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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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gedacht, gut, okay, das ist krass, das ist idiotisch, dass ist einfach nur krank – und doch habe ich sie wieder für ihre Kaltschnäuzigkeit bewundert. Sie kommt mir nichts dir nichts auf eine Idee, und tut es einfach. Natürlich haben all diese Jungs und Mädels versucht, vor uns zu fliehen. Es bleibt ja gar nicht aus, oder? Wir müssen jedes Mal wieder von Pontius bis Pilatus fahren, um keinen Verdacht zu erwecken. Eine ganze Weile hatte ich den Eindruck, jetzt hat sie geschnallt, dass es keinen Sinn hat. Wir können nicht laufend die Familie erweitern  oder durch die Lande brausen. Auf Dauer nicht. Das funktioniert einfach nicht. Weil wir kein Einkommen haben und weil wir verdammt noch mal nirgendwo registriert sind. Wir müssen mit dem, was wir haben, auskommen. Verstehst du? Es kommt ja sonst nichts mehr herein. Das heißt, wir überfallen entweder noch mal eine Bank und werden dann unter Garantie erwischt, denn ich glaub, eine Bank die überfällt man nicht zweimal im Leben und kommt ungestraft davon, oder eben… Oder wir lernen, uns auf das Wesentliche zu beschränken. Nämlich auf uns. Und ich hab gedacht, sie hätte es kapiert…“ wieder schüttelte er den Kopf.
    „Stattdessen kommt sie wieder mit einer Vivi an. Oder eben jetzt mit David. Ich weiß nicht, aber… erinnerst du dich noch an diesen Boris?“, „M-hm. Ja.“, „Damals war das schon echt knapp. Wir haben es echt erst im letzten Moment geschafft, uns zu verpissen. Der hätte uns beinahe schon Kopf und Kragen gekostet. Aber jetzt , weißt du… Jetzt war es wirklich zum ersten Mal so eng, dass die Bullen uns gesehen haben. Also richtig gesehen. So langsam… geht mir persönlich der Arsch auf Grundeis. Ich hab immer zu deiner Mutter gesagt: Irgendwann geraten wir mal an den Falschen. Irgendwann ist mal einer so gewitzt und schafft es, sich von uns abzusetzen. Ich kann nun mal auch nicht immer dafür garantieren, dass ich jemanden an der Flucht hindere. Ich kann auch nicht auf Bullen schießen und davon ausgehen, dass keine Gegenwehr kommt oder dass ich garantiert beide treffe. Ich bin doch kein Scharfschütze, verstehst du?!“ Lasse verstand tatsächlich nur die Hälfte der Litanei, die sein Vater ihm hielt. Er nickte trotzdem verständnisvoll.
    „Ich bin… eigentlich nur ´n Mensch“ sagte er und machte ein betretenes Gesicht. Dann hockte er sich zu ihm ins Gras, im Schneidersitz.
    „Ich weiß nicht, ob du das alles richtig verstehst, Lasse. Du hast ja nie was anderes kennengelernt. Manchmal tut es mir auch für dich richtig Leid. Dieser… ganze Scheißstress immer… Du hattest noch nie ein richtiges zu Hause. Ein alter Kumpel von mir, Armin Schumacher heißt der, der ist damals auch, genau wie ich, mit Wohnwagen weg. Der wollte auch unabhängig sein. Er hat sich ´n Platz gesucht, irgendwo in der Nähe von Hamburg, und lebt da, so viel ich weiß, bis heute. Unabhängig. Frei. So wie ich es mir auch gewünscht habe.“,
    „Hat der denn auch ´ne Bank überfallen?“,
    „Armin? Pah. Der kann noch nicht mal ´n Wespennest überfallen und ausrotten, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Er kommt aber dafür so zurecht. Er hält sich mit ein paar Jobs über Wasser, die eben gerade so anfallen. Er hat nicht viel, aber es reicht. Und theoretisch kann er, wann immer er möchte, weiterfahren. So hab ich es mir auch gewünscht… Nur eben mit etwas Geld auf der hohen Kante. Ich wollte in den Tag hinein leben und einfach frei sein… Uwe genauso… Deine Mutter eigentlich auch.. Eigentlich!“ Papa nickte unentwegt.
     „Aber dann wurde sie krank“ flüsterte Lasse geheimnisvoll.
    Das, und die Sache mit der Sparkasse, waren prinzipiell die beiden einzigen Dinge, die wirklich bei ihm angekommen waren, und er wollte seinem Papa zeigen, dass er verstanden hatte.
    „Genau… Größenwahnsinnig. Erfolgshungrig, verstehst du? Für sie war das hier irgendwann wie Leistungssport. Okay, schön, aber auch Leistungssportler haben ihre Grenzen und müssen mal aufhören. Das hat sie nie kapiert. Irgendwann geht’s mal schief. Ich hab ihr das immer und immer wieder gesagt. Das Geld ist draufgegangen für immer neue Autos, für Pässe und all so nen Quatschkram, den wir gar nicht gebraucht hätten.“,
    „Und für Lolle“ warf Lasse schlau ein.
    „Ja“, sagte Papa, „Zum Beispiel Lolle. Dieser Idiot. Der wird auch immer teurer. Fünfzehntausend haben wir allein für die alte Möhre abgelascht, die wir jetzt haben. Aber er ist ja sooo fair

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