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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Leute haben einen Sprung in der Schüssel«, raunte Herkules.
    »Ich will ja nicht überheblich klingen, aber es lässt sich nun mal nicht leugnen, dass ich der größte Entdecker meiner Zeit bin, der größte Entdecker in meiner ganzen Familie, wenn man meinen Vetter und mich vergleicht. Aber mein Vetter hat lange genug in meinem Schatten gestanden, und darum hänge ich nunmehr meinEntdecker…, äh, Sternmessdingsbums an den Nagel und lasse ihn ans Steuer.«
    »Und? Bricht Ihr Vetter bald zu einer Reise auf?«, fragte Hugo gespannt.
    »Ach, nur über den Ärmelkanal. Dann geht es auf dem Landweg weiter nach Osten. Er hofft, irgendwann nach China zu gelangen. Morgen Mittag segelt er los. Warum er allerdings derart früh am Tag aufbrechen muss, ist mir unverständlich.« Rupert verzog das Gesicht. »Wie dem auch sei, ich muss jetzt weiter. Mein Vater veranstaltet heute Abend ein Festessen, um Sebastian zu verabschieden, und ich will mir die Hummersuppe nicht entgehen lassen.«
    Rupert zog an den Zügeln, das Pferd machte kehrt und trabte davon.
    »Halt, Herr Admiral!«, rief ihm Hugo nach. »Wenn Sie zu Ihrem Vater wollen, reiten Sie in die falsche Richtung.«
    Rupert brachte das Pferd zum Stehen und schaute verunsichert auf die vielen engen Gassen, die sternförmig vom Marktplatz abgingen. »Himmel!«, sagte er. »Ich habe völlig die Orientierung verloren. Wahrscheinlich, weil Bessie so ein Theater gemacht hat. Das passiert mir sonst eigentlich nie!«
    Hugo witterte seine Chance. »Möchten Sie mir vielleicht einen Stadtplan abkaufen?«, fragte er und hielt Rupert den Stadtplan mit schwungvoller Geste hin. »Kostet nur zwei Groschen, und Sie werden sich in Zukunft immer und überall zurechtfinden!«

3. Kapitel
    H
ugo stand vor dem Marktstand und hielt die beiden Münzen in der Faust. Herkules klammerte sich mit den Pfötchen an seinen Ärmel. Seine Barthaare bebten, als er hungrig den Obstduft einsog. Der Händler, ein großer Mann mit dickem Bauch und wulstigem Specknacken, rückte die Kohlköpfe in der Auslage zurecht und schien Hugo gar nicht zu sehen.
    Schließlich blickte er doch auf und sagte: »Der Nächste, bitte!«
    Hugo sah sich um. Außer ihm und dem Händler war der Marktplatz menschenleer.
    »Ich glaube, ich bin dran«, sagte Hugo. »Was bekomme ich denn für zwei Groschen?«
    Der Dicke musterte ihn argwöhnisch. »Euch Bürschchen kenn ich! Du legst es drauf an, dass ich dir den Rücken zukehre, und dann klaust du ’ne Handvoll Pflaumen. Aber darauf fall ich nicht rein!«
    »Nein, ich bin kein Dieb!«, widersprach Hugo energisch. »Ich habe zwei Groschen zum Einkaufen.«
    Der Mann lachte schallend. »Zwei Groschen? Na, ein Festmahl kannst du dir davon nicht leisten. Mal sehen …«
    Er ließ den Blick über die Auslage schweifen und wischte sich dabei mit einem schmuddeligen Taschentuch die Stirn. Obwohl es ein kühler Herbstabend war, war sein Gesicht schweißüberströmt.Sein kahler Schädel glich einer Melone mit Wassertröpfchen drauf. Nach eingehender Prüfung ergriff er einen prächtigen, dicken Blumenkohl mit leuchtend grünen Blättern und schneeweißen Röschen.
    »Der sieht aber gut aus!«, sagte Hugo erfreut. Seine Augen leuchteten, als er sich ausmalte, was für eine köstliche Suppe Onkel Walter aus dem Blumenkohl zaubern würde. »Den nehme ich!«
    »Macht fünf Groschen, bitte sehr«, sagte der dicke Händler hämisch grinsend.
    »Ich hab aber nur zwei.«
    »Tja, dann kannst du dir dieses Prachtstück wohl nicht leisten.« Der Wanst des Dicken wackelte, als er in sich hineinlachte.
    »Ich mag den Kerl nicht«, raunte Herkules. »Ich glaub, der hat nicht alle Pflaumen in der Tüte.«
    Der Händler legte den Blumenkohl wieder weg und nahm zwei angestoßene, schon ein bisschen runzlige Äpfel von der Auslage. »Die beiden gibt’s für zwei Groschen, und das auch nur, weil ich heut die Spendierhosen anhab. Willst du sie?«
    Hugo musste erst überlegen. Weil ihm aber klar wurde, dass ihm der Mann kein besseres Angebot machen würde, und weil er seinem Onkel unbedingt etwas mitbringen wollte, griff er zu.
    Der Dicke zog die Äpfel rasch weg. »Nicht so voreilig! Darauf fall ich nämlich auch nicht rein. Gib mir erst das Geld, bevor du die schmutzigen Pfoten nach meinen Äpfeln ausstreckst, du Rotzbengel!«
    Seufzend reichte ihm Hugo die Münzen. Der Händler ließ sie in die pralle Lederbörse fallen, die er um den Bauch gebunden trug, und legte die beiden Äpfel wieder

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