People Always Leave
überhaupt nichts mehr, dabei hatte er sich so viel Mühe mit dem Frühstück gegeben, und auch sonst wollte er nur das Beste für Nathan. Doch das Beste schien für Nathan noch nicht gut genug zu sein. Oder lag es nur daran, dass er ihn geweckt hatte und er zurück in sein Zimmer musste?
Hätte ich vielleicht doch nicht mit ihm schlafen sollen?
***
Nathan betrat sein düsteres Zimmer und schlug die Tür lautstark zu. Es schepperte, und er brummte.
„Mann!“, meckerte er und blickte auf das Bett. „Bei Dean war es viel schöner!“ Er zog sich seine Sachen wieder aus und nörgelte. „Und ich habe Hunger!“ Unter die kalte Decke geschlüpft, rubbelte er sich ein wenig warm.
„Mann!“, schmollte er erneut und blickte an die Decke, bis die Krankenschwester mit seiner Medizin kam.
„Einen wunderschönen guten Morgen, Herr Schuster!“, begrüßte sie ihn und machte das viel zu grelle Licht an.
Wieder knurrte er. „Morgen.“
„Es wird Zeit für Ihre Medizin“, sagte sie und zückte die Spritze.
„Ja, super“, murmelte er und streckte ihr seinen Arm entgegen. Die Nadel drang in seine Haut, die eigenartige Flüssigkeit floss schnell in seine Venen und das Taumeln im Kopf begann wenige Sekunden später.
„Ich bringe Ihnen dann gleich das Frühstück.“
„Wenn Sie gleich sagen, dann meinen Sie in drei oder vier Stunden, richtig?“, hakte er nach.
Verstummt sah sie ihn an, denn sie wusste, dass er recht hatte. Soll ich darauf jetzt etwa antworten?
Nathan bemerkte, dass sie sich angepisst fühlte. „Schon gut. Ich möchte sowieso noch ein wenig schlafen.“ Rasch drehte er sich um.
„Heute Nachmittag wird noch Fieber gemessen“, meinte sie.
„Meinetwegen. Ist ja nur was Kleines“, brabbelte Nathan. Die Krankenschwester verstand zwar nicht, was er meinte, dennoch lächelte sie, bevor sie sich wieder zur Tür begab, diese öffnete, das Licht ausmachte und dann verschwand. Nathan hingegen war schon längst zurück im Land der Träume angekommen und lief unbekleidet Männern hinterher, die genau wie er entblößt waren und ständig mit ihren Hinterteilen herumwackelten.
„Ich fang dich“, lachte Nathan und begrapschte einen Po nach dem anderen. „Ja, das gefällt mir.“
Zufrieden lächelte er.
***
Nathan schlief bis kurz nach vierzehn Uhr durch. Danach stand er endlich auf und ging zum Gemeinschaftsraum, wo er sich lustlos neben Bärbel setzte, deren Hände an ihrem Stuhl fixiert waren. Ihr Blick war vollkommen wirr.
„Hey!“, sagte sie leise. „Hey!“
Zerstreut schaute er sie an. „Ja?“
Sie verstummte und starrte ihn nur weiter an.
„Okay“, grübelte Nathan und wandte sich schnell von ihr ab.
„Hey!“, meinte sie wieder.
„Was denn?!“
„Er wird kommen und dich holen.“
„Was?“
„Er wird dich holen kommen, und dann hast du dein Ziel erreicht.“
„Wovon redest du?“, wollte Nathan von der Entführten wissen.
„Sie haben mich geholt und wieder zurückgebracht. Doch dich werden sie nicht zurückbringen. Dich werden sie behalten.“
Nathan verstand immer noch nicht, was sie von ihm wollte, und stand rasch auf.
„Für immer!“, brüllte sie plötzlich und brach in lautes Gelächter aus. Eine Krankenschwester, die den Vorfall bemerkte, lief sofort zu ihr.
„Wer wird mich holen?“, fragte Nathan besorgt.
„Du wirst nicht entkommen!“, lachte sie weiter.
„Was ist hier los?!“, mischte sich die Schwester ein.
„Sie werden ihn holen“, freute sich Bärbel.
Abwertend sah Nathan auf sie hinab, blickte dann kurz zur Krankenschwester und begab sich wieder aus dem Raum hinaus.
„Die tickt doch nicht ganz sauber!“, motzte er und ging die Treppe hinauf.
„Sie werden ihn holen“, kicherte Bärbel.
„Ja, Bärbel, ist ja gut.“
„Es muss weg!“, sagte Bärbel nun.
„Was muss weg?“
„Das Bügelbrett!“, giftete Bärbel. „Es steht hinter der Tür und beobachtet mich! Raubt mir den Verstand, den Schlaf!“
„Ja, das Bügelbrett“, wiederholte die Krankenschwester und versuchte sich das Lachen zu verkneifen, während Jennifer die Entführte beobachtete.
„Es kommt in der Nacht, macht mir Bauchschmerzen. Ich bekomme meine Tage nicht mehr!“
„Ich hole dann mal deine Medikamente“, schmunzelte die Schwester und eilte davon.
„Das Bügelbrett!“, lärmte Bärbel. Immer wieder wiederholte sie die Worte, während sie vor sich hin kauerte. „Es wird kommen. Es wird kommen. Es wird kommen …“
Jennifer, die
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