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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Liga und anderswo die Augen: Getafe, Espanyol, Villarreal, Osasuna, Levante sowie der AC Mailand und der FC Chelsea in der Champions League machten sich jeweils ein Blatt aus Bielsas Notizbuch zu eigen und entwickelten ähnliche Strategien.
    Doch die Gegner waren nicht Barcelonas einziges Problem. Manchmal lag es nur an ihnen selbst, wenn der Wettkampfinstinkt fehlte, die Grundsätze vergessen wurden, auf denen ihr Erfolg beruhte, oder einfach nur dumme Fehler begangen wurden. Unentschieden bei Auswärtsspielen gegen Real Sociedad, Espanyol und Villarreal und die Niederlage gegen Osasuna hatten ausnahmslos mit diesen Gründen zu tun. Real Madrid beging dagegen in dieser Saison keine Fehler dieser Art und agierte um einiges schonungsloser.
    Guardiola erkannte die Symptome: Ein schlechter Wettkampf hat nichts damit zu tun, ob man gut oder schlecht spielt; es geht darum, dass man sich um die kleinen Details kümmert. Barcelona vergaß, dass sie in jeder Minute des Spiels wie Barcelona spielen mussten. Dennoch waren sie oft nicht effizient genug, wenn genau das vonnöten war, ließen aus einem Mangel an Konzentration heraus unnötige Tore zu, schalteten nicht schnell genug von Angriff auf Abwehr um oder gingen schlicht etwas zu entspannt in ein Spiel und reagierten dann zu spät. Solche Verhaltensweisen und Fehler, um nur ein paar davon zu nennen, kosten Punkte und Titel. Barcelona versäumte es auch, die Spielweise zu ändern, wenn die Umstände (zum Beispiel die Platzverhältnisse oder das Wetter) eigentlich dafür sprachen. Ist Flexibilität bei der bevorzugten Spielweise nun ein Zeichen von Schwäche oder Stärke? Ist Anpassungsfähigkeit nicht eine Tugend?
    Und dann war da noch Messi.
    Barcelonas allzu große Abhängigkeit vom argentinischen Genie – vor allem beim Toreschießen – wurde zum Problem. Das Fehlen einer Alternative zu seiner spielerischen Brillanz war ein Handicap für das Team. Villas Verletzung im Dezember, Pedros Formschwäche aufgrund seiner ständigen muskulären Probleme und Fàbregas’ geringe Torausbeute gegen Ende der Saison – all das zwang Xavi, sich zu einem Mittelfeldspieler zu entwickeln, der in den Strafraum eindringen musste (er kam auf 15 Saisontreffer, eine persönliche Bestleistung). Es stand kein echter Stürmer mehr zur Verfügung – mit dem Selbstvertrauen, das einen Spieler mit 20 Einsätzen pro Saison eine führende Rolle einnehmen lässt. Dem Team fehlte es an Angreifern, und es standen keine jungen Spieler aus den Nachwuchsmannschaften zur Verfügung, die das nötige Profil besaßen.
    Pep benannte das Problem: Die Mannschaft war bei den wirklich großen Spielen nicht mehr so zuverlässig, wie sie das einst, vor gar nicht so langer Zeit, gewesen war.
    Er hatte nie Titel versprochen, aber alle hatten sich an sie gewöhnt. Dennoch war er mit sich im Reinen und damit zufrieden, dass er seinen Verpflichtungen nachgekommen war, indem er alles für die Mannschaft getan hatte. »Ich glaube nicht, dass die Vizemeister Verlierer sind. Manchester United war in Rom oder im Wembley-Stadion keine Verlierermannschaft«, sagte er in London unmittelbar vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Chelsea, vor dem Spiel, das für das Saisonergebnis bestimmend war. Er wollte, dass die Menschen die Bedeutung von Erfolg neu bewerteten: Wenn Klubs wie Barcelona, Real Madrid oder Manchester United einen Monat vor Saisonende gegeneinander antraten, hatte man erreicht, was von einem erwartet wurde. Der Rest hängt von Unwägbarkeiten ab, von einem Pfostentreffer, einem vergebenen Elfmeter, von Schüssen, die abgefälscht werden: »Niemand kann uns irgendetwas vorhalten; wir haben getan, was wir tun mussten«, sagte er den Journalisten in Stamford Bridge.
    Aber Pep wusste, dass sich aus der Anhäufung von Erfolgen eine logische Weiterentwicklung ergab: Je mehr man gewinnt, desto schwächer wird der Siegeswille. Ein Augenblick der Nachlässigkeit kann auf höchstem sportlichen Niveau eine entscheidende Schwächung sein. Die Wachsamkeit der Mannschaft ließ nach drei Jahren ununterbrochener Erfolge nach, und das hatte seinen Preis. Dieser Zermürbungskrieg, die Notwendigkeit, ein Profiteam unter allen Umständen anzutreiben, war ein aussichtloses Unterfangen, das am Trainer nicht spurlos vorüberging. Vielleicht war es dieser Kampf, der ihn mehr als alles andere erschöpfte, sogar mehr als die Auseinandersetzungen mit Mourinho. Der Madrider Trainer musste sich dagegen, solange er mit Pep in Spanien

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