Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
herausnahm, er brachte Keita für Villa, um die Kontrolle über das Geschehen zurückzugewinnen – und dabei blieb es dann bis zum Spielende.
Diese Mannschaft sah sehr viel mehr wie ein Barcelona-Team aus, das uns in Erinnerung bleiben wird, als diejenige aus dem Jahr 2009. Die Außenangreifer (Pedro und Villa) waren stärker in das Spielgeschehen einbezogen als Henry und Eto’o (die eigentlich Mittelstürmer waren) zwei Jahre zuvor. Busquets hatte trotz der Bemühungen Rooneys mehr Ballkontakte und viele Freiheiten, wenn Xavi und Messi sich etwas zurückfallen ließen. Barcelona war überlegen (gute Zusammenfassung des Spiels unter www.youtube.com/watch?v=2M2nGPHXqIw ).
Schlusswort: die Siegerehrung, die Trainer
Carles Puyol fiel etwas überraschend in allerletzter Minute aus Guardiolas Startaufstellung heraus. Der Trainer brachte ihn, als das Spiel entschieden war, in den allerletzten Minuten, sodass er am Finale beteiligt war und den Pokal entgegennehmen konnte. Aber Barcelonas Kapitän bestand darauf, dass Abidal die Silbertrophäe als Erster in die Hand nahm. »Dieser Pokal gehört dir. Geh und hol ihn dir!«, sagte Puyol zu seinem Teamkollegen. Der französische Linksverteidiger hatte das Gefühl, dass ihm seine »zweite Familie« das Leben zurückgegeben hatte. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Krankheit mit noch schwereren Auswirkungen zurückkehren würde. Aber an jenem Tag hatte der rekonvaleszente Star mit seiner Entschlossenheit und Zähigkeit, die er auf dem Weg zur Genesung bewiesen hatte, seine Teamkollegen vielleicht stärker inspiriert, als ihm selbst damals bewusst war.
Ferguson räumte an jenem Abend – seiner wettkampforientierten Einstellung und dem instinktiven Wunsch, die eigene Mannschaft zu verteidigen, zum Trotz – gegenüber seinen engsten Mitarbeitern ein, mit der damaligen europäischen Nemesis könne man es unmöglich aufnehmen. Er musste einfach bewundern, dass Barça mit solch einem außerordentlichen Beitrag aus der eigenen Nachwuchsakademie ein so hohes Niveau erreicht hatte (sieben Spieler aus La Masía standen in der Startformation), das höchste Ideal im Fußball. Rio Ferdinand und Wayne Rooney stimmten ihrem Trainer zu.
Und Barcelonas Wettkampfqualitäten waren unumstritten. Pep hatte vor Wembley nur ein einziges Endspiel verloren: das spanische Pokalfinale gegen Madrid. Alle anderen Endspiele (elf an der Zahl) in seiner vierjährigen Amtszeit als Barça-Trainer wurden gewonnen.
Pep: »Wir hatten Glück in Wembley, denn zum Halbfinalspiel gegen Inter mussten wir wegen des Vulkanausbruchs mit dem Bus fahren, und die Bedrohung durch eine weitere Aschewolke führte dazu, dass wir früher nach London flogen. Das verschaffte uns vier Tage nur für uns, ruhige Tage, was bei uns unglaublich selten ist. Wir waren aus Barcelona fort, auch fort vom Druck durch die Leute, durch Freunde und Familien. Wir konnten über das nachdenken, was zu tun war, und wir bereiteten uns auf alles vor, auf jedes kleine Detail. Wir vergaßen nichts, und im Endspiel kann man sehen, dass wir gut spielten, wir waren die bessere Mannschaft. Das erste Endspiel in Rom war sehr viel ausgeglichener, aber beim zweiten, in London, waren wir besser vorbereitet.«
Ferguson: »In Wembley mussten wir uns ein taktisches Konzept gegen Barcelona zurechtlegen, wegen der Durchschlagskraft von Villa und Pedro, und die Tatsache, dass sie ohne echten Mittelstürmer spielten, machte die Planung schwierig.«
Guardiola: »Unsere Vorbereitung auf dieses Spiel war entscheidend. Experten und Kenner übersehen solche Dinge nach dem Schlusspfiff leicht, aber bei den großen Spielen machen sie den Unterschied aus.«
Ferguson: »In diesem Finale wurden wir deutlich besiegt. Wir spielten gegen ein reiferes Barcelona, die Mannschaft hatte sich weiterentwickelt und bildete eine kompakte Einheit. Piqué und Messi waren gereift, Xavi und Iniesta zeigten ihre ganze Klasse.«
Guardiola: »Endspiele sind normalerweise eine sehr enge Angelegenheit, deshalb ragt unsere Leistung gegen Manchester umso mehr heraus. Es gab andere Spiele, in denen wir eine wirklich gute Leistung gezeigt haben, aber in einem Endspiel ist das wegen der emotionalen Faktoren, die mitwirken, und wegen der Klasse des Gegners immer schwieriger.«
Ferguson: »Die beiden Flügelspieler waren in Wembley eine große Verbesserung im Vergleich zu Henry und Eto’o im Endspiel 2009, und zwar in puncto Durchschlagskraft. Das lag vielleicht daran, dass
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