei den Abenaki oft angewandt wurden.
    Tyl zwang sich schließlich, die Leichen anzusehen. Mit
schuldbewußter Erleichterung stellte er fest, daß es ein Holzfällerlager der
Männer aus Topsham sein mußte, denn er erkannte niemanden aus Merrymeeting.
Dann bemerkte er den hellblauen Rock, aber das Gesicht des Toten war vom Schlag
einer Keule bis zur Unkenntlichkeit

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