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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
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anzüglichen Anspielungen, sondern auch die Hinweise darauf, wie viel „Spaß“ Alkohol, Marihuana und Selbstverstümmelung machen, sowie auf die Abenteuer einer Klassenkameradin, deren Freundin zu „dieser Satanistengeschichte“ gegangen war, wo man Katzenblut trinken musste, um aufgenommen zu werden. Die Briefe waren alle „verziert“ mit Messern, Äxten und Vampirzähnen.
    Was mich aber bis ins Innerste schockierte, waren mehrere Briefe, in denen Cassie geraten wurde, uns aus dem Weg zu schaffen und so ihre Probleme zu lösen. „Bring deine Eltern um!“, hieß es an einer Stelle. „Mord ist die Lösung für alle deine Probleme.“ Da waren grausige Zeichnungen von einem Paar („Mama und Papa“), die an ihren eigenen Eingeweiden erhängt waren, von Dolchen, die in ihren Herzen steckten, von einem gezeichneten Messer, das tropfte vom „Blut der Eltern“, und von Grabsteinen mit der Aufschrift „Papa und Mama Bernall“.
    Wie benommen ging ich zum Telefon und rief Brad an. Er kam sofort nach Hause und wir saßen einfach nur wie vom Donner gerührt da und lasen einen Brief nach dem anderen.
    Uns war beiden klar, dass wir es hier mit einem Problem zu tun hatten, mit dem wir nicht allein fertig werden konnten. Im Laufe der folgenden Stunden setzten wir uns mit Monas Mutter in Verbindung, mit der Polizei und mit unserem Pastor George Kirsten. Wir kopierten die Briefe von Mona einmal für ihre Eltern, einmal für uns, und die Originale gingen in die Polizeiakten. Dann setzten wir uns hin und warteten auf Cassie.
    Als sie aus der Schule kam und wir sie darauf ansprachen, was wir gefunden hatten, versuchte sie erst, die ganze Angelegenheit herunterzuspielen. „Ach, das haben wir doch gar nicht so gemeint.“ Aber als ihr dann klar wurde, dass wir sie damit nicht einfach so davonkommen lassen würden, bekam sie einen Wutanfall und beschuldigte uns, ihre Rechte mit Füßen zu treten, indem wir ohne ihre Erlaubnis in ihrem Zimmer herumspionierten.
    Und diese Frage war es dann auch, um die es im Laufe der Monate nach dieser ersten Konfrontation immer wieder ging. Hatten wir wirklich, wie Cassie und später auch Mona und ihre Mutter behaupteten, „die ganze Sache viel zu sehr hochgespielt“? Hatten wir unsere Grenzen als Eltern überschritten, indem wir Cassies „Recht auf Privatsphäre“ missachtet hatten?
    Ich kann nur sagen, dass ich Angst um mein Leben hatte. Brad nahm die Sache nie so ernst wie ich, aber wir hatten beide das Gefühl, dass es hier um mehr ging als normale Pubertätsschwierigkeiten. So unmodern es auch klingen mag, ich hatte das Gefühl, dass wir in einem geistlichen Kampf standen.
    Als wir uns mit Monas Eltern und einem Polizeibeamten für Jugenddelikte trafen, nahmen die Polizisten die Situation genauso ernst wie wir und unterstützten uns in unserem Wunsch, eine Verfügung zu erwirken, nach der Mona keinen Kontakt mehr mit Cassie haben durfte. Der Beamte sagte zu Monas Eltern, dass die Briefe das Übelste seien, was er in seiner Arbeit mit jugendlichen Straftätern seit über zehn Jahren gesehen habe, und dass, wenn Mona bereits vorher auffällig geworden wäre, sie jetzt mit Sicherheit dem Richter vorgeführt würde. Ihre Eltern zeigten jedoch keinerlei Schrecken oder Betroffenheit, sondern verhielten sich nur extrem feindselig uns gegenüber.
    In den folgenden Monaten wuchs sich der Konflikt zwischen Cassie und uns zu einem regelrechten Krieg aus. Sie behauptete, wir hielten sie wie eine Gefangene in ihrem eigenen Zuhause, aber Brad fasste ihre Lage einmal deutlich zusammen, als er sagte, sie habe „keine Freiheiten, keine Rechte, keine Privilegien und kein Vertrauen mehr“, sondern müsse zurück an den Start und sich all diese Dinge wieder neu verdienen.
    Wir nahmen sie aus der öffentlichen Schule und meldeten sie an einer christlichen Privatschule an. Die Schule ist klein und wohl geordnet, wir wussten also, dass Cassie dort kaum Gelegenheit haben würde, sich vom Schulgelände zu entfernen.
    Nach der Schule und an den Wochenenden mussten wir jeden ihrer Schritte überwachen. Uns wurde klar, dass wir nicht nur von Cassie Opfer erwarten durften, sondern auch selbst bereit sein mussten, sie zu bringen. Obwohl wir unser Haus sehr liebten, beschlossen wir, umzuziehen. Einige von Cassies alten Freunden traktierten uns nämlich mit anonymen Anrufen, fuhren stundenlang vor unserem Haus hin und her oder bewarfen es mit Getränkedosen und Eiern. Wir wussten, dass dadurch für Cassie die

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