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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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froh, von seinen Schießkünsten ablenken zu können.
    »Erstens war ich der Meinung, du könntest das hier gut gebrauchen …« Snowdon förderte aus einem Beutel ein Schwert zutage und überreichte es Hugo. Der wog die Waffe in der Hand, drehte sie hin und her und hieb einmal prüfend durch die Luft.
    »Ein Prachtschwert!«, sagte er anerkennend und bewunderte die aufwendige Verzierung des Knaufs. »Danke schön.«
    »Es gehörte meinem Vater«, erklärte Snowdon. »Er war so groß wie ich und für ihn war es eher ein Dolch, aber für dich ist es gerade richtig.«
    »Hast du mir auch was mitgebracht?«, fragte Pigasus.
    »Da du so ein begabter Schütze bist, überlasse ich dir weiterhin meinen Bogen.«
    »Daran tust du recht. In Zukunft ist nichts und niemand mehr vor mir sicher.«
    »Nicht mal wir!«, mokierte sich Herkules leise.
    Ein Gedanke ließ Hugo keine Ruhe.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Pedro die Eichel auf der Insel versteckt hat. Warum hat er sie nicht einfach mitgenommen?«
    »Das ist so wenig bekannt wie das Versteck der Eichel selbst«, entgegnete Snowdon.
    »Weiß man denn, was sich Pedro gewünscht hat, als er die Eichel gestohlen hat?«
    »Wer die Eichel besitzt, spricht keinen Wunsch aus«, verkündete Snowdon feierlich. »Die Eichel ist keine Wunderlampe. Die silberne Eichel blickt einem tief in die Seele und erfüllt einem den größten Herzenswunsch. Man mag glauben, dass man sich dieses oder jenes wünscht, doch im Grunde seines Herzens sehnt man sich vielleicht nach etwas ganz anderem, das man sich nicht einzugestehen wagt. Bis heute hat niemand herausgefunden, welchen selbstsüchtigen Wunsch die Eichel Pedro erfüllt hat.«
    Hugo fühlte sich gemaßregelt. Es wurmte ihn, dass Snowdon offensichtlich immer noch einen gewissen Argwohn gegen ihnhegte, aber er nahm sich vor, ihm zu beweisen, dass er ehrliche Absichten hatte.
    Pigasus brach die Stille. »Und wie lautet der andere Grund?«
    »Wie bitte?«
    »Du hast doch gesagt, es gab zwei Gründe. Erstens wolltest du Hugo das Schwert bringen, und zweitens?«
    »Ach richtig. Ihr hattet bei eurem Aufbruch angekündigt, dass ihr Noah Lang aufsuchen wollt, um ihn wegen Pedros Karte um Rat zu bitten.«
    Die anderen nickten.
    »Nun, vielleicht kann ich euch dabei behilflich sein. Vor vielen Jahren, als ich noch klein war und diese Insel noch friedlich, haben mein Vater und ich Noah Lang einmal aufgesucht. Allerdings war sein Rat verwirrend und unsinnig und hat uns keinen Deut weitergebracht.«
    »Und wie soll uns diese Mitteilung jetzt weiterbringen?«, fragte Hugo.
    Snowdon schmunzelte. »Ich weiß, wo Noah Lang wohnt. Ich war ja schon mal da.«

    Snowdon bestand darauf, dass sie ein paar Stunden schliefen, während er Wache hielt. Hugo machte die Augen fest zu, fand aber keine Ruhe. Er seufzte.
    »Was ist los, Hugo?« Herkules schmiegte sich an seine Wange. »Kannst du nicht schlafen?«
    Hugo schüttelte den Kopf. »Ich überlege die ganze Zeit, was eigentlich mein größter Herzenswunsch ist. Ich bin zwar ziemlich sicher, dass es mir am wichtigsten ist, dass auf eurer Inselwieder Frieden einkehrt, denn damit wäre zugleich Onkel Walter gerettet, aber ich habe auch immer davon geträumt, eines Tages Kapitän auf einem eigenen Schiff zu sein oder ein weltberühmter Kartograf. Wenn nun einer dieser beiden Wünsche stärker ist? Wenn ich nun zu selbstsüchtig bin, um meinen Onkel zu retten?«
    »Ich glaube, wenn du wirklich so selbstsüchtig wärst, würdest du jetzt nicht wach liegen und dir den Kopf zerbrechen.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Sobald wir die silberne Eichel gefunden haben, kannst du mit deinem Onkel auf euer Schiff zurückrudern, und ihr tretet die Heimreise an.«
    Hugo kam ein niederschmetternder Gedanke. »Wenn das Schiff überhaupt auf uns wartet! Vielleicht denken sie, wir kommen nicht wieder. Vielleicht haben sie die Heimreise längst angetreten.«

27. Kapitel
    D
ie kommen nicht wieder«, verkündete Hawkeye und ließ den Blick über die Nebelwand gleiten, die fünfzig Meter vor der El Tonto Perdido aufragte.
    »Wozu sollen wir noch länger hier rumlungern?«, meinte Rusty Cleaver beim Essenausteilen. »Der Kleine und der Alte sind bestimmt längst im Kochtopf der Eingeborenen gelandet.«
    »Oder schlimmer«, brummte Rockford.
    Es konnte sich zwar keiner der Seeleute etwas Schlimmeres vorstellen, als bei lebendigem Leib gekocht zu werden, aber sie mochten ihrem muskelbepackten Kameraden nicht widersprechen, darum

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