Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
Vom Netzwerk:
dem Rücken zu mir, aber an ihrer schleppenden Sprechweise und dem leichten Schwanken konnte ich erkennen, dass sie den größten Teil des Nachmittags mit Trinken verbracht hatte.
    Das überraschte mich eigentlich nicht weiter. Was mich allerdings total schockierte, war das, was sie sagte. Mit Worten, bei denen sogar ein Matrose rot geworden wäre, wütete meine Mutter in den Telefonhörer und schilderte meinen unmoralischen Lebenswandel.
    So schockiert, dass ich nicht einmal weinen konnte, rannte ich in mein Zimmer.
    So denkt also meine Mutter wirklich über mich …?
    Obwohl ein paar von meinen Freunden schon mit Sex und Drogen experimentierten, hielt ich mich immer noch an den moralischen Maßstab, nach dem ich erzogen worden war – nämlich mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Ich hatte zwar keine persönliche Beziehung zu Gott, aber ein Gewissen hatte ich sehr wohl. Moral war mir wichtig.
    Was meine Mutter dachte, war mir ebenfalls wichtig, und was sie da am Telefon sagte, traf mich zutiefst. Es war schon schwierig genug, ein „braves Kind“ zu sein in einem Haus, in dem sich die Eltern durch Alkohol in völlig unberechenbare und irrationale Fremde verwandelten. Aber zu wissen und selbst mit anhören zu müssen, welche schrecklichen Lügen sie über mich verbreitete …
    In meinem Schmerz und meiner Verwirrung beschloss ich grimmig, von jetzt an das, was sie über mich dachte, auch wirklich in die Tat umzusetzen.
    Gelegenheiten, ihre düsteren Prophetien zu erfüllen, boten sich mehr als genug. Drogen betäubten mein Bewusstsein ebenso wie mein schmerzendes Inneres. Schon bald übertraf ich alle meine Freunde mit meinem rebellischen Lebensstil.
    Wegen ihrer eigenen Alkoholsucht bemerkten meine Eltern nicht einmal meinen langsamen Abstieg … bis zu dem Tag, an dem ich nicht nach Hause kam …
    „Geh nach Hause, Kind.“
    Zuerst dachte ich, ich sei durch die Kälte wach geworden. Zitternd lag ich unter meinem dünnen Umhängetuch auf einer nackten Matratze und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Und dann hörte ich es wieder, ganz klar, aber nicht mit den Ohren, sondern mit meinem Herzen.
    „Geh nach Hause, Sarah.“
    Instinktiv spürte ich, dass es Gott war, der da mit mir sprach, aber irgendwie wunderte ich mich auch darüber, warum er von mir wollte, dass ich ausgerechnet an den Ort auf dieser Welt zurückkehrte, an dem ich am allerwenigsten sein wollte. Die Kälte zwang mich, aufzustehen und mich zu bewegen, und jetzt merkte ich überhaupt erst, dass ich allein war. Das gewöhnliche Durcheinander hingestreckter Körper fehlte, und als ich in der verdreckten Wohnung herumtorkelte, wurde mir klar, dass das auch für meine Drogenvorräte, mein Geld und sogar meine Kleider galt. Während ich meinen letzten Drogenrausch ausgeschlafen hatte, hatten sich meine „Freunde“ mit meinen gesamten Habseligkeiten aus dem Staub gemacht.
    Ein paar Minuten später stand ich mit ausgestrecktem Daumen im Regen, um nach Hause zu trampen. Es gab keinen Ort, wohin ich sonst hätte gehen können. Mit jedem Auto, das mich der Umgebung näher brachte, der ich damals entflohen war, wurde ich ängstlicher. Für meinen Geschmack viel zu schnell wurde ich an einer Tankstelle abgesetzt, die nur ein paar Kilometer von meinem Elternhaus entfernt war.
    „Oh Gott, ich will nicht nach Hause – hilf mir!“
    Die Antwort auf mein Gebet war nichts als Stille. Mutlos wartete ich in dem trüben Nieselwetter darauf, dass mich jemand mitnahm. Völlig durchnässt und zitternd stieg ich in einen VW Käfer, der abbremste und ein paar Meter vor mir zum Stehen kam. Der Fahrer war ein junger Mann mit lockigem dunklem Haar und den freundlichsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte. Er fuhr mich damals nach Hause, aber er tat noch mehr als das – er zeigte mir den Weg zum Himmel.
    Bevor er mich zu Hause absetzte, kaufte er mir etwas zu essen, und nachdem ich die erste richtige Mahlzeit seit Tagen zu mir genommen hatte, ertappte ich mich dabei, wie ich diesem völlig Fremden mein Herz ausschüttete. Ich erzählte ihm, warum ich weggelaufen war und warum ich noch mehr Angst davor hatte, zurückzukommen.
    Er hörte schweigend zu, bis ich fertig war, und sah mich dann mit seinem durchdringenden Blick direkt an. „Sarah“, sagte er sanft, „für Gott bist du so kostbar. Ich habe dich zwar eben erst kennengelernt, aber ich spüre, dass du eine schöne Seele hast.“ Bevor ich protestieren konnte, fuhr er fort: „Gott hat einen wundervollen Plan mit

Weitere Kostenlose Bücher