Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
für seine Spieler, die alle wissen, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat, weil Mourinho mit einem System von Belohnungen und Strafen arbeitet«, erklärt die Sportpsychologin Almudena López. Vielleicht lässt ihm das in einem Klub weniger Zeit, als ein von Pep betreutes Team hat – mit ständigem Druck umzugehen ist sehr schwierig. »Pep zieht es vor, die persönlichen Gefühle seiner Spieler anzusprechen, um ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Gruppe zu erzeugen«, ergänzt López.
Es ist wohl angemessen, wenn man feststellt, dass beide Trainer zu den Klubs passen, die sie repräsentieren. Mourinho sagte, Guardiola sei der beste Trainer »für Barcelona«, eine subtile Anspielung auf die Tatsache, dass er selbst Meistertitel in vier verschiedenen Ländern holte. Pep sucht nach Bezügen in der Tradition und Geschichte des FC Barcelona und will seinen Spielern ein Gefühl der Zugehörigkeit zu diesem Klub vermitteln, und »Mourinho ist«, so sieht es Almudena López, »der Guru, den Madrid brauchte, um den Glauben an sich selbst wiederzufinden«.
Die beiden unterscheiden sich auch in ästhetischer Hinsicht. Guardiola kleidet sich gern so, wie man es auf dem Fußballplatz normalerweise nicht zu sehen bekommt. Er gewann sogar den »Goldenen Schal« für den am besten angezogenen Trainer (Mourinho wurde Dritter) und trägt, nicht nur auf dem Fußballplatz, gerne die Produkte von Tony Miró, Prada, Dsquared2 oder Armani. Der Portugiese bevorzugt einen eher klassischen Stil. Und wie bei den meisten von uns spiegelt sich in der Kleidung dieser beiden Männer auch die Persönlichkeit. Dieser Ansicht sind auch Montse Guals und Elisabet Olivé, zwei bekannte spanische Modeexpertinnen: »Sein [Peps] Stil verweist auf einen Menschen mit verschiedenen kulturellen Interessen, während Mourinho eher einem italienischen Mann gleicht, dezent mit Ausnahme des Stils, in dem er seine Krawatte bindet.« Der Portugiese trägt mit kalkulierter Lässigkeit einen offenen Knoten. Der Katalane bevorzugt die kleine, schicke und moderne Variante.
Die Unterschiede zeigen sich auch in den Persönlichkeiten. Mourinho weiß jederzeit ganz genau, was er will. Bei Pep heißt es manchmal ja und manchmal nein, er ändert immer wieder seine Meinung. Manchmal ruft er abends einen Freund an und bittet um dessen Hilfe in der einen oder anderen Sache – und am nächsten Morgen ändert er seine Meinung, ruft den Gesprächspartner vom Vorabend an und sagt ihm, er solle die Sache vergessen.
Bei Mourinho ist alles von Anfang an klar. »Ich werde die Meisterschaft in diesem Land gewinnen, danach in jenem Land und zwei Jahre später woanders. Und mit 50 Jahren werde ich mit Portugal die Weltmeisterschaft gewinnen.« Die einzige Abweichung vom Plan ist beim Lebensalter oder bei der Zeitleiste möglich. Wenn er es mit 50 Jahren nicht geschafft hat, wird es eben später so weit sein.
Er genießt auch die anderen Dinge, die er tut, geht zum Beispiel nach London, liebäugelt dort mit einem Hauskauf – und mag es, wenn er dabei von eifrigen, dienstbaren Geistern umgeben ist. Vielleicht rührt dieses Verhalten daher, dass seine eigene Karriere als Fußballer nie richtig in Gang kam. Pep hat es nicht nötig, um seine Entscheidungen, seinen nächsten Schachzug, seine Argumente und Feldzüge einen solchen Wirbel zu veranstalten: »Ich habe für Bar Ç a gespielt. All die Dinge, mit denen ein Ego aufgebaut wird, sind für mich unnötig. Selbst ein Lob ist mir unangenehm.«
Die beiden unterscheiden sich sogar in der Art, in der sie von ihrer Intelligenz Gebrauch machen: Pep nimmt so viel Wissen wie nur möglich auf, das soll ihm bei der Entscheidungsfindung helfen. Mourinho hält das genauso, hat aber auch eine gerissene Seite. Er gab sich auf boshafte Art und Weise alle Mühe, Pep an einen Punkt zu bringen, an dem ihre Rivalität in einem Maß eskalierte, das man bis dahin im Weltfußball noch nicht gekannt hatte. Man stellt sich förmlich vor, wie Mourinho morgens beim Rasieren überlegt, was er heute auftischen könnte. »Ah, ich hab’s!«, muss er eines Morgens gedacht haben. Und in der Pressekonferenz an jenem Tag ließ er eine Spitze los: »Es gibt Leute, die sind sehr viel intelligenter als ich und schaffen es, ein Image von sich selbst aufzubauen, das ganz anders ist als meines, aber in ihrem Innersten sind sie genauso wie ich.« Pep verspürte nur sehr selten den Drang, Mourinho zu antworten, aber auf dieses Zitat ging er weniger als eine Stunde später bei
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