Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
Glück, Lisa in einer Junioren-Olympiamannschaft zu trainieren, und während dieser beiden Jahre schlossen meine Frau und ich sie sehr ins Herz. Außerdem hatten wir große Hochachtung vor ihr, und zwar nicht nur wegen ihrer vielen sportlichen Erfolge, sondern vor allem wegen ihrer Bescheidenheit und Uneigennützigkeit im Umgang mit anderen, und das trotz all der vielen Siege, die sie errang. Außer der Tatsache, dass sie die begabteste Sportlerin in meiner gesamten Laufbahn war, war sie der Inbegriff einer Mannschaftsspielerin. Sie tat wirklich alles, um sich nicht in den Vordergrund zu stellen, und war in der Lage, sich jederzeit zurückzunehmen.
Und wenn jemand das Recht gehabt hätte, stolz zu sein, dann Lisa. Sie war nicht nur eine der besten Volleyball- und Basketballspielerinnen im Staate Michigan, sondern sie entwickelte sich dort außerdem noch zu einer Leichtathletik-Legende. Wie gut sie war? Sie nahm an 64 Verbandswettkämpfen hintereinander teil und gewann bei allen!
Sie schaffte es in allen vier Schuljahren der Oberstufe, bei den Endkämpfen im Staat dabei zu sein, und errang dabei sechs Titel. Oft war sie die einzige Repräsentantin ihres Teams bei den Wettkämpfen auf Bundesebene und schaffte es mit links, ihre Schule auf Platz 3 zu bringen. Während sie im Dreisprung, Weitsprung und im 100- und 200-Meter-Sprint Höchstleistungen brachte, kam es auch vor, dass ihr Trainer sie brauchte, um bei anderen Wettkämpfen einzuspringen.
Einmal bat er sie, im 300-Meter-Hürdenlauf auszuhelfen. Sie hatte in dieser Disziplin noch nie an einem Wettkampf teilgenommen, aber der Trainer brauchte sie an dem besagten Tag für die Mannschaftswertung. Wie sie dabei abschnitt? Sie gewann nicht nur, sondern bei ihrem ersten und einzigen Wettkampf in dieser Disziplin stellte sie auch noch sofort einen neuen Schulrekord auf.
Nicht ein einziges Mal prahlte sie mit ihren sportlichen Leistungen, ja es war ihr sogar unangenehm, darüber zu reden, und normalerweise lenkte sie bei solchen Gesprächen von sich selbst weg zu ihrer jüngeren Schwester oder anderen Teamkameradinnen.
Ich trainierte Lisa nicht nur im Volleyball, sondern ich konnte sie auch bei vielen Leichtathletikwettkämpfen beobachten, bei denen ich beauftragt war, Videoaufnahmen zu machen, denn ich betrieb eine Produktions- und Vertriebsfirma für Videos. Ich habe damals oft beobachtet, dass sie ihre Laufschuhe verlieh, wenn jemand anders seine vergessen hatte, oder dass sie gegen Ende eines Rennens ihr Tempo zurücknahm, um gleichzeitig mit ihrer jüngeren Schwester ins Ziel zu kommen, wobei beide breit grinsten. Und ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie Lisa auf die Sportlerin eines anderen Teams zuging und ihr zum Geburtstag gratulierte. Die Konkurrentin strahlte übers ganze Gesicht, als sie Lisa von ihren Plänen für die Geburtstagsparty am Abend erzählte. Ich lächelte, als ich es hörte, denn ich wusste zufällig, dass Lisa an dem Tag ebenfalls Geburtstag hatte, das aber dem Mädchen gegenüber mit keinem Wort erwähnte.
Als Lisa in der zwölften Klasse war, gab es aber einen ganz besonderen Leichtathletikwettkampf, auf dem sie zeigte, was wahre Sportlichkeit bedeutet. Es war ein Wettkampf außerhalb des Verbandes, der gegen Ende der Leichtathletiksaison stattfand. Lisas Trainer hatte ihr gesagt, er brauche sie für den 1.500-Meter-Lauf, eine Distanz, die sie noch nie im Wettkampf gelaufen war. Trotzdem erklärte sie sich bereit, für die Mannschaft ihr Bestes zu geben. Lisa lief sich in dem Wettkampf schnell einen großen Vorsprung heraus, aber in den letzten beiden Runden schien sie „müde“ zu werden. Zwei Läuferinnen des gegnerischen Teams überholten sie, und dann zog auch Lisas Teamkameradin Jane an ihr vorbei. Lisa überquerte unmittelbar nach dieser die Ziellinie.
Zum ersten Mal in ihrer Laufbahn als Leichtathletin war Lisa „geschlagen“ worden.
Nun war es so, dass die Athletinnen in Lisas Jahrgangsstufe eine bestimmte Punktzahl erreichen mussten, um ein Empfehlungsschreiben für eine Universitätsmannschaft zu bekommen. Lisa wusste, dass Jane, die in der Abschlussklasse war, mindestens Dritte werden musste, um eine solche Empfehlung zu bekommen. Sie wusste außerdem, dass die beiden Sportlerinnen des gegnerischen Teams Jane wahrscheinlich schlagen würden, wenn sie ähnliche Zeiten liefen wie sonst auch, dass Jane aber immerhin als Dritte ins Ziel kommen konnte. Diese Rechnung ging allerdings nur so lange auf, bis der Trainer Lisa
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