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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Ziergesimsen aus Backstein und vergessenen, verbogenen Wetterfahnen.
    Lemuel schaute sich um, ob sie unbeobachtet waren, dann hob er das Gitter hoch. Finger aus Faulgas schlängelten sich heraus und griffen nach ihnen. Die Hitze verlieh dem Brodem ein reifes Bouquet. Lemuel gab seine Taschen Yagharek und zog eine schussbereite Pistole aus dem Gürtel.
    Yagharek verfolgte sein Tun aus dem Schatten der Kapuze. Lemuel erwiderte seinen Blick mit einem harten Lächeln und erklärte: »Ich habe alte Schulden eingefordert. Uns ausstaffiert.« Er wackelte vielsagend mit der Pistole, dann nahm er aus einem der Beutel eine Petroleumlampe, zündete sie an und hielt sie hoch.
    »Bleib hinter mir«, sagte er. »Halt die Augen offen. Mach keinen Lärm. Achte auf deinen Rücken.«
    Damit stiegen Lemuel und hinter ihm Yagharek in den Gestank und die Finsternis hinunter.
     
    Eine kleine Ewigkeit wateten sie durch die gärwarme, fäkaliengeschwängerte Dunkelheit. Links und rechts, vor und hinter ihnen eine Vielzahl von lebendigen Geräuschen, Trippeln, Plätschern. Einmal hörten sie rohes Gelächter aus einem Tunnel parallel zu dem ihren. Zweimal fuhr Lemuel herum und richtete Lampe und Pistole auf eine Stelle der Jauche, wo auslaufende Wellenkreise verrieten, dass dort ungesehen etwas untergetaucht war. Er brauchte nicht schießen. Sie wurden nicht angegriffen.
    »Weißt du, dass wir ein Riesenglück gehabt haben?«, fragte Lemuel im Gehen über die Schulter. »Keine Ahnung, ob der Weber uns mit Absicht ausgerechnet hier deponiert hat, aber wir befinden uns in einem der am wenigsten gefährlichen Abschnitte der Kanalisation von New Crobuzon.« Manchmal hörte seine Stimme sich an, als würde ihm die Kehle eng, vor Anstrengung oder Ekel. »Murkside ist ein Kaff, unergiebig in jeder Hinsicht; hier unten gibt es nicht viel Nahrung, es gibt keine thaumaturgischen Rückstände, keine großen Gewölbe als Unterschlupf für ganze Rotten, deshalb ist es verhältnismäßig ruhig.«
    Er schwieg ein paar Minuten, dann fuhr er fort: »Die Kanalisation von Brock Marsh dagegen … Der ganze instabile Spülicht aus den Laboratorien, von all den fehlgeschlagenen Experimenten, der sich über die Jahre hinweg anreichert – das garantiert eine absolut unvorhersehbare Ungezieferpopulation. Ratten, groß wie Schweine, die mit feurigen Zungen reden. Blinde Pygmäenkrokodile, deren Ur-ur-urahnen aus dem Zoo entwischt sind. Kreuzungen der bizarrsten Art.
    Drüben in Gross Coil und Skulkford sitzt die Stadt auf älteren Siedlungsschichten. Über Hunderte von Jahren hinweg sind Gebäude und Straßen in das weiche Erdreich eingesunken, und man hat einfach neue Häuser auf die alten gebaut. Erst seit hundertfünfzig Jahren hat man dort einigermaßen festen Boden unter den Füßen. Die Abwässer leitet man in alte Keller und Schlafzimmer. Tunnel wie dieser hier münden an versunkenen Straßen. Man kann die Schilder noch lesen. Verfallene Häuser unter einem Ziegelhimmel. Die Scheiße läuft in Kanälen entlang und dann durch Fenster und Türen.
    Das ist das Reich der Subgangs. Sie sind einmal Menschen gewesen, oder ihre Eltern waren es, aber sie hausen schon zu lange im Untergrund. Kein hübscher Anblick.«
    Er räusperte sich und spuckte geräuschvoll in die träge fließende Brühe.
    »Trotzdem. Lieber die Subs als die Ghule. Oder die Trolle.« Er lachte, aber es klang nicht fröhlich. Yagharek wusste nicht recht, ob er zum Besten gehalten wurde.
    Lemuel verfiel in Schweigen. Für einige Minuten war das einzige Geräusch das Rauschen, mit dem ihre Beine durch das Wasser pflügten. Dann hörte Yagharek Stimmen. Er zuckte zusammen und griff nach Lemuels Hemd, doch einen Moment später, als die Stimmen deutlicher wurden, erkannte er sie als die von Isaac und Derkhan.
    Auf der Oberfläche der Fäkalbrühe schwamm Lichtschein um eine Biegung vor ihnen.
    Gebückt und vor Anstrengung fluchend zwängten Yagharek und Lemuel sich durch die vertrackten Windungen und traten in die kleine Kammer unter dem Zentrum von Murkside.
    Isaac und Derkhan trugen einen heftigen Wortwechsel aus. Über Derkhans Schulter hinweg erspähte Isaac die beiden Rückkehrer. Er breitete grüßend die Arme aus.
    »Dammich, da seid ihr endlich!« Er ging ihnen entgegen. Yagharek streckte ihm die Tasche mit Lebensmitteln hin, aber Isaac hatte keinen Blick dafür. »Lem, Yag«, sagte er in drängendem Ton, »wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Immer langsam …«, wollte Lemuel ihn bremsen,

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