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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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und den kennen wir so viele Jahre, meint Mama. Der letzte Schmierlappen ist das. Der lügt schon wenn er den Mund aufmacht.“,
    „Woher kennt ihr ihn denn eigentlich?“,
    „Ich kenn ihn gar nicht. Mama kennt ihn. Woher weiß ich nicht, ist mir auch vollkommen egal. Ich weiß nur, dass ich diesem Penner nicht über den Weg traue. Ich garantier dir, wenn der mal was gegen uns in der Hand hat, ist er der Erste, der damit droht uns anzuschwärzen. Das ist sonn richtiger Windhund.“,
    „Komisch, dass Mama ihn mag. Ich find ihn so... Mittelnett irgendwie.“,
    „Mittelnett? Ah ja. Jedenfalls...“ Papa schaute ihn schon wieder streng an und sagte,
    „Aber das bleibt unter uns, ja?“,
    „Klar, Papa. Und du halt´s Maul Hassan!“ Der Hund heulte wieder einmal protestierend.
    „Behältst du auch ein Geheimnis für dich, wenn ich dir eins erzählen würde?“ Papa machte ein verschmitztes Gesicht und sagte,
    „Na klar. Wenn du ein Geheimnis hast .“,
    „Aber versprech du mir auch bitte, dass du Mama nix sagst, okay?“,
    „Klar Mann, da kannst dich drauf verlassen. Warum holst du dir nicht `n Bier, hm?“
    Ein Bier? Hatte Papa das wirklich gerade gesagt? Wow, wie geil war das denn bitte? Zum ersten Mal ganz allein mit Papa einen heben und dann auch noch von seinem so heiligen dänischen Dosenbier.
     
    ***
     
    Durch das offene Fenster bekam David jedes Wort der Unterhaltung draußen mit. Das alles hörte sich wirklich toll an. Nicht nur, dass diese Leute alle miteinander ´ne Schraube locker hatten, sie waren auch noch Bankräuber. Seit vielen Jahren auf der Flucht. Und er schien nicht der Erste zu sein, den sie auf dem Weg aufgelesen hatten. Das waren wirklich tolle Aussichten. Doch aus irgendeinem Grund prallte alles, was Mario erzählte, an ihm ab. Es klang fast wie eine Beichte oder sowas. Auf keinen Fall euphorisch, so als hätte er Gefallen an dem, was er tat, was wiederum beruhigend war… Irgendwie zumindest. Keine Erlösung, aber zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer… Vielleicht…
     
    Er lag einfach stumm da und lauschte. Sein Mund war unheimlich trocken und seine Zunge fühlte sich an, als hätte er tagelang auf einer einzigen Halsschmerztablette mit dem Geschmack saurer Milch rumgelutscht. Er war an den Händen gefesselt und lag rücklings auf dem Bett. Die Luft roch staubig, nach kaltem Rauch und – erstaunlicherweise – nach Puddingpulver… Süßlich und vanillig. Der Geruch erinnerte ihn an Zuhause. An den Pudding, den seine Mutter manchmal kochte, wenn es sie überkam, weil es draußen regnete und sie damit Gemütlichkeit heraufbeschwören wollte, oder sie einen sentimentalen Anfall von Fürsorge bekam oder weiß der Henker warum. Jedenfalls kam es manchmal vor und Zuhause roch es dann praktisch genauso wie hier im Wohnwagen.
     
    Der Fettwanst öffnete die Wohnwagentür und sah sich um. David blickte wieder durch die Schlitze seiner Augen; inzwischen wusste er, dass es ihnen nicht auffiel, das sie ihn weiterhin für schlafend hielten. Lasse summte irgendetwas vollkommen Unmelodisches vor sich hin.
    „Pabba, wo is dein Bier noch mal?“ rief er mit seiner abstoßend klingenden Hoschi-Stimme.
    „Am Kühlschrank. Links unten.“ Dann summte Lasse weiter und versuchte sogar zu pfeifen, was ihm jedoch nicht gelang. David fragte sich, was der hässliche Freak-Fettsack wohl für ein Geheimnis hatte, und konnte plötzlich nicht anders, als zu lachen, weil er eine vage Vorstellung bekam. Er bemühte sich, hierbei bloß keinen Ton von sich zu geben. Genau wie im Schulunterricht. Immer wenn man besser nicht lachen sollte, musste man erst recht lachen. Pabba, mein Geheimnis ist, dass ich mal heimlich Schoko Weihnachtsmann Lollies aus dem Schrank genommen habe. Eine ganze Packung. Und ich hab die ganz alleine aufgemampft, höhöhö. Krass oder? Genau das traute er dem fetten Hurensohn zu. Genau so einen Scheiß. Mehr als fressen und Scheißen schien er einfach nicht drauf zu haben. Obwohl David wahrlich andere Dinge durch den Kopf gehen sollten, machte ihn der speckige, zurückgebliebene Typ auf Anhieb wieder unwahrscheinlich aggressiv und stachelte seine Fantasie zu gehässigen Höchstleistungen an.
    „Na Vivi“ hörte er ihn dann sagen und glaubte erst, er sprach mit sich selbst. Doch dann hörte er das leise Geräusch des Babys, und sah, wie Lasse sich nach unten über die Hundedecke beugte. Tatsächlich lag das kleine Mädchen dort.
    Es gluckste.
    Ob zufrieden oder nicht, vermochte David

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