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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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beugte sich vor und legte das Ohr an das kühle Holz.
    Admiral Lilywhites Stimme erkannte er auf Anhieb. Obwohl sie recht dumpf klang, verstand er jedes Wort.
    »Du kannst wirklich stolz auf dich sein!«, sagte Rupert anerkennend. »Du bist der ganzen Mannschaft ein leuchtendes Beispiel und wirst von allen rückhaltlos bewundert. Der Kartograf und der Junge sind bestimmt bald mit dem Kokosnussdings wieder da und dann haben wir unseren Auftrag erfüllt, und das alles dank deines Könnens und deines Sachverstandes. Ohne dich wäre unsere Unternehmung kläglich gescheitert.«
    Wer mochte dieser geheimnisvolle Held sein? Der neugierige Rusty bückte sich und wollte durchs Schlüsselloch spähen. Zuseinem Verdruss steckte der Schlüssel von innen, weshalb er nicht sehen konnte, dass Admiral Lilywhite in seiner Kajüte ganz allein war und seinem Spiegelbild eine Ansprache hielt.
    »He, Rusty! Was treibst du denn da?«, zischelte Bandit, der auf dem Weg zu seiner Schicht auf der Brücke vorbeikam.
    Rusty fuhr herum und legte den Finger auf den Mund. »Der Admiral quatscht da drin mit irgendwem«, raunte er. »Er behauptet, dass unsere Unternehmung ohne den Betreffenden gescheitert wäre.«
    Bandit machte ein verdattertes Gesicht und gesellte sich zu seinem Kameraden. Nun lauschten sie zu zweit.
    Rupert stand immer noch vor dem Spiegel und bewunderte sich von allen Seiten. Wie gut er doch aussah!
    »Ehrlich gesagt ist es ein wahres Wunder, dass es uns mit dieser Mannschaft überhaupt gelungen ist, aus dem Hafen auszulaufen!«, fuhr er fort und wiegte bedächtig den Kopf, um seine Frisur nicht durcheinanderzubringen. »Weiß der Himmel, was geschehen wäre, wenn du Matrose Muddel nicht davon in Kenntnis gesetzt hättest, dass die Sonne im Westen untergeht. Das hätte ein echtes Kuddel-Muddel gegeben!«
    Rusty und Bandit hielten sich den Mund zu, um nicht loszuprusten.
    »Und dann dieser Bandit! Der Kerl ist auf See ungefähr so nützlich wie ein einarmiger Jongleur.«
    Rusty versetzte Bandit einen scherzhaften Knuff, Bandit funkelte ihn böse an.
    »Na ja, Rusty Cleaver ist auch nicht besser.« Rupert zog die Augenbraue übertrieben hoch. »Das einzige Rezept, das er tadellos beherrscht, ist das für heilloses Durcheinander.«
    Diesmal musste Bandit grinsen und knuffte seinerseits Rusty.
    »Eigentlich sind sie alle miteinander unfähig. Bis auf dich natürlich.« Rupert bedachte sein Spiegelbild mit einem breiten Grinsen. »Und darum wirst du bei der Heimkehr nach England auch allen Ruhm für deine bedeutende Entdeckung allein einstreichen, und die Übrigen gehen leer aus. Du wirst reich und berühmt, nach ihnen kräht kein Hahn mehr.«
    »Jetzt reicht’s aber!«, empörte sich Rusty. »Los, komm mit! Wir müssen Muddel erzählen, was unser verehrter Admiral vorhat.«
    Als sie sich zum Gehen wandten, schlug Bandits Hakenhand gegen die Kajütentür, und schon wurde die Tür aufgerissen.
    »Wer ist da?«, rief Rupert.
    Beide Männer nahmen Haltung an. »Bloß ich und Bandit«, erwiderte Rusty. »Wir wollten … äh … das Geschirr abholen.«
    »Zwei Männer, um einen Teller und einen Bierhumpen zu holen? Das scheint mir doch etwas übertrieben«, sagte Rupert argwöhnisch.
    »Ach, Bandit hilft mir in der Kombüse. Es ist immer gut, wenn man beim Abwaschen zwei zusätzliche Hände hat«, entgegnete Rusty. »Beziehungsweise eine Hand und einen Haken.«
    »Wartet hier.« Rupert verschwand in seiner Unterkunft und ließ die Tür offen.
    Bandit drückte die Tür ein Stück weiter auf. In der Hoffnung, den Verräter aus den eigenen Reihen zu entdecken, ließen die beiden Seeleute die Blicke durch den Raum schweifen.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Rupert, als er zurückkam und ihnen das Geschirr überreichte. »Habt ihr etwas verloren?«
    »Nö, verloren haben wir nix«, sagte Rusty.
    »Und wir haben auch nicht gehört, dass Sie mit wem gesprochen haben«, setzte Bandit aufs Geratewohl hinzu.
    »Das dürfte daran liegen, dass niemand außer mir da ist«, entgegnete Rupert hastig. »Darum habe ich auch mit niemandem gesprochen. Schon gar nicht mit mir selbst.«
    Die drei Männer beäugten einander misstrauisch, dann brummte Rusty: »Komm, Bandit, wir gehen abwaschen.«
    »Abwaschen? Ich dachte, wir wollen Mudd… Nee! Wir müssen ja erst abwaschen.«
    »Übrigens, Meister Cleaver, gibt’s heute denn keinen Nachtisch?«, rief ihnen Rupert nach. »Ich hätte Appetit auf ein Stückchen Biskuitrolle und vielleicht noch etwas

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