Perdido - Im Bann des Vampirjägers
ließ das Ungeheuer den Jungen fallen, taumelte rückwärts, schlug die Pfoten vors Gesicht und jaulte schrill: »Meine Augen! Meine Augen!«
Entsetzt sah Hugo zu, wie Mephisto blindlings um sich schlug und den Schädel gepeinigt hin und her warf. Der Umhang bauschte sich um ihn wie eine schwarze Wolke, dann brach er zusammen.
»Manche Leute vertragen aber auch gar nichts«, kommentierte Kristall das Geschehen knapp.
»Anscheinend ist ihm das Weihwasser sofort zu Kopf gestiegen«, pflichtete ihr Herkules bei und kletterte wieder auf Hugos Schulter. »Schade ist es trotzdem. Eigentlich war mir Otis nicht unsympathisch.«
Hugo nickte. »Stimmt. Andererseits sah er mir die Dinge zum Schluss etwas zu verbissen.«
»Worauf wartest du?«, fragte Herkules. »Stoß ihm das Schwert ins Herz!«
51. Kapitel
H
ugo hob das Juwelenschwert vom Boden auf und wog es in der Hand. Die ganze Waffe war bestimmt einen Meter lang, die doppelseitige Klinge war unglaublich dünn geschliffen. Der Diamantenknauf lag kantig und schwer in der Hand, trotzdem ließ sich das Schwert mit verblüffender Leichtigkeit führen.
»Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass wir es tatsächlich geschafft haben«, sagte Hugo leise. Innerlich jubelte er. »Es ist endlich vorbei.«
»Noch nicht ganz«, entgegnete Herkules. »Du weißt ja, was du zu tun hast.«
Hugo stellte sich breitbeinig über den lang ausgestreckt daliegenden Mephisto. Er kniff die Augen zusammen und setzte dem Scheusal die Schwertspitze auf die Brust, als wollte er eine Fahnenstange in die Erde rammen.
»Das ist die richtige Stelle«, ermunterte ihn Herkules. »Los, bring ihn um. Dann können wir endlich wieder nach Hause.«
»Ich weiß nicht … Er ist zwar ein Ungeheuer, aber … er ist völlig wehrlos. Es kommt mir so … grausam vor.«
»Denk an die vielen Menschen, die er auf dem Gewissen hat«, widersprach ihm Kristall. »Die waren genauso wehrlos. Tu’s für Marcello und Lupus. Und für deinen Onkel.«
Hugo holte tief Luft und packte den Schwertknauf fester. Er warf einen letzten Blick auf den unter ihm liegenden Vampanter, machte die Augen zu und hob die Waffe hoch über den Kopf.
Das war’s, dachte er. Es ist zu Ende.
Da überlief ihn ein eiskalter Schauder und er hielt inne.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Herkules ungeduldig.
Mit angehaltenem Atem schlug Hugo die Augen auf und senkte den Blick. Sein Blick wanderte am Vorderlauf des Vampanters entlang und das, was er gespürt hatte, aber nicht hatte glauben wollen, bestätigte sich. Das Scheusal hielt ihn mit eisernem Griff am Knöchel fest.
Hugo strampelte mit dem Bein, aber der Vampanter ließ ihn nicht los, sondern griff jetzt mit der anderen Pfote nach dem Juwelenschwert. Hugo riss die Waffe gerade noch rechtzeitig hoch, sodass der Vampanter nur seinen Ärmel zu fassen bekam.
Herkules sprang auf das liegende Untier und huschte auf dessen Pfote. Mephisto beachtete ihn nicht. Brüllend zog er sich an Hugos Ärmel ins Sitzen hoch. Dabei fuhr sein Eisatem durch Herkules’ Fell und blies dem Mäuserich die großen Ohren vors Gesicht, sodass der nichts mehr sehen konnte.
Herkules schüttelte ärgerlich den Kopf, zog seinen Kaktusstachel und stach in die weiche Haut zwischen den krallenbewehrten Zehen des Ungeheuers. Der Vampanter ließ Hugo los und knallte mit dem Hinterkopf auf die Steinfliesen. Noch im Fallen ruckte er jedoch so kräftig am Knöchel des Jungen, dass auch Hugo rückwärts umkippte. Herkules und das Juwelenschwert flogen quer durch den Saal.
Als Hugo sich aufgerappelt und das Schwert wiedergeholt hatte, war auch Mephisto wieder auf den Beinen und schlich in geduckter Haltung auf ihn zu. In seiner Not griff Hugo nach seiner Knoblauchkette, riss die Knollen ab und schleuderte sie dem Ungeheuer entgegen.
»O nein, nicht schon wieder auf die Augen!«, jaulte der Vampanter ironisch. »Jetzt kann ich überhaupt nichts mehr sehen.« Hohngelächter schüttelte ihn. »Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen. Mit ein paar Knoblauchzehen kommst du dem sagenhaften Mephisto nicht bei.«
Mit gesenktem Kopf trat er näher.
»Er will uns in die Enge treiben! Wir müssen hier raus!«, rief Herkules.
»Vergiss es«, knurrte der Vampanter eisig. »Das Weihwasser blendet mich nicht mehr. Ihr kommt hier nicht lebendig wieder.«
Hugo sah zu der Wendeltreppe hinüber und schluckte.
»Der Bursche blufft bloß«, meinte Herkules skeptisch. »Er wirkt immer noch ganz schön
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