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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erinnere mich. Ich habe schon damals auf Otis getippt«, erwiderte Hugo. »Bloß dachte ich, ›Not und Elend‹ beziehtsich auf die Unglücksbotschaft von Marcellos Verschleppung.«
    Kristall führte den Gedanken zu Ende. »Mephisto bringt Not und Elend mit sich, wo immer er auftaucht.«
    »Und außerdem …«, Hugo hielt seinen Gefährten die Seite aus dem Gästebuch hin, »… lest doch mal den Namen ›Otis Phem‹. Die Buchstaben ergeben in verdrehter Reihenfolge ›Mephisto‹!«
    Herkules machte große Augen, Kristalls Augen leuchteten auf. »Meine Prophezeiung!«
    »Ihr seid ja so was von oberschlau«, sagte Otis verächtlich, dann verkündete er triumphierend: »Ja, ich bin Mephisto! Ich bin der Vampanter. Und jetzt her mit dem Juwelenschwert, sonst sauge ich euch das Blut bis zum letzten Tropfen aus den Adern!« Mit einer schwungvollen Gebärde riss er sich das Tuch herunter, legte den Kopf in den Nacken und stieß ein schauriges Geheul aus.
    Zugleich mit dem Geheul setzte auch eine äußerliche Verwandlung ein. Otis zuckte am ganzen Leib. Seine Schultern und die Brust wurden breiter, mit qualverzerrter Miene sah er zu, wie seine Hände die Handschuhe sprengten und krumme Krallen sich aus seinen Fingerkuppen schoben. Sein Hemd zerriss und schwarze Haare sprossen ihm aus allen Poren, bis er schließlich von Kopf bis Fuß mit glattem schwarzen Fell bedeckt war, das im Fackelschein samtig glänzte.
    Otis warf abermals den Kopf in den Nacken und stieß ein Zorngeheul aus. Ein letzter Krampf durchfuhr ihn, und als er den Kopf wieder senkte und Hugos Blick begegnete, war die Verwandlung vollbracht.
    Das kurze, glatte Fell auf den muskulösen Schultern hatte sich über seinen gedrungenen Hals und den ganzen Kopf gelegt wie eine seidene Haube. Schwarze Brauen wölbten sich über den grünen Augenschlitzen mit den senkrechten Pupillen. Sein Kinn hatte sich vorgeschoben, Mund und Nase waren zu einer kurzen, breitenSchnauze verschmolzen. Der gezwirbelte Schnurrbart war zu prächtigen, lüstern zitternden Schnurrhaaren geworden, auch die runden Nüstern bebten gierig.
    Der Vampanter verströmte pure Bosheit. Die hauchdünnen Ohren auf dem knochigen Schädel waren an den Rändern wie Fledermausflügel eingekerbt und richteten sich unentwegt lauschend auf ferne, für die anderen unhörbare Geräusche. Als das Untier auf Hugo zuschritt, spielten die Muskeln unter dem seidigen Fell wie wellenbewegtes, schwarzes Wasser.
    Urplötzlich zog das Ungeheuer die Lefzen zurück, bleckte die spitzen, von vier eindrucksvollen Reißzähnen eingerahmten Zahnreihen und fauchte drohend.
    Der Eishauch aus dem Maul des Vampanters fuhr Hugo durchs Haar und ließ Herkules erschauern. Es roch salzig nach abgestandenem Blut.
    »Auweia«, raunte Herkules. »Irgendwer hat sich hier die Zähne nicht geputzt!«
    Das Fauchen verstummte ebenso plötzlich, wie es ertönt war. Das Ungeheuer richtete die giftgrünen Augen auf Hugo und brüllte donnernd: »Gib mir SOFORT mein Schwert zurück!«
    Ein Gedanke durchzuckte Hugo und er erwiderte selbstbewusst: » Ich bin jetzt im Besitz des Juwelenschwerts. Damit bin nunmehr ich Herrscher über alle Vampire und befehle dir, mir deine eigene Waffe auszuliefern.«
    Sogleich ließ der Vampanter seinen Säbel sinken, bis die Spitze der krummen Klinge auf dem Boden ruhte. Die Raubkatze ließ die Schultern hängen, senkte demütig den Kopf und bewegte sich nicht mehr. Hugo trat zaghaft einen Schritt vor.
    Da erwachte der Vampanter schlagartig wieder zum Leben. Er riss den Säbel hoch und zielte unvermittelt auf die Kehle des Jungen. Hugo konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken. Er spürte den Luftzug, mit dem die krumme Klinge seinen Hals nur um wenige Zentimeter verfehlte.
    Mephisto bleckte die fürchterlichen Zähne und gab ein belustigtes Schnurren von sich. »Ich hätte dich für klüger gehalten«, grollte er. »Hast du wirklich geglaubt, dass ich, Mephisto, Stammvater aller Vampire, mich dem Schwert genauso beugen muss wie meine Untergebenen?«
    Hugo zitterte am ganzen Leib, aber er schüttelte den Kopf und erwiderte tapfer: »Ich werde dir das Juwelenschwert ins Herz stoßen, und wenn du dann tot bist, beziehungsweise ein für alle Mal tot bist, müssen auch alle anderen Vampire auf der ganzen Welt zugrundegehen.«
    »Dummer Bengel! Es wird dir niemals gelingen, mich zu töten. Ich bin dir haushoch überlegen und werde dich im Handumdrehen überwältigen! Gib mir endlich das Schwert, dann lasse ich dich

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