Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Zielen, sodass ich immer im Wettkampf mit mir selbst stehe«), doch das folgende Zitat zu seiner umstrittenen Haltung zu Rivalitäten verschafft uns einen interessanten Einblick in seine Arbeitsweise: »Man braucht nicht unbedingt Feinde, um sein Bestes geben zu können, aber es ist besser. Vor allem, wenn man sehr erfolgreich ist und zu einer entspannten Einstellung neigt.«
Die fortdauernden Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden großen Institutionen des Sports liefen letztlich also auf eine persönliche Konfrontation hinaus, auf den Kampf zwischen den beiden Cheftrainern. Die Medienpräsenz Guardiolas und Mourinhos war so groß, dass die Teams dabei fast nur noch die zweite Geige spielten, es war von »Guardiolas Team« oder »Mourinhos Team« die Rede. Miguel Alba zitierte in einem Artikel für El Público den Marketingexperten Jesús Toribio mit der Feststellung, dass die »Klubs im Verlauf dieses Duells allmählich ihre eigene Identität verloren, wie das in ähnlicher Form auch in der Technologie-Schlacht zwischen BlackBerry und iPhone abgelaufen ist – die Produkte haben ihre Marken verschlungen: RIM [das inzwischen BlackBerry heißt, G. B. ] und Apple. Die führende Rolle der Trainer wies ihnen selbst (den Produkten) die Siege zu, in stärkerem Maß als den Klubs (den Markennamen).«
Oberflächlich betrachtet entwickelten die beiden ein den Auffassungen des Kontrahenten genau entgegengesetztes Fußballverständnis.
Pep Guardiola umgab sich mit Spielern aus den eigenen Jugendmannschaften, die dieselben Werte hatten: Das Schwergewicht lag auf gutem Passspiel, Teamwork, gutem Benehmen auf dem Platz und darüber hinaus; hinzu kamen noch einige Neuverpflichtungen, die diese Philosophie verstanden. Eto’o und Ibrahimović stellten fest, dass diejenigen Spieler, die Peps Sicht auf die Welt im Allgemeinen und den Fußball im Besonderen nicht teilten, schon nach kurzer Zeit abgeschoben wurden.
Der portugiesische Trainer führte ein Team von Individualisten, die mit bedingungsloser Loyalität zu ihrem Trainer standen – sie waren bereit, für ihn und für den Sieg ihr Leben zu geben. Wer an ihm zweifelte, wurde rasch aussortiert. Madrids traditionell dynamische Spielweise wurde aggressiv, zuweilen sogar gewalttätig. Madrid konnte Rivalen erniedrigen, die Mannschaft zeigte einen unstillbaren Siegeswillen, und es war für alle Welt sichtbar, wie viel Freude ihr das bereitete.
Pressekonferenzen waren für Mourinho wie eine Theatervorstellung, in der er ganz in seiner Rolle aufging und die Aufmerksamkeit genoss. Gerne trug er vor, Real Madrid sei das Opfer einer komplexen Verschwörung, die von den Schiedsrichtern, der FIFA , der spanischen Regierung, ja sogar von der UNICEF ausging. Siege waren für ihn der Normalfall, denn seiner Ansicht nach waren sie das, was das Team verdiente, während er die diversen Niederlagen und Unentschieden stets mit Misstrauen und Beschuldigungen, es sei nicht mit rechten Dingen zugegangen, kommentierte. Das oftmals aggressive Verhalten seiner Spieler verteidigte er ohne Wenn und Aber, erhob aber regelmäßig ein großes Wehgeschrei, wenn die Gegner sein Team auf ähnliche Weise angingen.
Pep wurde, ob es ihm nun gefiel oder nicht, zum Bannerträger positiver Werte, und das in einer Welt, in der ein spürbarer Mangel an solchen Werten herrscht. Mourinho ist eher ein Produkt unserer Gesellschaft, ein Prediger einer modernen Denkweise, der nicht vor Konflikten zurückscheut, sich mit den Autoritäten anlegt, immer nach Erklärungen für Verschwörungstheorien sucht und einschlägige Behauptungen aufstellt. Seine Mannschaften gewinnen, weil sie alles richtig machen; sie verlieren, weil irgendjemand oder irgendetwas ihren Sieg verhindert hat.
Wenn Peps größte Tugend sein Gespür für Vorsicht und Behutsamkeit ist, dann ist Mourinho der pure Exzess. Der Portugiese zieht es vor, dem Ego seiner Spieler zu schmeicheln und ihnen den Weg zu guten Ergebnissen zu weisen; er hat sich selbst auch als »Manager von Egos« bezeichnet. Guardiolas Methode beruht auf der Entwicklung des Selbstvertrauens der Spieler, indem er ihnen Chancen einräumt und sie motiviert.
Der individuelle Führungsstil ist ein Spiegel der jeweiligen Persönlichkeit. »Mourinho verteidigt und genießt seinen Spitznamen ›The Special One‹ – er meint, er sei anders als alle anderen, und achtet darauf, dass niemand gleichgültig bleibt, wenn es um ihn geht. Die Menschen lieben oder hassen ihn. Das gilt auch
Weitere Kostenlose Bücher