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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Nähe des Portugiesen einer gewissen Anspannung nicht erwehren.
    Hinter der liebenswürdigen Fassade hatte Mourinho beschlossen, dass er Barcelonas Grundlagen ins Visier nehmen musste, er musste ihr behagliches Leben untergraben und durcheinanderbringen, wenn er diese außergewöhnliche Versammlung von Spielern, die für eine bestimmte Fußballauffassung standen, besiegen wollte. Mourinho sah sich kurz vor seinem Amtsantritt in Madrid ein Bar Ç a-Spiel an und staunte über die Art und Weise, in der die Schiedsrichter den Katalanen effektiv den roten Teppich ausrollten – und in der ihnen sogar die gegnerischen Spieler und Fans ob ihres Talents und ihrer Überlegenheit ihre Ehrfurcht erwiesen. Der Portugiese beschloss, dass dies ein Ende haben und Barcelona vom Sockel gestoßen werden musste. Um das zu erreichen, würde er aus seinem Arsenal von Worten, Anschuldigungen und Andeutungen, das ihm zur Verfügung stand, jedes denkbare Mittel einsetzen müssen.
    Für Mourinho war dies natürlich keine neue Strategie. In England und Italien hatte er sich einer ähnlichen Vorgehensweise bedient und die Methoden nur dem jeweiligen Land angepasst. Aber die Art, in der er seinen Plan in Spanien umsetzte, brachte es mit sich, dass er diese Taktik auf die Spitze trieb. Das hing nicht zuletzt damit zusammen, dass er es diesmal mit dem stärksten Rivalen überhaupt zu tun bekam.
    Zwei große Namen und starke Persönlichkeiten zogen in die Stadt ein, und die Stadt war nicht groß genug für beide. Die Medien stellten das jedenfalls gerne so dar.
    Medien und Fans erklären sich die Welt gerne mithilfe einer Reihe von Werten, Vorurteilen und festen Standpunkten, aus denen sich unser Weltbild dann zusammensetzt. In einer Welt, die nur noch 140 Zeichen lang ist (die Länge, die Twitter zulässt), müssen komplexe Lebenszusammenhänge auf sehr schlichte Schwarz-Weiß-Muster reduziert werden.
    Es ist das jüngste Kapitel in einer sehr alten Geschichte. Barcelona und Madrid wurden schon immer als zwei verschiedene institutionelle Modelle wahrgenommen, aber seit Mourinhos Ankunft waren die Voreingenommenheit und die Polarisierung so ausgeprägt wie zu jedem nur denkbaren Zeitpunkt in der Vergangenheit. Mourinho sorgte für die Art von theatralischer Konfrontation, auf deren Grundlage dieser symbolische Konflikt gedeiht. Es ist ein Wettstreit, der im Himmel ersonnen wurde, weil die Rivalität zweifellos zum beiderseitigen Nutzen ist. Sie nährt sich aus vorgefassten Gedanken und wird von Klischees angetrieben, die sich verfestigt haben, weil es so passend ist, nicht nur für Fans und Medien, sondern auch für die Klubs selbst, die das gerne so weiterführen. Es ist gut fürs Geschäft, und außerdem sind beide in einer Welt tätig, in der die Menschen das Gefühl eines Gegensatzes brauchen, um sich ihrer eigenen Loyalität und Identität zu versichern.
    Im vergangenen Jahrhundert wurde das oft als Geschichte von David und Goliath präsentiert, wobei sich Barcelona im Status des Underdogs gefiel, während Madrid nur allzu gerne den Part des Überlegenen spielte. Aber heute ringen zwei gleich starke Goliathe miteinander, Fuß an Fuß und Runde um Runde.
    In der Welt der Politik zeigen sich verschiedene Arten des Weltverständnisses, und ebenso offenbaren sich im jeweiligen Stil von Barcelona und Real Madrid zwei verschiedene Arten des Fußballspiels. Madrid zeichnete sich schon immer durch eine energiegeladene Spielweise aus, spielte stark, schnell und wettkampforientiert. Barcelona entdeckte schließlich im holländischen Modell eine tragfähige Alternative für die Duelle mit Madrid: ein effektives Pass- und Offensivspiel.
    »Die Rolle des Antagonisten passt gut zum spanischen Fußball, weil es immer das rote und das blaue Spanien gibt, die Peripherie und das Zentrum, das Spanien von Guardiola und das von Mourinho. Die Menschen nehmen diese Dualität gerne so an. Mourinho hat die Spaltung zwischen den verschiedenen Sichtweisen auf den Fußballsport, wie sie in Barcelona und in Madrid vorhanden sind, noch verstärkt. Das Interessante daran ist, dass die von Madrid vollzogene Kehrtwendung der eigenen Geschichte widerspricht, denn Madrid hat das Team niemals zuvor auf solche Weise einem Trainer ausgeliefert.« So beschreibt Ramón Besa von El País auf sehr erhellende Art und Weise den Sachverhalt.
    Der portugiesische Trainer behauptet zwar, er verlange von sich selbst mehr als von anderen (»Ich versuche mich immer an schwer zu erreichenden

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