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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
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und Hoffnung.
    Wenn ihr dann zu mir ruft,
    wenn ihr kommt und zu mir betet,
    will ich euch erhören.
    Wenn ihr mich sucht,
    werdet ihr mich finden.
    Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht,
    will ich mich von euch finden lassen.
    Jeremia 29,11–14 (Hoffnung für alle)
    Tommy
    John Powell, Professor in Loyola, Chicago, schreibt über einen Studenten namens Tommy:
    Vor ungefähr zwölf Jahren stand ich da und beobachtete, wie meine Studenten für die erste Sitzung des Theologie-Seminars in den Hörsaal strömten. Das war der Tag, an dem ich Tommy zum ersten Mal sah. Er fiel mir sofort auf, als er sein langes, flachsblondes Haar kämmte. Ich nehme an, das kam damals gerade in Mode. Mit dem Kopf weiß ich natürlich, dass nicht das zählt, was auf dem Kopf, sondern das, was darin ist, aber an diesem Tag traf es mich unvorbereitet, und meine Gefühle überschlugen sich. Ich sortierte Tommy sofort unter „M“ wie „merkwürdig“ … sehr merkwürdig ein.
    Es stellte sich heraus, dass Tommy der „Quoten-Atheist“ in meinem Seminar war. Er widersprach ständig, belächelte die Idee eines bedingungslos liebenden Vater-Gottes, ja er wand sich beinah schon allein bei dem Gedanken daran. Wir lebten ein Semester lang in relativem Frieden miteinander, obwohl ich zugeben muss, dass er manchmal schon ein heftiges Ärgernis darstellte dort hinten in der letzten Reihe.
    Als er am Ende des Seminars zu mir kam, um seine Hausarbeit abzugeben, fragte er mich mit zynischem Unterton: „Glauben Sie, dass ich Gott jemals finden werde?“
    Ich beschloss spontan, eine kleine Schocktherapie anzuwenden. „Nein!“, sagte ich mit Nachdruck.
    „Oh“, erwiderte er, „ich dachte, das sei es, worauf Sie aus sind.“
    Ich ließ ihn gehen, bis er ungefähr noch fünf Schritte von der Hörsaaltür entfernt war, und rief ihm dann nach: „Tommy! Ich glaube nicht, dass Sie ihn jemals finden werden, aber ich bin absolut sicher, dass er Sie findet!“
    Er zuckte ein wenig zusammen und verschwand dann aus meinem Seminarsaal und meinem Leben. Ich war ein bisschen verärgert bei dem Gedanken, dass er vielleicht meinen schlauen Nachsatz nicht mitbekommen haben könnte. Zumindest hielt ich diesen Satz für schlau.
    Später erfuhr ich, dass Tommy sein Studium abgeschlossen hatte, und ich war angemessen dankbar. Dann eine schlechte Nachricht. Ich hörte, dass Tommy unheilbar an Krebs erkrankt war. Bevor ich ihn aufgespürt hatte, suchte er mich auf. Als er mein Büro betrat, sah er äußerlich wirklich schlimm aus. Sein langes Haar war der Chemotherapie zum Opfer gefallen. Aber seine Augen strahlten – zum ersten Mal, glaube ich.
    „Tommy, ich habe so oft an Sie gedacht. Ich habe gehört, dass Sie krank sind“, platzte ich heraus.
    „Oh ja, sehr krank. Ich habe Krebs mit Metastasen in beiden Lungen. Es ist nur noch eine Frage von Wochen.“
    „Können Sie darüber sprechen, Tom?“, fragte ich.
    „Klar, was möchten Sie denn wissen?“, entgegnete er.
    „Wie ist das, wenn man erst 24 ist und sterben muss?“
    „Ach, es könnte schlimmer sein.“
    „Zum Beispiel wie?“
    „Nun, zum Beispiel 50 zu sein, ohne Werte oder Ideale; 50 zu sein und zu meinen, dass Alkohol, Frauen und Geld das sind, worum es im Leben geht.“
    Ich fing an, in meinem inneren Register unter „M“ nachzuschlagen, wo ich ja Tommy als „merkwürdig“ abgelegt hatte. (Es hat den Anschein, als ob Gott jeden, den ich durch eine Festlegung auf eine bestimmte Rubrik ablehne, noch einmal in mein Leben zurückschickt, um mich zu erziehen.)
    „Aber warum ich eigentlich hergekommen bin“, sagte Tom, „ist etwas, das Sie bei der letzten Seminarsitzung zu mir gesagt haben.“ (Er erinnerte sich also doch!) Er fuhr fort: „Ich habe Sie gefragt, ob ich wohl jemals Gott finden würde, und Sie haben ,Nein‘ gesagt, was mich damals doch einigermaßen überraschte. Dann haben Sie noch gesagt: ,Aber er wird Sie finden.‘ Ich habe viel darüber nachgedacht, obwohl damals meine Suche nach Gott wahrhaftig nicht besonders intensiv war (ein ,schlauer‘ Satz. Er hatte also viel darüber nachgedacht!). Aber als die Ärzte mir aus der Leistengegend einen Knoten entfernten und mir sagten, er sei bösartig, da wurde es mir mit der Suche nach Gott ziemlich ernst. Und als sich der Krebs in die lebenswichtigen Organe ausbreitete, hämmerte ich mir die Fäuste an den Toren des Himmels blutig. Aber Gott zeigte sich nicht. Es passierte gar nichts. Haben Sie jemals lange erfolglos etwas versucht?

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