Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Henry und Eto’o eigentlich Mittelstürmer waren, keine Außenstürmer. Ich erinnere mich, dass ich über eine Änderung der Taktik nachdachte, über eine Bewachung für Messi – bei Halbzeit spielte ich mit dem Gedanken. Aber nach dem Wiederanpfiff übernahmen sie die Initiative, und obwohl wir ein Risiko eingingen, als wir Valencia zum rechten Verteidiger machten und Nani auf den rechten Flügel schickten, beherrschte Barcelona jederzeit das Endspiel 2011.«
Guardiola: »Im zweiten Endspiel kannten meine Spieler einander besser. Wir hatten ein paar Jahre miteinander verbracht, und ich glaube, wir bestritten dieses Spiel mit einer klareren Vorstellung von unserem eigenen Stil und von den Stärken und Schwächen von United.«
Ferguson: »Ich bereue nichts von dem, was wir in Wembley getan haben, weil Barcelona die bessere Mannschaft war. Die beiden ersten Tore waren absolut vermeidbar, und mit ein bisschen Glück hätten wir das Spiel vielleicht gewinnen können. Aber wenn die andere Mannschaft so deutlich besser ist, kann man nicht viel machen. Man akzeptiert es.«
Guardiola: »Die United-Spieler sagten: ›Was die heute mit uns gemacht haben, hat es noch nie gegeben.‹ Sie verstanden es, sie gratulierten uns, sie erkannten es an – etwas, das im Fußball für gewöhnlich nicht passiert. Diese ›Kriege‹ gegen unsere Rivalen im eigenen Land sind für ein ausländisches Publikum vielleicht schwerer zu verstehen, aber ich glaube, das hat auch mit kulturellen Besonderheiten zu tun. Die englische Fußballkultur ist anders, sie spielen das Spiel schon länger als wir, dort gibt es Respekt nicht nur gegenüber den Trainern, sondern auch gegenüber den Spielern, den wir im eigenen Land nicht haben.«
Ferguson: »Die Leute haben gefragt, ob Pep und ich nach dem Finale miteinander gesprochen haben, und die Wahrheit ist: Das haben wir nicht. Nach einem Endspiel ist das sehr schwierig – ein Team feiert, das andere trauert, versucht, sich mit der Niederlage abzufinden. Und dann muss man noch mit den Medien umgehen und an Pressekonferenzen teilnehmen, also gibt es keinen Bereich und auch keine Zeit, um ein Glas miteinander zu trinken oder sich auszutauschen, wegen dieser Trennung – der eine gewinnt, und der andere verliert. Manchmal muss man das akzeptieren, beiseitetreten und anerkennen, dass ein anderer besser gewesen ist.«
Nach den Umarmungen und dem Siegerjubel, dem Tanzen und dem Feuerwerk, fernab vom Lärm, nahm Pep in einem ruhigen Augenblick in der Wembley-Umkleidekabine Estiarte beiseite, sah ihm in die Augen und sagte: »Manel, das werde ich mir nie verzeihen.«
Estiarte war verblüfft. Er würde nie vergessen, wie Pep Guardiola, unmittelbar nach einer so unglaublichen Leistung, nach der es die normalste Sache der Welt gewesen wäre, einfach nur den Augenblick zu genießen und sich im Ruhm zu sonnen, imstande war, das Gefühl zu entwickeln, er habe alle anderen enttäuscht. Pep erklärte Manel, er meine, er hätte das alles besser machen können. Und Manel erwiderte, ja, es hätte vielleicht ein bisschen anders sein können, aber sie hätten schließlich gewonnen. Darauf komme es an. Aber nicht für Pep: Sein Streben nach Perfektion, nach Verbesserungen brachte es mit sich, dass er niemals völlig mit sich zufrieden sein konnte, auch wenn alle anderen Menschen um ihn herum sich ihrer ungezügelten Freude hingaben.
5 Pep und seine Spieler
Der ehemalige Spieler wird zum Trainer
Als Leiter einer Gruppe professioneller Fußballspieler musste Pep Guardiola zwei natürliche Regungen miteinander in Einklang bringen: Zum einen musste er seinen Instinkt zügeln, wie ein Spieler zu handeln und zu feiern; zum anderen musste er lernen, als Fußballer, der seine aktive Laufbahn erst kurz zuvor beendet hatte, die größtmögliche Zahl von richtigen Entscheidungen zu treffen – ein Trainer zu werden, sich das Handwerkszeug anzueignen. Das waren seine Aufgaben. Bei vielen Gelegenheiten beneidete er seine Spieler, die in ihrer eigenen kleinen Welt lebten, in der sich alles um die Bedürfnisse einer Person dreht. Sehr früh erkannte er, dass sein Job daraus bestand, diese kleinen Isolationseinheiten aufzusuchen, die Egos seiner Schüler schonend zu behandeln und ihre Absichten und Anstrengungen stets zum Vorteil der ganzen Gruppe zu wenden.
Als er in einer Radiosendung seinen Rücktritt vom aktiven Sport ankündigte, bedeutete das nicht, dass der Teil seiner Persönlichkeit, der immer noch Fußballer war, völlig
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