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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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nicht gut.
    „Na ja“ sagte er, „ich finde es hier auch nicht so gut.“ Papa nahm seine Hand von seinem Hals weg, schnaubte und zündete sich eine Zigarette an.
    „Hab ich mir doch gedacht. Ich merk doch, wenn es meinem Jungen nicht gut geht.“ Papa reichte ihm die Zigarette, die er sich gerade angezündet hatte und zündete sich selbst noch eine weitere an.
    „Aber erzähl das mal deiner Mutter…“,
    „Ihr habt Streit, oder?“ Papa schaute ihm interessiert in die Augen.
    „Wie kommst du darauf?“,
    „Nur so.“,
    „Weißt du… ich hab keine Ahnung ob du schon weit genug dafür bist, Lasse, aber ich finde, du solltest es langsam wissen. Du weißt, dass deine Mutter und ich… ein Leben führen… das nicht immer so ganz einfach ist. Oder? Das weißt du doch, stimmt´s?“,
    „M-hm. Ja, weiß ich.“ Papa schüttelte den Kopf, nippte an seinem Bier und starrte zum Himmel empor.
    „Wir führen ein Leben mit allen Freiheiten. Wir sind unabhängig, verstehst du? Wir können tun und lassen, was immer wir wollen. Als ich Mama damals kennenlernte, da waren wir uns von Anfang an einig, wir machen es so. Wir hatten beide diesen… diesen unglaublichen Freiheitsdrang .“ Er sah ihn prüfend an, als wollte er sicherstellen, dass er auch wirklich alles richtig verstand.
     „Wir wollten nicht abhängig sein von irgendwelchen Chefs oder Behörden. Ich nicht, Mama nicht und Uwe auch nicht.“
     
    Plötzlich heulte Hassan laut auf. Es war ein richtiges Heulen, schrill und durchdringend intensiv.
    „SCHNAUZE!“ fuhr Papa ihn an. Dann wandte er sich wieder ihm zu.
    „Ich weiß nicht, aber… Du musst mir versprechen, dass du es für dich behältst, was ich dir gleich sage, ja?“
    Papa war ordentlich am Lallen. Er stieß auf und beförderte damit einen gigantischen Gestank nach schalem Bier und Zigarettenrauch zutage.
    „Damals da…“ er fing an zu lachen, als könnte er kaum glauben, was er ihm da erzählte,
    „Damals… Als wir noch jung waren, Lasse… Da hatten deine Mutter, Uwe und ich eine… verrückte Idee. Kannst du dir denken, was es ist?“,
    „Ne“ entgegnete er (was absolut der Wahrheit entsprach!).
    „Ich will es dir sagen“, wieder lachte Papa,
    „Wir waren echt verrückt… Wir haben diese Sparkasse überfallen. Gleich morgens. Wir haben gewartet bis die beiden Angestellten kamen. Wir wussten genau, wann sie kommen würden, denn wir haben sie vorher lange und intensiv beobachtet. Und der große Vorteil war, dass die eine davon Uwes ehemalige Nachbarin war, so dass wir auch wussten, dass sie uns wegen irgendwelchen Schlüsseln oder so gar nichts vormachen konnten.“,
    „Ihr habt ne Bank überfallen?“ rief Lasse aufgeregt.
    „Oh ja, mein Junge, das haben wir. Weißt du, ohne Geld ist das mit der Freiheit nicht so einfach. Was hätte es uns genützt, wenn wir Freiraum ohne Ende gehabt hätten, aber keinen einzigen verfickten Taler auf Tasche. Und wir hatten Geld, Alter, das will ich dir sagen.“ Er grinste.
    „Über  anderthalb Millionen Mark damals. Anderthalb Millionen. Kannst du dir das vorstellen? Ha… Mann, und ich hab deine Mutter bewundert. Sie war so eiskalt damals. Sie hat alles geregelt. Tut sie ja heute noch. Sie ist so  ´ne echte Reglerin. Tja, jedenfalls… hatten wir mächtig Kohle. Weißt du, uns lag die Welt zu Füßen mit dem ganzen Geld. Das erste, was wir gemacht haben, war, uns diesen Wohnwagen zu kaufen. Wir wollten  nicht sofort aufbrechen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das hat deine Mutter alles klug durchdacht. Erst sollte alles noch ganz normal weitergehen wie bisher, damit niemand Verdacht schöpfen konnte. Sie ist echt… plietsch . Ich glaub, viele wären einfach abgehauen nach so einem Überfall, aber Britta nicht. Wie gesagt: Eiskalt war sie. Und sie hatte Recht! Niemand hat bei uns Verdacht geschöpft. Wir waren ganz normale Menschen. Total unauffällig…“ Plötzlich hielt er inne. Seine glasigen Augen waren zugekniffen.
    „Was wollte ich dir eigentlich erzählen?“ fragte er. Lasse zuckte mit den Schultern.
    „Erzähl das bloß alles nicht Mama, okay?“,
    „Ne-ne, tu ich nicht. Versprochen!“ Papa hob wieder den Kopf und schaute den Himmel an. Lasse kannte diese Geschichte noch nicht. Entweder hatten Mama und Papa nie darüber gesprochen, oder sie taten es wirklich nur dann, wenn sie sicher waren, dass er schlief. Er war ein bisschen überrascht, jedoch vor allen Dingen fasziniert.
    „Von der ganzen Kohle … Von dem ganzen

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