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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
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Man wird es leid, es immer wieder zu versuchen. Und dann gibt man auf.
    Also eines Tages wachte ich auf, und statt einem Gott, der vielleicht da war, vielleicht aber auch nicht, über eine hohe Mauer ein paar weitere Bitten zuzurufen, gab ich einfach auf. Ich beschloss, dass es mir eigentlich egal war … Gott und auch ein Leben nach dem Tod und alles, was damit zu tun hat. Ich beschloss, die Zeit, die mir noch blieb, für etwas Sinnvolles, Gewinnbringendes zu nutzen. Ich dachte an Sie und Ihr Seminar, und ich erinnerte mich an noch etwas, das Sie gesagt hatten: ,Das grundlegend Traurige besteht darin, durchs Leben zu gehen, ohne zu lieben. Es wäre aber genauso traurig, durchs Leben zu gehen, ohne denen, die man liebt, gesagt zu haben, dass man sie liebt.‘ Also fing ich mit der schwierigsten Person an, meinem Vater. Er las gerade Zeitung, als ich auf ihn zuging. Und ich sagte: ,Papa …‘
    ,Ja, was?‘, fragte er, ohne die Zeitung aus der Hand zu legen.
    ,Ich möchte mit dir reden, Vater.‘
    ,Na, dann rede.‘
    ,Ich meine … es ist wirklich wichtig.‘
    Die Zeitung senkte sich ungefähr zehn Zentimeter. ,Worum geht es denn?‘
    ,Ich liebe dich, Vater. Und ich wollte einfach nur, dass du das weißt.‘“
    Tom lächelte mich an und sagte mit offensichtlicher Befriedigung: „Die Zeitung segelte zu Boden, und dann tat mein Vater zwei Dinge, die er meiner Erinnerung nach noch nie zuvor getan hatte. Er weinte und er umarmte mich. Und dann haben wir die ganze Nacht geredet, obwohl er am nächsten Morgen früh zur Arbeit musste. Es fühlte sich so gut an, meinem Vater nah zu sein, seine Tränen zu sehen, seine Umarmung zu spüren und zu hören, dass er mir sagte, wie sehr er mich liebt.
    Mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder war es schon leichter. Sie weinten auch mit mir zusammen und wir umarmten einander und sagten uns wirklich schöne Dinge. Wir sprachen über all das, was wir jahrelang für uns behalten hatten. Nur eines tat mir wirklich leid: dass ich so lange damit gewartet hatte.
    Ich fing also an, mich all den Menschen gegenüber zu öffnen, die um mich herum waren. Und dann eines Tages drehte ich mich um und Gott war da. Er kam nicht zu mir, als ich ihn anbettelte. Ich nehme an, ich war wohl zu ihm wie ein Tierdompteur, der einen Reifen hochhält: ,Allez hopp, spring durch.‘ ,Jetzt aber los, ich gebe dir noch drei Tage, drei Wochen.‘ Offenbar macht Gott Dinge auf seine ganz eigene Art und nach seinem Zeitplan. Das Wichtigste aber ist, dass er wirklich da ist. Er hat mich gefunden. Sie hatten recht. Er hat mich gefunden, und zwar erst nachdem ich aufgehört hatte, ihn zu suchen.“
    „Tommy!“ Ich schnappte buchstäblich nach Luft. „Ich glaube, dass Sie etwas sehr Wichtiges sagen und etwas, das allgemeingültiger ist, als Ihnen klar ist. Ich verstehe das, was Sie sagen, jedenfalls so, dass der sicherste Weg, Gott zu finden, darin besteht, ihn nicht zum Privatbesitz zu machen, zu einem Problemlöser oder einem Instant-Tröster in Zeiten der Not, sondern darin, offen zu werden für die Liebe an sich.
    Wissen Sie, der Apostel Paulus hat gesagt: ,Gott ist Liebe, und jeder, der in Liebe lebt, lebt mit Gott und Gott mit ihm.‘ Darf ich Sie um einen Gefallen bitten, Tom? Wissen Sie, als Sie bei mir im Seminar waren, waren Sie eine echte Herausforderung. Aber Sie können das jetzt alles wiedergutmachen. Würden Sie in mein Seminar kommen und dort erzählen, was Sie mir gerade erzählt haben? Wenn ich den Studenten dasselbe sagen würde, wäre es nicht halb so wirkungsvoll, wie wenn sie es von Ihnen hören würden.“
    „Ääh … also, ich war so weit, Ihnen gegenüberzutreten, aber ob ich mir ein ganzes Seminar zutraue …“
    „Denken Sie darüber nach, Tom. Wenn Sie so weit sind, rufen Sie mich einfach an.“
    Ein paar Tage später rief er tatsächlich an und sagte, er sei bereit, vor dem Seminar zu sprechen; er wolle das für Gott und für mich tun. Wir setzten also einen Termin fest.
    Er schaffte es dann aber doch nicht mehr bis dahin. Er hatte einen anderen Termin, einen sehr viel wichtigeren als den mit mir und meinem Seminar. Natürlich war sein Leben mit dem Tod noch nicht zu Ende, sondern es wurde nur verwandelt. Er machte den großen Schritt vom Glauben zum Sehen. Er fand ein Leben, das schöner ist als es ein menschliches Auge jemals gesehen hat oder jemand je gehört hat oder ein menschlicher Geist es sich jemals vorstellen könnte.
    Bevor er starb, redeten wir noch ein letztes Mal

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