Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Spielausschluss auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Im Berufungsverfahren wurde die Strafe schließlich auf drei Spiele reduziert. Pepe wurde für ein Spiel gesperrt. José Pinto, der Torwart des FC Barcelona, der bei Spielende noch die rote Karte sah, musste dagegen drei Spiele aussetzen.
Guardiola bot in der Pressekonferenz nach dem Spiel wieder das gewohnte Erscheinungsbild – er war der coole, ruhige, gefasste Trainer, den wir kennen. Im Unterschied zu seinem Rivalen sah Pep das Rückspiel nicht nur als reine Formalität. Er ermahnte die Journalisten, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, und verlangte Respekt vor dem Gegner, mit dem es seine Mannschaft zu tun hatte: »Ein Team, das neunmal den Europapokal gewonnen hat, darf man niemals abschreiben. Wir werden vorsichtig sein und werden uns emotional und mental ausruhen.«
Noch in derselben Woche gab Pep vor der Presse eine weitere Erklärung ab: »Die erste Nachricht ist natürlich, dass wir um den Einzug ins Finale der Champions League spielen, aber die zweite Nachricht lautet, dass Abidal wieder bei uns ist. Es ist hervorragend, wenn man erfährt, dass ein Mann, der mit dem Krebs gekämpft hat, wieder grünes Licht bekommen hat. Er wird bei diesem Spiel mit auf der Bank sitzen.«
3. Mai 2011 – Champions-League-Clásico, Rückspiel im Camp Nou
Iniesta kehrte ins Bar Ç a-Team zurück. Die Muskelzerrung, die ihn vom Hinspiel ferngehalten hatte, war auskuriert.
Mourinho musste wegen seiner Sperre in einem Hotel in Barcelona bleiben, Ramos und Pepe waren ebenfalls nicht dabei, und Kaká stand überraschend in der Startelf. Seine Hereinnahme hatte allerdings nicht die gewünschte Wirkung – eine Stärkung der Offensive –, aber mit zwei Ballverteilern im Mittelfeld und vier offensiven Leuten hatte Mourinho seine Mannschaft auf Angriff eingestellt. Und wie immer gab es umstrittene Szenen. Real Madrid hatte in der 47. Minute schon gedacht, der Bann sei gebrochen. Nach bis dahin ausgeglichenem Spielverlauf wurde jedoch ein Tor von Higuaín nicht gegeben, weil Ronaldo wenige Augenblicke zuvor ein Foul begangen hatte. Pedro brachte Barcelona dann in Führung. Madrid ging jetzt aufs Ganze, brachte Adebayor für Higuaín und nahm Kaká heraus. Bei einem Gesamtrückstand von 0:3 kam Real endlich zu einem Torerfolg, als Angel di Marías Schuss vom Pfosten zurückkam und Marcelo den Abpraller verwertete.
Barcelona hatte sich mit einem Gesamtergebnis von 3:1 für das Finale 2011 im Wembley-Stadion qualifiziert.
Pep Guardiola nahm 45 Minuten später im Presseraum des Camp Nou seinen Platz ein. Wie üblich zollte er zunächst den eigenen Spielern und dem Gegner Respekt – und er genoss auch diesen Augenblick: »Das war einer der schönsten Abende, die ich bisher erlebt habe.
Ich möchte auch die Mannschaft von Real Madrid für den Mut loben, den sie heute Abend gezeigt hat, denn sie wollte mit uns gleichziehen.
Nach unserem Gefühl haben wir eine überragende Mannschaft ausgeschaltet, einen wohlhabenderen Klub, der jede beliebige Summe zahlen kann, wenn er einen Spieler verpflichten will, ein Team mit sieben Angreifern, die jede Mannschaft der Welt gerne in ihren Reihen hätte; das ist ein Klasseteam.«
Barcelona war aus diesen aufreibenden zwanzig Tagen mit der siebten Finalteilnahme im Europapokal und mit der Chance auf den vierten Endspielerfolg hervorgegangen.
Pep fühlte sich ausgelaugt. Diese drei Wochen waren »unglaublich hart« gewesen, »mit sehr viel Anspannung; sehr intensiv und sehr ermüdend«.
Für Xavi sind die Wunden aus diesen Clásicos noch nicht ganz verheilt, die Erinnerung an die damit verbundenen Emotionen ist noch nicht verwässert: »Ja, das war hart. Diese vier Clásicos waren hart. Und wenn du allein bist und kritisiert wirst, musst du psychisch sehr stark sein. Das gilt auch für mich. Es gibt Tage, an denen du denkst: ›Ich halte das nicht mehr aus, das macht mir keine Freude.‹ Aber zumindest Pep, der von seinen Leuten umgeben war, musste sich geschützt fühlen, er hatte Tito, Manel, Leute, die er seit Jahren kannte. Leute, die so viele Dinge mit ihm teilten und ihm das Gefühl gaben, alles unter Kontrolle zu haben.«
Mourinho dachte nicht daran, den Kampf aufzugeben. Er war zwar besiegt, aber noch nicht erledigt, und er sah diese Auseinandersetzung nur als Auftaktrunde in dem Kampf, für den er nach Madrid gekommen war. Bei Inter Mailand brauchte er bis zum dritten Spiel gegen Barcelona, bis er herausgefunden
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