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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
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für meine Barmherzigkeit gedient. Du bist immer noch mein Diener, Satan. Wann wirst du das endlich begreifen? Deine erbärmlichen Versuche, mein Wirken zu stören, begünstigen es nur noch. Jeden Akt, den du eingefädelt hast, um das Böse voranzutreiben, habe ich zum Guten verwendet.“
    Satan fing jetzt an zu knurren – ein kehliges, wütendes Knurren. Leise zunächst, aber dann lauter, bis der Raum mit einem Gebrüll erfüllt war, das die Grundfesten der Hölle erschüttert haben muss.
    Der König war dadurch allerdings nicht weiter beunruhigt. „Fühlst du dich nicht wohl?“
    Luzifer schlich durch den Raum, laut schnaubend, nach Worten suchend, die er sagen könnte. „Zeige mir, oh König des Lichts, zeige mir einen einzigen Menschen auf der Erde, der immer das Richtige tut und deinem Willen gehorcht.“
    „Du traust dich, das zu fragen? Du weißt, es braucht nur einen einzigen Vollkommenen zu geben, einen einzigen ohne Sünde, der für all die anderen stirbt.“
    „Ich weiß, was du vorhast – aber du bist gescheitert! Kein Messias wird aus deinem Volk kommen. Es gibt niemanden, der ohne Sünde ist. Nicht einen Einzigen.“ Er wandte sich wieder dem Tisch zu und fing an, die Kinder aufzuzählen. „Nicht Mose. Nicht Abraham. Nicht Lot. Nicht Rebekka. Nicht Elia …“
    Der Vater erhob sich von seinem Thron und erzeugte dabei eine Woge heiligen Lichtes, so intensiv, dass Luzifer rückwärts stolperte und hinfiel. „Das sind meine Kinder, über die du dich mokierst“, dröhnte Gottes Stimme. „Du glaubst, dass du viel weißt, gefallener Engel, aber du weißt so wenig. Dein Denken ist im Tal des Selbst verhaftet. Deine Augen sehen nichts als die eigenen Bedürfnisse.“
    Der König ging hinüber und griff nach dem Buch. Er hielt es Luzifer hin und befahl: „Komm, Lügner, lies den Namen des Einen, der deine Tore erstürmen wird.“ Satan erhob sich langsam aus seiner gebückten Haltung. Wie ein wachsamer Wolf ging er in einem großen Kreis zu dem Tisch, bis er davor stand und das Wort las: Immanuel .
    „Immanuel?“, murmelte er vor sich hin und sprach dann in ungläubigem Tonfall. „Gott mit uns?“ Zum ersten Mal wandte sich die vermummte Gestalt dem Gesicht des Vaters zu. „Nein. Nicht einmal du würdest das tun. Nicht einmal du würdest so weit gehen.“
    „Du hast mir nie geglaubt, Satan.“
    „Aber … Immanuel! Der Plan ist verrückt! Du weißt nicht, wie es auf der Erde ist! Du hast keine Ahnung, wie dunkel ich sie gemacht habe. Sie ist verdorben. Sie ist böse. Sie ist …“
    „Sie gehört mir“, verkündete der König. „Und ich werde mir zurückholen, was mir gehört. Ich werde Mensch werden. Ich werde fühlen, was auch meine Geschöpfe fühlen. Ich werde sehen, was sie sehen.“
    „Aber was ist mit ihrer Sünde?“
    „Ich werde Barmherzigkeit bringen.“
    „Und was ist mit ihrem Tod?“
    „Ich werde Leben schenken.“
    Satan stand einfach nur sprachlos da.
    Gott sprach: „Ich liebe meine Kinder. Die Liebe nimmt dem geliebten Menschen nicht die Freiheit, sondern Liebe nimmt die Furcht. Und Immanuel wird einen Stamm furchtloser Kinder hinterlassen. Sie werden dich und deine Hölle nicht fürchten.“
    Bei diesem Gedanken trat Satan einen Schritt zurück. Sein Rückzug war schwach.
    „Das … das werden sie doch!“
    „Ich werde alle Sünde wegnehmen. Ich werde den Tod wegnehmen. Ohne Sünde und ohne Tod hast du keine Macht mehr.“
    Satan ging nervös auf und ab, wobei er unablässig seine sehnigen Fäuste öffnete und wieder schloss. Als er schließlich innehielt, stellte er die Frage, die selbst ich mir stellte: „Warum? Warum tust du das?“
    Die Stimme des Vaters war tief und sanft: „Weil ich sie liebe.“
    Die beiden standen sich gegenüber. Keiner von ihnen sprach. Ich hatte die beiden Extreme des Universums vor mir. Gott in einem Gewand aus Licht, jeder Faden hell erstrahlend. Satan eingehüllt in das Böse, wobei das Gewebe seines Gewandes zu krabbeln schien. Friede stand da im Gegensatz zur Panik. Weisheit stand Torheit gegenüber. Einer fähig zu retten, der andere brennend in dem Wunsch zu zerstören.
    Ich habe viel darüber nachgedacht, was als Nächstes passierte. Obwohl ich den Augenblick unzählige Male Revue passieren lassen habe, bin ich immer noch genauso verblüfft wie im ersten Augenblick. Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich gedacht, dass mein König tun würde, was er dann tat. Hätte er gefordert, Satan solle verschwinden, wer hätte das

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