Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
wenigen Stunden Unterricht war dem Vater klar, dass der Junge noch andere interessante Talente besaß. Wolfgang hörte intensiver zu als andere Schüler, er versank mit Körper und Geist völlig in der Musik. Derart konzentriert lernte er schneller als andere Kinder. Als er fünf Jahre alt war, stahl er eine Übung, die für Maria Anna gedacht war, und nach 30 Minuten beherrschte er sie. Er hatte zugehört, als Maria Anna das Stück geübt hatte, und ein Blick auf die Noten genügte ihm, um die Musik in kürzester Zeit wiederzugeben.
Den Grund für Wolfgangs bemerkenswerte Konzentrationsfähigkeit hatte Leopold schnell erkannt: Der Junge liebte die Musik mit ganzer Seele. Seine Augen leuchteten bei jedem neuen anspruchsvollen Stück, das Leopold ihm gab. Er übte neue Stücke, die er nicht sofort beherrschte, Tag und Nacht mit unglaublicher Hartnäckigkeit, bis er sie schließlich in seinem Repertoire hatte. Abends mussten ihn sein Eltern zwingen, mit dem Üben aufzuhören und ins Bett zu gehen. Diese Begeisterung fürs Üben schien mit den Jahren immer weiter zuzunehmen. Wenn er mit anderen Kindern spielte, änderte er ein einfaches Spiel oft so ab, dass schließlich Musik darin vorkam. Seine Lieblingsbeschäftigung bestand jedoch darin, über ein ihm bekanntes Stück zu improvisieren, ihm seine persönliche, recht charmante und fantasievolle Note zu verleihen.
Von frühester Kindheit an war Wolfgangungewöhnlich emotional und sensibel. Seine Stimmung schwankte stark – er konnte im einen Moment gereizt reagieren, und im nächsten sehr liebevoll sein. Er sah stets etwas verzagt aus, außer wenn er sich ans Klavier setzte; dann war er in seinem Element und versenkte sich völlig in die Musik.
Eines Tages im Jahr 1762 hörte Leopold seine beiden Kinder ein vierhändiges Stück spielen und hatte eine Idee. Seine Tochter Maria war eine hoch talentierte Pianistin, und Wolfgang war ein echtes Wunderkind. Beide zusammen waren wie zwei wertvolle Püppchen. Sie hatten eine natürliche Ausstrahlung, und Wolfgang war der geborene Unterhalter. Leopold verdiente als einfacher Hofmusiker wenig, aber er sah eine Möglichkeit, mit seinen Kindern Geld zu verdienen. Er überdachte die Angelegenheit und brach schließlich mit seiner ganzen Familie zu einer Tournee zu den Hauptstädten Europas auf, wo sie gegen Gage vor Königen und öffentlichem Publikum spielten. Als besonderen Showeffekt verkleidete er die Kinder: Maria Anna als Prinzessin und Wolfgang als Höfling mit Perücke, prächtiger Weste und einem Schwert am Gürtel.
Bei ihrer ersten Station in Wien bezauberten die Kinder das österreichische Kaiserpaar. Danach verbrachten sie mehrere Monate in Paris, wo sie für den königlichen Hof spielten und Wolfgang auf den Knien eines entzückten Königs Ludwig XV. spielte. Sie reisten weiter nach London und blieben dort über ein Jahr. In der Stadt spielten sie vor den unterschiedlichsten Zuschauermengen. Das Publikum war verzaubert von den beiden Kindern in ihren Kostümen, aber Wolfgangs Klavierspiel verblüffte die Menschen. Er beherrschte inzwischen zahlreiche Kunststücke, die sein Vater effektvoll einsetzte. Manchmal deckten sie die Klaviatur mit einem Tuch ab, und Wolfgang spielte darunter mit nur einem Finger ein Menuett. Manchmal spielte er die neueste Komposition eines bekannten Künstlers flott vom Blatt. Und manchmal spielte er seine eigenen Kompositionen. Das Publikum lauschte beeindruckt einer Sonate, die ein Siebenjähriger komponiert hatte, selbst wenn sie noch so einfach war. Vor allem aber spielte Wolfang unglaublich schnell, und seine kleinen Finger flogen über die Tasten.
Als sie ihre Tournee fortsetzten, entwickelte sich langsam eine amüsante Routine: Die Familie erhielt Einladungen zu einem Besuch der städtischen Sehenswürdigkeiten, zu einer Ausfahrt aufs Land oder einer Soiree, aber Wolfgang fand immer irgendeine Entschuldigung, um nicht mitgehen zu müssen. Er gab vor, krank zu sein oder erschöpft – und widmete sich in dieser Zeit lieber der Musik. Als Tarnung knüpfte er gerne Bekanntschaften mit den bekanntesten Komponisten an den Höfen, die sie besuchten. In London verzauberte er zum Beispiel den großen Komponisten Johann Christian Bach, Sohn von Johann Sebastian Bach. Als seine Familie zu einem Ausflug eingeladen wurde, hatte er die perfekte Ausrede, um nicht teilnehmen zu müssen: Er hatte mit Bach eine Unterrichtsstunde in Kompositionslehre vereinbart.
Auf diese Weise trugen alle
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