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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
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konnte, dicke Brillengläser und ziemlich kindliche Klamotten. Manchmal hatte sie sogar zwei Tage hintereinander dasselbe Outfit an, so als interessierte es sie gar nicht, was sie trug. Und wenn man Mandy nicht kannte, konnte man nicht wissen, wie viel Spaß man mit ihr haben konnte oder dass sie einfach gründlich nachdachte, bevor sie etwas sagte, und deshalb vielleicht still wirkte. Aber ganz plötzlich wurde mir die schreckliche Wahrheit klar: Mandy war total uncool . Und ich war ihre beste Freundin.
    An jenem Tag begann ich, ein paar der Spielregeln zu begreifen: Coole Kids gehen nicht an den Tisch, an dem die Mega-Uncoolen sitzen. Man kann natürlich so jemandem kurz „Hallo“ sagen, aber es gab ungeschriebene Regeln, die stärker waren als alles andere. Und Shelley gab mir zu verstehen, dass Mandy mir die Chance vermasseln konnte, richtig beliebt zu werden. Ich sprach mit niemandem darüber, was Shelley zu mir gesagt hatte, aber ich dachte darüber nach. Ich beschloss, dass ich Mandy nicht einfach den Laufpass geben konnte – dafür waren wir einfach zu lange Freundinnen gewesen –, aber es stimmte, dass ich meinen Radius ein bisschen erweitern musste. Vielleicht entwachse ich Mandy ja nur , überlegte ich. Es ist sicher gut für uns beide, wenn wir neue Freunde haben jetzt in der Oberstufe, und überhaupt …
    In dem Jahr fing ich also an, in der Mittagspause an Shelleys Tisch zu sitzen. Zu Mandy sagte ich: „Shelley und ich müssen über das Volleyballspiel sprechen“, oder ich redete mich heraus: „Ich ruf dich an, wenn ich zu Hause bin, Mandy.“
    Ich merkte, dass Mandy ein bisschen verletzt war, aber ich rief sie ja wirklich an, wenn ich zu Hause war, und schließlich war sie ja nach wie vor meine beste Freundin. Jedenfalls meine älteste Freundin.
    „In Ordnung, Linds“, sagte sie. „Wir können ja was zusammen machen, wenn die Volleyballsaison zu Ende ist.“
    Wir sahen uns auf dem Gang in der Schule, und manchmal machte sie auch Anstalten, auf mich zuzukommen, aber dann sagte ich schnell: „Hey, Mandy“, und ging weg, um meine neuen Freunde zu suchen. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie verletzt und irritiert war, und ich fühlte mich schlecht, aber wie hätte ich es ihr denn erklären sollen?
    In der Gemeinde oder in der Jugendgruppe saßen wir immer noch beieinander, so als wären wir beste Freundinnen, aber in der Schule war es anders, und nach einer Weile war es so, als hätte sie einfach akzeptiert, dass dort sie ihren Weg ging und ich meinen.
    So ging das ungefähr anderthalb Jahre und für mich lief in der Schule alles bestens. Ich wurde zur stellvertretenden Klassensprecherin gewählt und Shelley wurde Klassensprecherin. Jetzt hatten wir also noch mehr Gemeinsamkeiten. Mandy war immer noch mit demselben streberhaften Haufen zusammen – sie machte auch immer noch keine Anstalten, sich etwas mehr zu stylen, und sie war immer noch die stille unauffällige Mandy. Beinahe unsichtbar.
    Wir hatten allerdings gemeinsam einen Bio-Kurs belegt, in dem auch Shelley war. Normalerweise saßen Shelley und ich im Bio-Raum ganz hinten, Mandy dagegen musste weit vorn sitzen, weil sie so schlecht sah. Der Lehrer, Mr Larson, war berüchtigt für seine Strenge. Was aber noch schlimmer war, er hatte es mit Darwin und der Evolutionstheorie. Ich hatte immer gelernt, dass Gott der Schöpfer der Welt ist und dass alles nicht einfach zufällig entstanden ist; dass es einen wunderbaren Plan gibt, von dem wir alle ein Teil sind. Und das glaubte ich auch. Ich konnte nicht in den Himmel schauen oder mir die wundervolle Welt um mich her ansehen und das alles einfach für eine Reihe von unwahrscheinlichen Zufällen halten. In meinem tiefsten Innern war mir klar, dass Gott die Welt geschaffen hat und mich auch. Ich hatte aber vor, den Kurs bei Mr Larson hinter mich zu bringen, ohne irgendwie aufzufallen. Schließlich musste ich ja eine gute Note bekommen.
    Und dann kam der Morgen, an dem Mandy mich total schockte. Mr Larson hatte ein paar Schaubilder an die Wand projiziert, auf denen die Theorie veranschaulicht wurde, wie sich der Mensch aus dem Affen entwickelt haben soll, und er redete immer weiter darüber und weiter und weiter, und plötzlich sah ich, wie Mandy sich vorn aufrichtete und dann die Hand hob.
    „Ja, Mandy?“, sagte Mr Larson.
    „Mr Larson, ich habe mich mit dem Thema beschäftigt und auch einiges darüber gelesen, und danach ist das, was sie hier lehren, eine Theorie und keine

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