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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zurück.
    »Entschuldigung, kann ich bitte meine Äpfel haben?«, sagte Hugo mit Nachdruck.
    »Äpfel? Welche Äpfel?«
    »Die beiden Äpfel, für die ich Ihnen gerade das Geld gegeben habe.«
    »Geld? Kann mich nicht erinnern.« Der Händler tat so, als müsste er angestrengt nachdenken.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass der Kerl nicht alle Tomaten im Salat hat!«, raunte Herkules.
    Hugo ließ sich nicht abwimmeln. »Ich habe Ihnen eben zwei Groschen gegeben.«
    Der Dicke beugte sich herab und schob sein Gesicht dicht vor das des Jungen. Warmer Zwiebelatem schlug Hugo entgegen. »Du und ich, wir beide wissen, dass du recht hast«, sagte der Händler hämisch kichernd. »Aber mein Wort steht gegen deines, und wer wird einem Knirps wie dir schon glauben?«
    »Ich!«, donnerte da jemand mit Bassstimme. Es klirrte metallisch, dann erschien zwischen Hugos Gesicht und dem des Händlers eine krumme, silberblitzende Klinge. Die Spitze zeigte auf den Tränensack unter dem linken Auge des Dicken.
    Im selben Augenblick fuhr ein Windstoß durch Hugos blonde Locken und er erschauerte. Er drehte sich um. Wer war ihm da so unerwartet zu Hilfe gekommen? Der Fremde hatte dunkle Haut und selbstbewusst funkelnde grüne Augen. Sein schwarzer Schnurrbart war an den Spitzen hochgezwirbelt, das Ziegenbärtchen glich einem kühnen Pinselstrich auf dem markanten Kinn. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet – schwarzer Umhang, schwarze Lederhandschuhe, schwarze Lederstiefel, dazu hatte er ein schwarzes Tuch so um den Kopf geschlungen, dass ihm ein Ende lose über die Schulter hing wie ein Schal. Als er die Todesangst in den Augen des dicken Händlers sah, grinste der Fremde so breit, dass seine weißen Zähne aufblinkten.
    »Donnerwetter!«, sagte Herkules, der das Geschehen von Hugos Schulter aus verfolgte. »Der Bursche sieht ja fast so gut aus wie ich.«
    »Ich würde vorschlagen, du gibst dem Jungen jetzt die bezahlte Ware. Oder du hast gleich ein Auge weniger«, sagte der Fremde herrisch und fuhr mit der Säbelspitze behutsam die Augenhöhledes Dicken nach. Er sprach mit einem fremdländischen Akzent voller grollender Kehllaute.
    »Ist ja gut, ist ja gut!«, stotterte der Händler. Blindlings tastete er auf seiner Auslage herum, bis er die beiden runzligen Äpfel gefunden hatte. Er hielt sie Hugo hin.
    »Oje, das reicht leider nicht«, sagte der Fremde daraufhin. »Zwei Groschen für diese Schrumpeldinger ist Wucher! Die kann man ja nicht mal mehr den Schweinen vorwerfen.«
    »Ich wüsste da ein Flatterschwein, das sich alle Zehen danach lecken würde!«, raunte Herkules.
    Hugo sah seinen alten Freund Pigasus vor sich, der für vergammeltes Obst schwärmte, und musste grinsen.
    Der Fremde sprach weiter: »Dem Jungen knackige Äpfel zu verkaufen, ist ja wohl das Mindeste – sechs Stück müssten es aber schon sein.«
    Er zog den Säbel ein Stückchen zurück, und der Händler stopfte Hugo hastig sechs knackige grüne Äpfel in den Ledertornister. Dann sah er den Fremden mit aufgerissenen Augen an. War der Mann jetzt zufrieden?
    »Wie wär’s, wenn wir den schönen Blumenkohl da drüben noch drauflegen?«, schlug der Dunkelhäutige vor.
    Der Händler gehorchte sofort.
    »Und was spricht gegen eine Steckrübe … und ein Pfund Bohnen?«
    Der Händler gehorchte abermals.
    »So, jetzt brauchst du dem Jungen nur noch das Geld zurückzugeben, das du ihm klauen wolltest, und wir sind wieder quitt.«
    Der Händler wollte empört widersprechen, überlegte es sich aber anders, als sich die Säbelspitze gefährlich seiner hochroten Wange näherte. Er überreichte Hugo zwei Groschen und rang sich sogar ein schiefes Lächeln ab.
    »Vielen Dank, mein Herr«, wandte sich Hugo an den Fremden.
    Der Dunkelhäutige legte zwei behandschuhte Finger an dieStirn und nickte. »Stets zu Diensten«, erwiderte er und zog die schwarze Augenbraue hoch, was ihn teils geheimnisvoll, teils spöttisch aussehen ließ. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging mit langen Schritten davon. Der schwarze Umhang flatterte hinter ihm her.
    Hugo schüttelte verwundert den Kopf. »Wer war das denn?«

4. Kapitel
    H
ugo hievte im Haus seines Onkels in der Pfefferkorngasse seinen Tornister auf den Küchentisch und packte stolz seine Errungenschaften aus.
    »Lieber Himmel!«, rief Onkel Walter freudig aus. »Da musst du ja heute bergeweise Stadtpläne verkauft haben!«
    »Eigentlich nur einen«, gestand Hugo verlegen. »Rupert Lilywhite hat mir einen für zwei Groschen

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