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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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an«, sagte er. »Ob es dem Admiral passt oder nicht.«

28. Kapitel
    H
ugo wachte auf, weil ihn Snowdon sachte an der Schulter anstupste. »Wir müssen weiter.«
    Jetzt, da Snowdon die Führung übernahm, kamen sie viel schneller voran. Er pflügte mit seinem gewaltigen Breitschwert durchs Unterholz und hieb die dicksten Äste durch, als wären es dünne Zweige.
    Unterwegs sann Hugo über die Geschichte von Fürst Erebus nach, die ihm Delfina erzählt hatte. Er malte sich aus, wie sich Erebus auf der Suche nach der silbernen Eichel ganz allein im Hedderwald durchgeschlagen hatte.
    »Was für ein Geschöpf war dieser Erebus überhaupt?«, fragte er irgendwann.
    »Als ich auf die Welt kam, lebte er leider schon nicht mehr«, erwiderte Pigasus. »Aber es heißt, er sei ein hervorragender Anführer gewesen, dessen Mut seinem Verstand in nichts nachstand. Man kann sich ja denken, was das bedeutet.«
    Delfina prustete los. »Willst du damit etwa andeuten, Erebus sei ein Flatterschwein gewesen?«
    »Meine Bescheidenheit verbietet es mir, darauf einzugehen«, entgegnete Pigasus verschmitzt.
    »So ein Quatsch!«, widersprach Herkules und hüpfte auf Hugos Kopf herum. »Erebus war doch nicht kurzatmig und voller Warzen! Er war gut aussehend und stark – so wie ich.«
    »Erebus soll eine Geronimaus gewesen sein?«, schnaubte Pigasus. »So etwas Albernes habe ich ja noch nie gehört! Erebus war ein tapferer Krieger, kein Winzling.«
    »Vielleicht war er für seine Größe ein tapferer Krieger«, erwiderte Herkules.
    »Kannst du uns in dieser Frage vielleicht weiterhelfen, Snowdon?«, fragte Delfina. »Du bist von uns der Einzige, der alt genug ist, um Erebus noch gekannt zu haben.«
    »Na und?«, knurrte Snowdon und hieb wütend auf das Unterholz ein. »Erebus ist tot und niemand auf dieser Insel kann ihn je ersetzen. Schluss, aus, Ende.«
    Daraufhin stapften sie schweigend weiter.
    Nach ungefähr einer Stunde fiel ihnen auf, dass es um sie her heller wurde. Wo eben noch tiefste Dunkelheit geherrscht hatte, konnten sie nun schemenhafte Umrisse erkennen. Dann lag auf einmal eine hügelige, mit den buntesten Blumen übersäte Wiesenlandschaft vor ihnen. Sie hatten den Hedderwald durchquert.
    Hugo blinzelte ins grelle Sonnenlicht und bewunderte die Farbenpracht der Blumen, die wie Konfetti verstreut waren. Der Himmel war unbewölkt und zartblau. Die Sonne stand schon recht hoch und Hugo bekam einen Schreck.
    »Es ist schon mindestens neun Uhr! Wir müssen uns ranhalten. Heute Nacht findet der Halbmondschmaus statt.«
    »Wie weit ist es noch bis zu Noah Lang?«, erkundigte sich Pigasus.
    Snowdon hob witternd die Schnauze und sah sich um. »Wenn ich mich recht entsinne, wohnt er gleich da drüben.«
    Als die anderen den Kopf wandten, erkannten sie nur einen Teppich aus Gras und Blumen, der sich in sanften Wellen bis zum Horizont erstreckte. Hugo wechselte einen fragenden Blick mit Herkules, der auf seiner Schulter saß.
    »Vielleicht hat Snowdon beim Kampf mit der dreiköpfigen Schlange etwas abgekriegt«, raunte der Mäuserich.
    »Ja, vielleicht hat sein Hirn zu wenig Sauerstoff abbekommen, als ihn die Schlange erwürgen wollte.«
    »Ich will ja kein Spielverderber sein«, ergriff Pigasus das Wort, »aber ›da drüben‹ wohnt niemand, Snowdon. ›Da drüben‹ gibt es bloß Gras, Blumen und einen vergammelten Baumstumpf.«
    »Danke, dass du uns an deiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe teilhaben lässt, Pigasus«, brummte Snowdon. Er stapfte, dicht gefolgt von seinen Begleitern, zu dem Baumstumpf hinüber, kniete sich hin und klopfte fünf Mal mit dem Schwertknauf daran.
    Sie warteten. Nichts geschah.
    »Vielleicht ist er ja umgezogen«, sagte Pigasus spöttisch. »Ihr wisst schon, hat sein Anwesen verkauft und hat sich in der Stadt seiner Träume einen noch prächtigeren Palast gesucht.«
    Da gab es einen lauten Knall und über dem Baumstumpf stand ein rosa glitzerndes Wölkchen. Als sich das Wölkchen lichtete, erkannte man die Umrisse einer trollähnlichen Gestalt – es war ein winzig kleiner Mann. Er war höchstens dreißig Zentimeter groß und ungefähr genauso breit. Seine Augen lugten unter borstigen Brauen hervor, Borsten bedeckten auch den fülligen Körper und die schlaffe Nase hing herunter wie eine warzenübersäte Wurst. Seine lächerlich großen Hände und Füße schienen unmittelbar am Körper angewachsen und er trug Holzschuhe.
    »Ja bitte?«, fragte er ungehalten.
    »Und da heißt es immer, ich wäre klein!«,

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