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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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schönen Geld ist jetzt nicht mehr viel nach, weißt du? Wir machen das jetzt… so bummelig 10 Jahre würde ich schätzen.“
     
    Wieder fiepte der Hund. Papa schrie ihn an, diesmal jedoch richtig wütend , „SCHNAUZÄÄ!“ Doch Hassan hörte nicht auf. Papa stand auf. Er zückte seine Pistole und hielt sie vor Hassans Gesicht. Er wurde sofort leiser und zog den verwundeten Kopf ein.
    „Bist du jetzt ruhig? HÄLTST DU JETZT DIE FRESSE?“
    Hassan machte keinen Mucks mehr. Dann drehte Papa sich wieder zu ihm um. Er war unglaublich groß… und hatte diese Knarre in der Hand… Ein Anblick, der Lasse unruhig werden ließ.
    „Das ganze Geld, weißt du… Am Anfang da haben wir gedacht… Oh Mann… Wir haben gedacht, das ist viel mehr Geld als wir je ausgeben könnten. Wir wollten uns dieses Leben hier aufbauen, Lasse. Genau dieses Leben. Wohnwagen, Geld wie Heu, niemandem Rechenschaft schuldig und tun und lassen was immer wir wollen.“
    Papa kam auf ihn zu, beugte sich zu ihm herunter. Wieder roch er den sauren Atem.
    „Aber irgendwann… irgendwann reichte es Mama nicht mehr. Sie hat angefangen…“ Papa schüttelte den Kopf. Er fuhr sich mit seiner großen Hand übers Gesicht.
    „Sie hat angefangen, sich für Gott zu halten, Lasse. Verstehst du? Es gibt Dinge, die kann man sich für Geld nicht kaufen. Den Kick zum Beispiel. Den Kick eine Sparkasse zu überfallen. Den Kick jemandem etwas wegzunehmen, und einfach abzuhauen. Ich brauchte diesen Kick eigentlich nie. Aber deine Mutter. Sie setzt sich nichts in den Kopf, sondern ihr kommt etwas in den Sinn, weißt du? Stell dir vor, ich würde zu dir sagen: Da vorne liegt ´ne nackte Frau im Gras. Du darfst sie nicht ansehen, nicht anfassen und auch keine Fragen stellen. Du hältst dich daran. Eines Tages bin ich mal nicht da. Mama ist weg und Uwe und ich auch. Also wir drei. Keiner ist da. Und du machst so deinen Streifzug wie sonst auch, und plötzlich kommt dir in den Sinn, da liegt doch diese nackte Frau im Gras. Du witterst deine Chance, gehst hin und siehst sie dir an. Obwohl ich es dir verboten habe. Und wenn wir wieder nach Hause kommen, bemerken wir es nicht. Du speicherst es ab. Beim nächsten Mal, wenn wir alle weg sind, gehst du direkt hin. Du bist schon voller Euphorie und spürst, wie unglaublich spannend das ist. Du gaffst nach Lust und Laune und nimmst dir, was immer du brauchst, weil du denkst, Mama und Papa und Uwe sind sowieso zu blöd. Die merken es ja eh nicht. Nur als Beispiel, ist ja völlig egal, was es jetzt ist. Ob ne nackte Frau oder sonst was. Scheiß egal. Du gehst hin, weil es dir einen Kick beschert, weil du weißt, dass ich es dir verboten habe, und tust es trotzdem. Jetzt erst recht, verstehste? Und keiner bekommt etwas davon mit. Du hast deinen Spaß, kannst tun und lassen was du willst, aber keiner bemerkt es. Es ist ein persönlicher Erfolg für dich. Du fühlst dich schlauer und mächtiger als wir… Ich weiß nicht, wie ich es dir sonst erklären soll. Bei Mama war es auch so. Das mit der Sparkasse hat einwandfrei geklappt. Du kannst mir glauben, dass für uns drei diese Wochen, bevor wir uns aus dem Staub gemacht haben, mit einer unglaublichen Anspannung verbunden waren. Wir mussten ständig Schiss davor haben, dass man uns doch erwischt hat. An Schlaf war kaum zu denken, und es war uns scheißegal, weißt du, weil wir genügend Adrenalin im Blut gehabt haben, uns so fit zu fühlen wie seit Jahren schon nicht mehr. Und dann kam der Tag… Der Tag, an dem wir abgehauen sind, und wo all der Stress von uns abfiel und wir uns nur noch hätten fallen lassen brauchen. Wir waren fort, über alle Berge sozusagen. Wir lebten unseren Traum. Aber dann… dann kam deine Mutter ins Spiel…“
    Papa nickte sinnierend, nippte an seinem Bier und schien zu überlegen, was er als nächstes sagen sollte.
    „Versteh mich nicht falsch, Lasse… Aber… Die Frau, also, deine Mutter… Sie ist… Sie ist krank, verstehst du? Nicht irgendwie total ausgeflippt oder verrückt, aber… süchtig , könnte man sagen. Sie wirft das Geld mit offenen Händen heraus, das eigentlich unser Leben lang hätte reichen sollen. Wir hätten nicht viel gebraucht. Wir hätten uns größtenteils sparsam ernährt, nie Miete gezahlt und all solche Scherze. Wir hätten einfach unser Leben genossen. Aber was macht sie? Sie greift sich Kinder auf. Sie will sich die perfekte Familie zusammenstellen. Und ich Idiot? Ich lass es auch noch zu, weißt du?! Am Anfang hab ich

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