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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Halbzeit nicht auf der Höhe des Geschehens zu sein. Bar Ç a traf zwar zuerst, ließ dann aber ein Tor von Diego Milito zu (das allerdings klar abseits war), und Inter gewann schließlich verdient mit 3:1.
    Mourinho setzte sein Spiel auch in der Pressekonferenz nach dem Schlusspfiff fort: »Es ist immer schwer, wenn man verliert, vor allem für diejenigen, die nicht daran gewöhnt sind.« Guardiola wusste, was Mourinho im Schilde führte, und ging einer Konfrontation aus dem Weg: »Ich respektiere ihn sehr und werde keine einzige Sekunde für eine Antwort auf solche Aussagen verwenden.«
    Pep war es wichtig, dass sich seine Mannschaft auf das Rückspiel konzentrierte. Mourinho wusste, dass sich Barcelona im Umgang mit starken Emotionen schwertat.
    Der Gästetrainer setzte bei seiner Pressekonferenz vor dem Rückspiel eine weitere Spitze in Peps Richtung: »Wir leben einen Traum. Barcelona lebt mit einer fixen Idee. Sie haben diese fixe Idee namens ›Bernabéu‹.« Das Endspiel der Champions League fand in jener Saison im Stadion von Real Madrid statt, und Mourinho hatte diese Worte raffiniert gewählt, auch wenn Inter Mailands letzter Sieg im Europapokal der Landesmeister mehr als 40 Jahre zurücklag. Er fügte noch hinzu: »Wir sind es gewohnt, dass sich die Spieler von Barcelona sehr oft fallen lassen.«
    Guardiola schüttelte den Kopf, als er in einem Nebenraum im Camp Nou hörte, was Mourinho da sagte. Als die Zeit für den eigenen Auftritt vor den Medien gekommen war, bemühte er sich bei seiner Reaktion auf Mourinhos Äußerungen um den richtigen Ton, er wollte die Gedanken der Spieler in eine eher positive Richtung lenken: »Ich empfinde ein großes Glück, eine unbeschreibliche Freude. Es ist eine Ehre und ein Privileg, abermals im Halbfinale der Champions League zu stehen. Ich werde dieses Spiel genießen und möchte, dass meine Spieler das ebenfalls tun. Ich habe ihnen gesagt, dass sie so auftreten sollen wie immer. Wir spielen nicht gegen Inter, wir spielen gegen uns selbst. Wir werden sehen, ob wir imstande sind, im wichtigsten, transzendentesten Spiel unseres Lebens so aufzutreten wie gewohnt. Inter Mailand existiert nicht einmal.«
    Pep fand es nach Mourinhos Andeutungen außerdem angebracht, noch einmal zu betonen, worum es seinem Klub ging: »Wir sind eine beispielhafte Institution. Wir haben in den vergangenen 20 Monaten ein paarmal verloren und gewonnen, aber wir haben uns immer den Respekt bewahrt.«
    Mourinho hatte das Schlachtfeld und die Regeln, nach denen das Rückspiel ausgetragen werden würde, gewählt – und das funktionierte zuungunsten einer Bar Ç a-Mannschaft, die ab der ersten Minute dieses Spiels agierte, als sei es bereits die letzte. Iniesta fehlte verletzungsbedingt, und die Mannschaft vermisste sein zielstrebiges Passspiel und seine Ideen. Thiago Motta wurde nach einer Attacke gegen Busquets vom Platz gestellt, danach musste Inter eine Stunde lang in Unterzahl verteidigen. Für diese Mannschaft war das auf vielerlei Art das perfekte Szenario, denn es bedeutete, dass sie mauern konnte, ohne sich dafür zu schämen.
    Piqué gelang ein Tor, als die zweite Halbzeit schon weiter fortgeschritten war, und ein Treffer von Krkić wurde wegen Handspiels nicht gegeben – aber die hervorragend verteidigende italienische Mannschaft schaffte es ins Finale.
    Mourinho betrat nach dem Schlusspfiff den Rasen des Camp Nou mit erhobenen Armen und schaute gen Himmel – Víctor Valdés und die Beregnungsanlage bereiteten seiner Siegesparade allerdings ein vorzeitiges Ende. »Es war die wunderbarste Niederlage meines Lebens«, erklärte er einige Minuten später.
    Pep erwies sich nach dem Ausscheiden seiner Mannschaft als großmütig, suchte nicht nach Ausreden und war pragmatisch in Sachen Mourinho: »Kritik an ihm wäre Herablassung gegenüber Inter, und das ist nicht fair.«
    Bereits zwei Tage nach dem K.o. in der Champions League folgte ein Auswärtsspiel bei Villarreal. Es standen nur noch vier Punktspiele aus, und der Meistertitel war in Reichweite, wenn sich Bar Ç a keinen Ausrutscher leistete. Pep sagte seinem Freund David Trueba, er müsse etwas tun mit einer Mannschaft, die ernsthaft angeschlagen sei. Guardiola fiel auf, dass seine Spieler Wirkung zeigten, sie waren bedrückt wegen der Niederlage in einem Wettbewerb, den sie unbedingt hatten gewinnen wollen. »Was sage ich ihnen jetzt?«, dachte er laut nach, eine Stunde vor der kurzen Kabinenansprache im Stadion El Madrigal. Pep hatte

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