Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
mehr als alles andere, diese Emotionen in seinem Werk ausdrücken zu können.
Beinahe unbewusst begann er zu experimentieren. Er schrieb mehrere langsame Sätze für verschiedene Streichquartette mit ungewöhnlichen Stimmungswechseln, die in einem großartigen Crescendo gipfelten. Bei seinem Vater lösten diese Stücke Entsetzen aus. Das Einkommen der Familie hing davon ab, dass Wolfang dem Hof die lieblichen Melodien lieferte, die Menschen zum Lächeln brachten. Wenn das Publikum oder der Erzbischof diese neuen Kompositionen hörten, würden sie glauben, Wolfgang sei verrückt geworden. Außerdem waren die Stücke zu kompliziert für die Hofmusiker in Salzburg. Er bat seinen Sohn, sich nicht weiter mit dieser seltsamen Musik zu beschäftigen oder zumindest damit zu warten, bis er anderswo eine Stellung gefunden hatte.
Wolfgang gab nach, aber er wurde mit der Zeit immer bedrückter. Die Musik, die man ihn zu schreiben zwang, erschien ihm hoffnungslos tot und konventionell; sie hatte keinerlei Bezug zu dem, was in ihm vorging. Er komponierte immer weniger und trat immer seltener auf. Zum ersten Mal in seinem Leben verlor er die Liebe zur Musik. Er fühlte sich gefangen und wurde reizbar. Jede Opernarie, die er hörte, erinnerte ihn an die Musik, die er komponierten könnte, und er versank in Antriebslosigkeit. Er stritt sich häufig mit seinem Vater und wechselte abrupt von Wut in tiefe Reue über seinen Ungehorsam. Langsam ergab er sich in sein Schicksal: Er würde jung in Salzburg sterben, und die Welt würde niemals die Musik hören, die er in sich trug.
Im Jahr 1781 begleitete Wolfang den Erzbischof von Salzburg nach Wien, wo dieser die musikalischen Talente seiner Hofmusiker vorführen wollte. In Wien wurde Wolfgang sein Status als Hofmusiker plötzlich bewusst. Der Erzbischof erteilte ihm Befehle wie jedem beliebigen anderen Angestellten, als sei er nur ein Diener. Nun brach all der Ärger, der sich in sieben Jahren in Wolfgang angestaut hatte, aus ihm heraus. Er war 25 Jahre alt und verlor wertvolle Zeit. Sein Vater und der Erzbischof behinderten ihn bewusst. Er liebte seinen Vater und er brauchte die emotionale Unterstützung seiner Familie, aber er ertrug seine Lebensumstände nicht länger. Als der Erzbischof nach Salzburg zurückkehrte, tat Wolfgang das Undenkbare: Er weigerte sich, Wien zu verlassen. Er bat um seine Entlassung. Der Erzbischof reagierte mit tiefster Verachtung, gab aber schließlich nach. Sein Vater stellte sich auf die Seite des Erzbischofs und befahl seinem Sohn die Rückkehr nach Salzburg mit dem Versprechen, dass man ihm alles verzeihen würde. Aber Wolfgang hatte sich entschieden: Er blieb in Wien, wie sich herausstellte, für den Rest seines Lebens.
Der Bruch mit seinem Vater war endgültig und äußerst schmerzhaft für Wolfgang, aber er spürte, dass ihm nur wenig Zeit blieb, die kaum mehr ausreichte, um alles auszudrücken. Er stürzte sich mit noch größerer Intensität in die Musik, als er es in seiner Kindheit getan hatte. All seine Ideen hatten sich in ihm aufgestaut und explodierten in einem kreativen Ausbruch, wie es ihn in der Musikgeschichte noch nie zuvor gegeben hatte.
Die Lehrzeit der vergangenen 20 Jahre hatte ihn bestens auf diesen Moment vorbereitet. Er hatte ein erstaunliches Erinnerungsvermögen entwickelt. In seinem Kopf hatten sich alle Harmonien und Melodien angesammelt, die er im Laufe der Jahre gelernt hatte. Statt in Noten oder Akkorden dachte er in Musikblöcken, die er so schnell aufschrieb, wie er sie in seinem Kopf hörte. Die Geschwindigkeit, mit der er komponierte, erstaunte jeden, der es sah. So ging Mozart am Abend vor der Premiere seiner Oper Don Giovanni aus, um zu trinken. Im Lauf des Abends erinnerten ihn seine Freunde daran, dass er die Ouvertüre noch nicht geschrieben hatte. Daraufhin eilte er nach Hause, wo ihn seine Frau mit Gesang wach hielt, während er die berühmte und brillante Ouvertüre in wenigen Stunden niederschrieb.
Vor allem aber hatte er in den vergangenen Jahren gelernt, in jeder denkbaren Musikgattung zu komponieren. So standen ihm all diese Gattungen nun als Ausdrucksmöglichkeit zur Verfügung, er konnte ihre Grenzen ausdehnen und sie mit seiner Kreativität sogar dauerhaft verändern. Er war aufgewühlt und suchte nach einem Weg, um Musik nicht nur dekorativ, sondern mächtig und ausdrucksstark zu machen.
Zu Mozarts Lebzeiten waren das Klavierkonzert und die Sinfonien zur leichten und seichten musikalischen
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