Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Finale fiel in die 10. Minute.
Xavi ließ sich etwas zurückfallen, um den Ball dort anzunehmen, wo Piqué das normalerweise tun würde. Das bedeutete, dass Barcelona effektiv auf ein 4-2-3-1 umstellte. United war nicht mutig genug, um einen Spieler so weit vorn als Manndecker gegen Xavi spielen zu lassen – und wenn sie das taten, reagierten sie zu spät. Die Umstellung ermöglichte Xavi mehr Ballkontakte im freien Raum – er konnte den Kopf hochnehmen, stand kaum unter Druck, konnte sich die Passwege aussuchen und das Spiel aus der Tiefe bestimmen. Das war ein guter Schachzug, aber er bedeutete, dass Barcelonas Überlegenheit sich tiefer entwickelte, als sie das gerne gehabt hätten.
Und dann veränderte eine weitere taktische Umstellung das ganze Spiel.
Messi hatte jetzt im Mittelfeld mehr Ballkontakte. Er zog sich aus seiner offensiveren Position im Bereich zwischen Mittelfeld und Angriff ins Mittelfeld zurück, wohin ihm weder Vidić noch Ferdinand folgten, aus Angst, sich dabei zu weit aus dem Abwehrzentrum zu entfernen.
Das bedeutete, dass sich eine neue Mittelfeldkonstellation herausbildete, mit Busquets, Xavi, Iniesta und Messi gegen Rooney, Carrick und Giggs.
Ab diesem Augenblick kontrollierte Barcelona das Spiel. In der 27. Minute schossen sie das 1:0. Rooney glich jedoch fünf Minuten später aus, und in den darauffolgenden wenigen Minuten schien Barcelona nach diesem überraschenden Gegenschlag zu wanken. Sie fanden jedoch bald ihre Linie wieder und kontrollierten erneut das Spiel.
Das katalanische Team praktizierte mutig sein frühes Pressing. Eine Ballstafette zeigt deutlich, wie früh Barcelona diese Art von Druck ausübte: Manchester spielte nacheinander zwölf Pässe, ohne dass der Ball auch nur einmal die Mittellinie überquerte, so stark war Barcelonas Präsenz in des Gegners eigener Spielhälfte.
Halbzeit
Manchesters Spieler hatten sich nicht an den Plan gehalten und mussten sich von ihren Betreuern heftig kritisieren lassen. Anweisungen waren vergessen worden, zum Beispiel die, den Ball aus Standardsituationen heraus in Barcelonas Strafraum zu befördern. Einen Spieler tadelten Fergusons Assistenten ganz besonders: Wayne Rooney, der Busquets nicht folgte, wie es der Trainer von ihm verlangt hatte. Und dennoch hielt sich Sir Alex untypisch zurück, was ein Teil seiner Mitarbeiter als widerwilliges Akzeptieren von Barcelonas Überlegenheit deutete.
Zweite Halbzeit
Manchester United zeigte sporadisch ein frühes Pressing, Hernández (»Chicharito«) und Rooney gingen bei Rückpassen zu Valdés dem Ball nach, aber die zweite Linie (Giggs und Carrick) zog nicht mit. Also konnte Barcelona ganz mühelos aus der Abwehr heraus sein Spiel aufbauen, der Ball kam oft zu Busquets, der dann den Angriff einleitete.
United fand keine Lösung und kam im ganzen Spiel zu keinem einzigen Eckball. Barcelona blieb bei dieser Spielweise, auf diese Art nahm der frei stehende Messi im Mittelfeld einen Querpass von Iniesta an und traf nach einem kurzen Antritt und Dribbling aus etwa 18 Metern Entfernung zum 2:1 für Barcelona.
Messis Leistung in diesem Spiel illustriert die Schwierigkeiten, die gegnerische Mannschaften mit Barcelona haben. Ferguson räumte zwar ein, dass sein Team Messi zu keinem Zeitpunkt unter Kontrolle gehabt habe (dieser kam auf 79 Dribblings), aber 85 Prozent seiner Läufe waren »wenig intensiv«. Doch die Art und Weise, wie er diese Dribblings einsetzte, veränderte das Spiel.
Die Grundelemente von Barcelonas Spiel waren so ausgefeilt, sie kannten ihr System und ihre Mitspieler so gut, dass Guardiola auf alles reagieren konnte, was Manchester United sich einfallen ließ. Die fünf Offensivspieler wechselten ständig ihre Positionen, auch die Außenverteidiger schalteten sich oft in die Angriffe ein. Ball und Spieler zirkulierten unentwegt.
Manchesters Flügelspieler bewegten sich jetzt mehr im Mittelfeld, sodass es in der Spielfeldmitte ziemlich eng wurde. Barcelona griff über die offeneren Außenbahnen an, vor allem über rechts mit Alves.
Barcelona kontrollierte das Spiel, als Villa in der 70. Minute das dritte Tor gelang. Eine Minute vorher war Nani für den verletzten Fabio gekommen, in der 76. Minute ging Carrick, für den Scholes eingewechselt wurde. United, zwei Tore im Rückstand, setzte jetzt bedingungslos auf Angriff, Barcelona ließ es etwas langsamer angehen, und das Spiel nahm eine gefährliche Wendung für Barça. Pep reagierte, indem er einen Flügelspieler
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