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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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keinen Mucks. Ich glaube, es hat auf dich gewartet.«
    Isaac robbte zum Rand der Nische und schob die Beine über die Kante.
    »Ist nicht tief«, sagte Derkhan hinter ihm.
    Tatsächlich reichte ihm das kühle, jauchige Wasser nur bis zu den Knien. Er setzte sich in Bewegung und ignorierte den satten Gestank, der aufstieg, wenn die Brühe um seine Beine strudelte. Er watete zu der Nische vis-à-vis hinüber.
    Als er näher kam, surrte der stumme Insasse dieser im Dunkeln liegenden Mauervertiefung leise und richtete seinen Körper so weit in die Senkrechte wie möglich. Man hatte ihn in die kleine Höhlung hineingekeilt.
    Isaac setzte sich neben ihn auf den Sims, und nachdem er seine voll gelaufenen Schuhe ausgeschüttet hatte, wandte er sich seinem Nachbarn zu, gespannt, wissbegierig.
    »Raus damit«, sagte er. »Erzähl mir, was du weißt. Erzähl mir, weshalb du mich gewarnt hast. Erzähl mir, was los ist.«
    Das Reinigungskonstrukt zischte.

 
KAPITEL 2
     
     
    Yagharek stand unter einem feuchten Backsteinbogen bei der Trauka Station und wartete.
    Er kaute an einem Kanten Brot mit Fleisch, den er von einem Metzger erbettelt hatte. Seine Tarnung hatte er dafür nicht aufgeben müssen. Er hatte wortlos die zittrige Hand unter dem Umhang hervorgestreckt und man reichte ihm die milde Gabe. Als er davonschlurfte, die Füße eingeschnürt und mit Lumpen umwickelt, war sein Gang der eines alten, gebrechlichen Mannes.
    Es war viel einfacher, sich als Mensch unbeachtet in der Stadt zu bewegen, denn als mit falschen Flügeln ausgestatteter Garuda.
    Er wartete im Halbdunkel, wo Lemuel ihn zurückgelassen hatte. Aus den bergenden Schatten heraus verfolgte er das Kommen und Gehen um die Kirche der Uhrengötter. Es war ein hässliches kleines Gebäude, an der Fassade prangten noch die Werbesprüche des Möbelgeschäfts, das sich vorher in den Räumen befunden hatte. Über der Tür hing ein verschnörkeltes Horologium aus Messing, jede Stundenzahl verschränkt mit den Attributen der jeweiligen Gottheit.
    Yagharek kannte diese Sekte. In Shankell hatte sie die meisten Anhänger. Er hatte die Tempel besichtigt, wenn seine Gruppe in die Stadt kam, um Handel zu treiben – in den Jahren vor seiner Verbannung.
    Die Uhr schlug eins, und aus den gesprungenen Fenstern tönte die ululierende Hymne an Sanshad, den Sonnengott. Man sang mit größerer Inbrunst als in Shankell, aber erheblich kunstloser. Weniger als drei Dekaden war es her, seit die Religion mit einigem Erfolg das Karge Meer überquert hatte; offenbar waren ihre Subtilitäten in den Fluten zwischen Shankell und Myrshock verloren gegangen.
    Bevor sein Verstand es registrierte, hatten seine scharfen Ohren bereits Lemuels näher kommende Schritte aus denen der anderen Passanten herausgehört. Yagharek aß schnell auf und wartete.
    Lemuel erschien in der Öffnung der kleinen Mauernische. In den Lichtausschnitten zwischen dem Rundbogen und seinen Schultern sah man Leute vorbeigehen.
    »Yag?« Er spähte blind in das schmutzige Loch. Der Garuda kam nach vorn geschlurft. Lemuel trug zwei schwere Taschen mit Kleidungsstücken und Proviant. »Komm«, sagte er leise. »Wir müssen los.«
    Ihr Rückweg führte durch dieselben winkligen Gassen Murksides, durch die sie gekommen waren. Es war Lohntag, ein Einkaufstag, und andernorts in der Stadt herrschte Hochbetrieb, aber die Läden in Murkside waren ärmlich und wenig verlockend. Wer frei hatte, ging hinüber nach Griss Fell oder zum Markt in Aspic Hole. Lemuel und Yagharek waren fast allein im Viertel unterwegs.
    Yagharek hielt nur mühsam mit Lemuel Schritt; er humpelte mit seinen eingeschnürten Füßen in einem ungelenken Seemannsgang neben ihm her. Sie hielten sich im Schatten der Hochbahngleise, immer nach Südosten, auf Syriac zu.
    Genauso bin ich in die Stadt gelangt, dachte Yagharek, indem ich den mächtigen, ehernen Pfaden der Züge folgte.
    Sie gingen unter den gemauerten Arkaden hindurch und standen wieder in dem an drei Seiten von fensterlosen Ziegelmauern umschlossenen kleinen Hof. Die Fallrohre von den Dächern waren am Boden in Betonkehlen verlegt und mündeten bei einem großen, in den Boden eingelassenen Rost in der Mitte des Hofs.
    An der vierten, der südlichen Seite, bildete eine staubige Gasse die Begrenzung. Dahinter ging es steil hangab; Syriac lag in einer Mulde des lehmigen Untergrunds. Yagharek hatte freien Ausblick auf eine verwitterte Dächerlandschaft aus korrodiertem Wellblech und bröckelndem Schiefer,

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