Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
bewiesen, den Preis für Wahrhaftigkeit und Loyalität zu bezahlen.
Eine Dame um die sechzig mit starkem deutschen Akzent sprach vor einer Gemeinde in Tennessee. Sie war Jüdin und als Teenager verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht worden. Ihre Geschichte unterschied sich kaum von anderen Geschichten über das Leid von Gefangenen in deutschen Konzentrationslagern.
Nach Monaten der Misshandlungen und des Hungers, die schwere gesundheitliche Folgen hatten, wurde ihr klar, dass für sie überhaupt nur die Hoffnung bestand zu entkommen, so lange sie noch genügend Kraft hatte. Sie hatte gerade ihr Abitur gemacht, und etliche ihrer Mitgefangenen waren zwar nur ein paar Jahre älter als sie, sahen aber schon aus wie alte Frauen. Sie plante also sorgfältig ihre Flucht und bemühte sich, auch nicht das kleinste Detail dem Zufall zu überlassen.
In der Nacht ihrer Flucht überwand sie alle Hindernisse. Nur noch eine letzte Hürde galt es zu nehmen – und zwar im wörtlichen Sinne. Sie musste über einen Stacheldrahtzaun klettern, um das Lager verlassen zu können. Sie war den Zaun schon halb hinaufgeklettert, als ein SS-Mann sie entdeckte. Er schrie, sie solle anhalten, und forderte sie mit seinem Gewehr im Anschlag auf, sich fallen zu lassen. Sie folgte seiner Aufforderung und landete mit übel blutenden Wunden auf dem Boden. Sie begann zu schluchzen, als ihr klar wurde, dass ihre einzige Hoffnung auf ein Entkommen soeben gestorben war.
Zu ihrem Erstaunen hörte sie jedoch den Wachposten sagen: „Ellie? Bist du das? Das ist doch nicht möglich!“
Sie sah ihn etwas genauer an und erkannte, dass es Rolf war, ein ehemaliger Mitschüler, der in der Mittelstufe ihr bester Freund gewesen war. Damals hatten sie einander ihre Träume und Hoffnungen anvertraut, aber jetzt war Krieg, und sie standen auf entgegengesetzten Seiten.
„Oh Rolf, bitte töte mich. Bitte! Ich sehe keinen Sinn mehr darin, weiterzuleben. Ich habe einfach keine Hoffnung mehr. Bringen wir es doch einfach hinter uns. Lass mich bitte sterben. Es gibt doch sowieso nichts, für das es sich zu leben lohnen würde.“
„Da irrst du dich, Ellie. Du kannst für alles leben, solange du weißt, für wen. Ich lasse dich laufen. Ich passe auf, dass du den Zaun hochkommst, und warte dann, bis du auf der anderen Seite bist. Aber würdest du mir eines versprechen?“
Ellie sah ihn ungläubig an und dachte, das müsse doch ein übler Scherz sein, aber daran, wie intensiv er sie ansah, merkte sie, dass er es wirklich ernst meinte. „Was soll ich versprechen, Rolf?“, fragte sie.
„Wenn du auf der anderen Seite ankommst und frei bist, versprich mir, dass du immer wieder eine Frage stellst, und zwar so lange, bis dir jemand darauf eine Antwort gibt. Frage: ,Warum macht Jesus Christus das Leben lebenswert?‘ Versprich mir das, Ellie! Er ist der einzige Grund zum Leben. Versprich mir, dass du diese Frage so lange stellst, bist du darauf eine Antwort bekommst.“
„Ja, ich verspreche es, ich verspreche es!“, rief sie. Als sie hastig wieder an dem Zaun hochkletterte, fühlte sie sich schuldig. Ich hätte ihm alles versprochen , dachte sie bei sich, um dieser Hölle zu entkommen .
Als sie sich auf der anderen Seite des Zaunes fallen ließ und sich jetzt wirklich in Freiheit befand, hörte sie mehrere ohrenbetäubende Schüsse. Im Losrennen drehte sie sich noch einmal um, in der festen Überzeugung, dass Rolf es sich doch noch anders überlegt hatte, und erstaunt darüber, dass keiner der Schüsse getroffen hatte. Zu ihrem Entsetzen musste sie aber feststellen, dass ein anderer SS-Mann mitbekommen hatte, wie Rolf ihr die Flucht ermöglichte, und ihn auf der Stelle erschossen hatte.
Während sie der Freiheit entgegenrannte, wurde ihr langsam klar, dass Rolf für sie gestorben war, damit sie Jesus kennenlernte. Sie fragte sich, wer dieser Jesus wohl sein mochte, dass jemand freiwillig sein Leben hingab, damit sie ihm begegnete …
Rebecca Manley Pippert
Aus: A Heart Like His
Per Anhalter in den Himmel …
Als ich zur Haustür hereinkam und meinen Ranzen quer durch den Flur pfefferte, hörte ich, wie meine Mutter mit jemandem telefonierte und dabei meinen Namen erwähnte. Normalerweise hätte ich mich auf direktem Weg in mein Zimmer begeben, um ihren betrunkenen Tiraden aus dem Weg zu gehen, aber meine Neugier war stärker, und so schlich ich mich durch den Flur in Richtung Küche, um besser mithören zu können, was sie da sagte. Mutter stand mit
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