Perdido - Das Amulett des Kartenmachers
Obstiges.«
Rusty drehte sich um. »Aber gern, der Herr. Möchten Sie auch noch etwas zu trinken?«
»Nein, danke. Nur Nachtisch.«
»Aye, aye, Admiral.« Rusty grinste breit. »Nur Nachtisch. Kommt sofort.«
31. Kapitel
D
ie fünf Gefährten wanderten weiter nach Süden. Nach dem Vorfall mit dem Mammut war ihre Stimmung ein wenig gedrückt. Hugo musste sich immer wieder vorstellen, wie Onkel Walter im unterirdischen Labyrinth der Ungeheuer schmachtete, wo ihn das gleiche Schicksal erwartete wie das arme Mammutkalb.
Das Gras wurde immer länger, je weiter sie gingen, und ehe sie sichs versahen, stapften sie durch dichtes Schilf, das bis auf Snowdon alle überragte.
Als Snowdon seinen Schritt beschleunigte, nahm Hugo darum an, dass er etwas Vielversprechendes erblickt hatte. Und tatsächlich kamen sie kurz darauf aus dem Schilf heraus und standen an einem kiesigen Flussufer.
Die Biegung des Flusses glich dem zweiten Zeichen auf Pedros Karte.
Die Wasseroberfläche war voller Schaumkronen und kleiner Strudel, denn der Flusslauf vollführte an dieser Stelle eine enge, hufeisenförmige Schlaufe, ehe er weiter geradeaus floss.
Hugo war ganz aus dem Häuschen. Doch dann fiel ihm etwas Bedenkliches auf. Mit seiner Biegung umschloss der Flusslauf eine kleine Insel, beziehungsweise eine tränenförmige Halbinsel, die nur an ihrer schmalsten Stelle mit dem Flussufer verbunden war. Auf dem Inselchen lagen zwei dicke Schnecken. Ihre schleimig glänzenden braunen Leiber waren senfgelb getüpfelt.
»Was sind denn das für Viecher?« Hugo rümpfte angewidert die Nase.
»Wasserschnecken«, belehrte ihn Snowdon.
»Fleischfressende Wasserschnecken«, präzisierte Pigasus.
»Die sehen ja eklig aus. Aber so dick und so, na ja, schneckig wie sie sind, können sie uns wohl kaum gefährlich werden, oder doch?«
»Manchmal trügt der Schein«, erwiderte Snowdon warnend. »Die Schnecken sehen zwar behäbig aus, aber es sind todbringende Jäger. Sie haben einen unglaublich feinen Geruchssinn, sie schwimmen schneller, als ein Mensch rennen kann, und ihr Schleim enthält eine starke Säure. Haben sie einen erst einmal umzingelt, kriechen sie auf einen drauf, und ihr Schleim zersetzt das Opfer zu klebriger Schmiere. Anschließend nimmt die Schnecke die darin enthaltenen Nährstoffe über die Haut auf.«
Hugo hatte noch an der Beschreibung dieser speziellen Todesart zu knabbern, als Delfina eine andere Entdeckung machte. Hinter den sich in der Sonne räkelnden Schnecken lag am gegenüberliegenden Flussufer ein kleines, kreisrundes, aus Lederstücken gefertigtes Boot. Zwei hölzerne Ruder lagen darin.
»Ist Pedro damit über den Fluss gerudert?«, fragte Hugo.
Snowdon schüttelte den Kopf. »Pedro hatte kein Boot. Damals, als er die silberne Eichel gestohlen hat, hatte der Fluss noch fast keine Strömung. Wahrscheinlich ist Pedro einfach hinübergeschwommen. In den letzten beiden Wintern jedoch wurde unsere Insel von schweren Unwettern heimgesucht und der Fluss ist zu einem reißenden Strom angeschwollen.«
»Aber wie ist Pedro an den Schnecken vorbeigekommen?«, wunderte sich Pigasus.
»Genau so, wie er den Hedderwald durchquert hat, nehme ich an«, erwiderte Snowdon. »Er hat einfach Glück gehabt.«
Delfina war skeptisch. »Wenn das Boot nicht Pedro gehört hat, wer hat es dann hier liegen lassen?«
Hugo spähte zu dem kleinen Fahrzeug hinüber und entdeckte etwas Glitzerndes.
»Seht mal! Das Boot ist in Noahs Glitzerstaub gehüllt. Ich glaube, unser Mini-Orakel will uns helfen, den Fluss zu überqueren.«
»Vielleicht habe ich ihn ja unterschätzt«, räumte Snowdon widerstrebend ein.
»Es mag undankbar klingen«, sagte Pigasus vorwurfsvoll, »aber es wäre wesentlich hilfreicher gewesen, wenn Noah das Boot auf unser Flussufer gelegt hätte. Andererseits ist mir gerade eine Idee gekommen. Und zwar eine geniale Idee!«
»Dann spann uns nicht auf die Folter!«, drängte ihn Herkules.
Pigasus räusperte sich bedeutsam: »Ich fliege zum Boot rüber und rudere ein Stück flussabwärts, wo es keine Wasserschnecken gibt. Dann wende ich und rudere an dieses Ufer hier, um euch abzuholen und mich in aller Bescheidenheit in eurer Dankbarkeit und Bewunderung zu sonnen.«
»Haben sich deine Flügel denn schon wieder erholt?«, erkundigte sich Hugo zweifelnd.
»Wollen doch mal sehen.«
Pigasus schlug mit den Flügeln. Er flatterte und flatterte, aber nichts geschah. Er holte tief Luft und nahm noch einmal Anlauf. Er schlug mit
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