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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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nickten sie einhellig.
    »Was steht denn heute auf der Speisekarte, Rusty?«, erkundigte sich Swipe. »Doch nicht schon wieder Pökelfleisch mit Zwieback?«
    »Nö. Heute hab ich mal ein neues Rezept ausprobiert: Zwieback mit Pökelfleisch.«
    Oliver Muddel klopfte seinen Zwieback auf dem Deck aus und eine weiße Made fiel heraus. Er hob das sich windende Tier mit spitzen Fingern auf und ließ es sich in den Mund fallen.Dann warf er den Zwieback über Bord. »Und was kriegt der Admiral zum Abendessen?«
    Rusty grinste verschlagen. »Ich hab ihm weisgemacht, es wär Rindfleischeintopf mit Klößen.«
    »Und was kriegt er wirklich?«, fragte Hawkeye.
    »Pökelfleisch mit Zwieback.«
    »Der Admiral ist ein Trottel. Was sagen wir denn, wenn er uns auffordert weiterzusegeln?«, warf Muddel ein.
    Bandit und Swipe wechselten einen beklommenen Blick.
    »Wenn wir noch weiter westwärts segeln, kippen wir über den Rand der Erde, das steht mal fest«, unkte Bandit.
    »Der Alte hat aber behauptet, die Erde wär ’ne Kugel«, wandte Muddel ein.
    Swipe feixte. »Und warum fällt man dann nicht von der Unterseite runter?«
    »Der Alte hat behauptet, das liegt daran, dass sich die Erde ganz, ganz schnell dreht«, kam es wieder von Muddel.
    Bandit leerte seinen Humpen auf einen Zug und lachte. »Vielleicht ist mir ja deshalb immer so schwindlig!« Seine Kameraden johlten.
    Die Seeleute hatten nicht gehört, dass Rupert aus seiner Kajüte gekommen war. Mit einem Mal stand er hinter ihnen. »Das höre ich gern«, sagte er. »Das muntere Lachen und Schwatzen meiner Besatzung bei Kurzweil und Erholung. Auch ich schlage gelegentlich über die Stränge. Worüber plaudert ihr denn so?«
    Die Matrosen starrten betreten aufs Deck. Hawkeye verdrehte das Auge. Alle schwiegen.
    »Es geht doch nichts über ein bisschen gutes altes Seemannsgarn«, sagte Rupert in ermunterndem Ton. »Macht ruhig weiter, Leute. Tut so, als wäre ich gar nicht da.«
    Jemand hüstelte.
    »Wie wär’s mit einem Shanty?«, schlug der Admiral vor. »Ich wette, ihr Kerls kennt ein paar Seemannslieder, bei denen mir die Haare zu Berge stehen!«
    Stille.
    In der Ferne krächzte es.
    Abermals Stille.
    »Tja, war richtig nett, ein wenig mit euch zu plaudern«, sagte Rupert. »Richtig, richtig … äh … nett. Übrigens, Meister Cleaver, der Eintopf war heute Abend ein wenig trocken. Und die Klöße waren eine Idee zu kross. Und haben irgendwie muffig geschmeckt. Ich will doch hoffen, dass die Ansprüche hier an Bord nicht sinken.«
    »Keineswegs, Admiral«, brummelte Rusty. »Tut mir leid, Admiral.«
    Als Admiral Lilywhite sich zum Gehen wandte, versetzte Rockford Oliver Muddel einen Rippenstoß. Muddel ächzte und Rupert drehte sich um. »Haben Sie etwas zu melden, Matrose Muddel?«
    Oliver Muddel schaute gespannt seine Leute an. Die schauten ebenso gespannt zurück.
    »Na ja, Sir, ich und die Männer haben uns ein bissel unterhalten«, stammelte er, »und wir glauben, dass der Kartenzeichner und der Kleine nicht mehr wiederkommen. Sie sind jetzt schon zwei Nächte weg. Wenn wir noch weiter westwärts segeln, fallen wir von der Erdscheibe runter, darum finden wir, es wär an der Zeit, dass wir uns auf den Heimweg machen.«
    Rupert musterte die Männer, die im Kreis vor ihm saßen. Er spürte ihre Unruhe – einen Anflug von Widerstand. Wenn er die uneingeschränkte Unterstützung seiner Mannschaft wiedergewinnen wollte, musste er seine Worte sorgfältig wählen.
    »Ihr habt keine Ahnung, wovon ihr redet, liebe Leute«, verkündete er. Aufgebrachtes Raunen. Rupert wurde verlegen. »Ich wollte damit sagen, dass dergleichen über euren Verstand geht … über unser aller Verstand. Die Rätsel dieser Welt erschließen sich schlichten Gemütern nicht. Und auf dieser Welt gibt es wohl keine schlichteren Gemüter als euch.«
    Er hielt inne. Die Matrosen gafften ihn stumm an. Manchen stand der Mund offen. Er wertete das als ehrfürchtiges Staunen und fuhr fort. »Hier an Bord sind wir eine Gemeinschaft, wir sind alle gleich … nun ja, bis auf mich natürlich, denn ich habe ja auch das Kommando. Wir segeln nicht weiter, bis der Kartenzeichner und sein Gehilfe mit irgendwelchen Kokosnüssen oder was auch immer zurückgekommen sind, denn ich will schließlich berühmt werden. Und nun entschuldigt mich bitte, ich möchte mich in meiner Kajüte etwas hinlegen.«
    Rusty sah ihm zähneknirschend nach.
    »Wenn die beiden morgen Abend nicht wieder da sind, treten wir die Rückfahrt

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