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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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ein Wiederholungsspiel.
    Pep wies sein Team an, die Außenbahnen zu nutzen, wobei die hängenden Spitzen Messi und Fàbregas Bewegungsfreiheit genossen, und den Ball von einer Seite zur anderen zu verlagern, bis sich Lücken auftaten. Barcelona blieb geduldig, und sobald die Lücken da waren, griffen die Gastgeber an wie Piranhas.
    Barcelona schoss zwei Tore. In jeder anderen Saison hätte das genügt, vor allem nach dem Platzverweis gegen Chelseas Kapitän John Terry nach einer Tätlichkeit, bei der er Alexis Sánchez mit dem Knie in den Rücken traf, wobei der Ball gar nicht in der Nähe war. Bar Ç a hatte es allerdings mit einem hervorragenden Team starker Spieler zu tun, die eine letzte Chance auf europäischen Ruhm und außerdem die Aufgabe hatten, alles zu zerstören, wofür der Gegner stand: ein vollkommen legitimes Ansinnen. Cahill verletzte sich, aus Chelseas Sicht ging alles schief. Aber Drogba leistete Großartiges, auch als zweiter Außenverteidiger, und Cech hielt alles, was zu halten war. Aber sie alle konnten nicht verhindern, dass Barcelona eine Chance nach der anderen herausspielte.
    Peps Team brachte es auf zwei Pfostentreffer, schoss 23-mal aufs Tor, sechs dieser Bälle kamen auch aufs Tor, Messi knallte einen Elfmeter an den Pfosten. In jeder anderen Saison …
    Und Chelsea kam auch noch zu einem Tor, wieder in der Nachspielzeit vor der Halbzeitpause. Ein Augenblick der Unkonzentriertheit, ähnlich wie im Hinspiel, wo das zu einer Niederlage geführt hatte, sollte der Mannschaft auch hier wehtun. Ramires lupfte den Ball über Valdés, und es stand nur noch 2:1. Barcelona brauchte jetzt ein drittes Tor, aber es schien so, als seien den Katalanen die Ideen und der Glaube an den Erfolg ausgegangen. Der Ball ging oft verloren, und Bar Ç a fehlte es an Durchschlagskraft und Raumgewinn.
    Das Tor fiel nicht. Und dann, in der Nachspielzeit kurz vor dem Schlusspfiff, versetzte Torres Barcelonas Träumen den Todesstoß.
    Chelsea hatte aus wenig Ballbesitz zwei Tore gemacht.
    Guardiola und sein Team hatten keine Antwort gewusst.
    Im Lauf der vorhergehenden vier Jahre war Barcelona vorangekommen, hatte seine Erfolge gefeiert und an Statur gewonnen, und mit der Persönlichkeit der Spieler geschah etwas Ähnliches. Oder besser gesagt: Es wurde immer schwieriger, ihre Instinkte zum Nutzen des gesamten Teams einzuspannen. Das war ganz normal. Xavi und Puyol waren zu Elder Statesmen geworden, zu Weltmeistern, die in der Fußballszene massiv präsent waren. Erfolge dieser Art zu verarbeiten, das ist immer ein Thema, mit dem der eine besser fertigwird als der andere. Gerard Piqué wandelte sich zu einem multinationalen Star mit einer Superstar-Freundin, was nicht unbedingt etwas Schlechtes ist. Aber das bedeutete mit Sicherheit, dass er nicht mehr der Gerard Piqué war, der von Manchester United zu Bar Ç a gekommen war. Für einen Spieler mit einem so großen Namen, wie ihn der junge Verteidiger jetzt hatte, war es sicher nicht leicht zu akzeptieren, dass Javier Mascherano inzwischen als Innenverteidiger gesetzt war, während er sich einige wichtige Spiele von der Bank aus anschauen musste. Die Mannschaft entwickelte sich weiter, und Peps Entscheidungen wurden immer komplexer. Einem aufstrebenden und vielversprechenden jungen Messi Anweisungen zu geben ist etwas ganz anderes, als einem zweifachen Gewinner des Goldenen Balls und Megastar, der allgemein als bester Spieler seiner Generation gilt, zu sagen, was er tun soll.
    Gegen Ende dieser letzten Saison bekam das Aufstellen der Startelf eine zentrale Bedeutung. Jede Entscheidung glich einem Schachzug, jeder Schritt erfolgte mit äußerster Vorsicht. Mitunter wirkte das exzessiv, und oft wurden dabei zu viele Variablen durchgespielt. Einige Spieler verglichen das mit politischer Arbeit. Ein Spieler kann es verkraften, wenn er gegen Racing Santander oder Levante aussetzen muss, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man gegen Real Madrid auf der Bank sitzt – bei dem Spiel, das in jeder Saison als Leistungsbarometer dient. Jeder Spieler, der beim Clásico scheinbar »aussortiert« wird, steht sofort im Mittelpunkt negativer Berichterstattung. Dabei spielt es keine Rolle, wie oft Guardiola zu erklären versucht, dass alle das Recht haben zu spielen, dass alle gleichwertig sind, dass es um taktische Optionen geht, dass Spieler geschont werden und so weiter. Diese Spiele sind in jedem Kalender dick angestrichen, und die Entscheidung über die Startelf sollte sich auf

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