Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
Unterhaltung verkommen mit kurzen, einfachen Sätzen, kleinem Orchester und einem Übermaß an Melodien. Mozart überarbeitete diese Gattungen von Grund auf. Er schrieb für größere Orchester und erweiterte vor allem die Geigensektion. Diese Orchester hatten einen so machtvollen Klang, wie man ihn nie zuvor gehört hatte. Die Sätze seiner Sinfonien waren deutlich länger als konventionell üblich. Im ersten Satz schuf er eine spannungsvolle und dissonante Stimmung, die sich im zweiten, langsamen Satz fortsetzte und steigerte, um sich schließlich in einem großartigen und dramatischen Finale aufzulösen. Seine Kompositionen drückten Furcht, Trauer, Wut oder Ekstase aus, er konnte sie ahnungsvoll oder heiter klingen lassen. Das Publikum war von den vielen neuen Dimensionen dieser neuen Klangwelt fasziniert. Nach diesen Neuerungen konnten Komponisten nicht mehr zu der bisher vorherrschenden leichten und seichten Hofmusik zurückkehren. Die europäische Musik hatte sich für immer verändert.
Mozart hatte diese Neuerungen nicht bewusst angestrebt, noch wollte er mit ihnen provozieren oder rebellieren. Sein transformierender Geist drückte sich darin aus, so natürlich und jenseits jeglicher Kontrolle, wie eine Biene Wachs produziert. Mit seinem überragenden musikalischen Gespür konnte er gar nicht anders, als jedem Genre, mit dem er sich beschäftigte, seine Persönlichkeit aufzudrücken.
Im Jahr 1786 stieß er auf die Legende von Don Juan und war sofort begeistert. Er identifizierte sich mit dem großen Verführer. Er teilte Don Juans Besessenheit und Liebe zu Frauen, und wie Don Juan verachtete auch Mozart alle Autoritätsfiguren. Vor allem aber glaubte Mozart, er habe als Komponist die Fähigkeit, ein Publikum zu verführen, und die Musik selbst, die unwiderstehlichen Einfluss auf die Emotionen der Menschen ausübte, sei die höchste Form der Verführung. Mit einer Oper über diese Geschichte konnte er all dies vermitteln. Und so begann er im darauf folgenden Jahr mit den ersten Arbeiten für seine Oper Don Giovanni (der italienische Name Don Juans). Um die Geschichte so zum Leben zu erwecken, wie sie in seiner Vorstellung existierte, wandte er ein weiteres Mal seine transformativen Kräfte an – dieses Mal auf das Operngenre.
Zu jener Zeit waren Opern meist statisch und formelhaft. Sie bestanden aus Rezitativen (von einem Cembalo begleitete, gesprochene Dialoge, die die Handlung vorantrieben), Arien (gesungene Stücke, in denen die Sänger auf die Informationen aus den Rezitativen reagierten) und Chorälen, bei denen riesige Menschengruppen gemeinsam sangen. Für seine Oper schuf Mozart ein großes, fließendes Ganzes. Er stellte die Figur des Don Giovanni nicht nur durch Worte, sondern auch durch die Musik dar: Jeder Bühnenauftritt des Verführers wurde von einem konstanten Tremolo der Violinen begleitet, das seine aufregende, sinnliche Energie repräsentierte. Er gab dem Werk ein beschleunigtes, fast rasantes Tempo, das es im Theater bisher nicht gegeben hatte. Er steigerte die Ausdruckskraft der Musik weiter und erfand Ensembles – bewegende Höhepunkte, in denen mehrere Figuren sangen, manchmal gegeneinander in einem kunstvollen Kontrapunkt, der den Opern etwas Traumhaftes verlieh.
Die gesamte Oper war von der dämonischen Gegenwart des großen Verführers Don Giovanni durchdrungen. Alle anderen Figuren verurteilen ihn zwar, aber dennoch muss man Don Giovanni bewundern. Er zeigt selbst am Ende noch keine Reue, sondern er fährt lachend in die Hölle hinab und weigert sich bis zum Schluss, sich einer Autorität zu unterwerfen. Eine Oper wie Don Giovanni hatte niemand jemals zuvor gesehen, weder was die Geschichte noch was die Musik anbetraf, und sie war ihrer Zeit um einiges voraus. Viele beschwerten sich, die Oper sei insgesamt ziemlich hässlich und unangenehm zu hören. Sie fanden das Tempo zu schnell und die moralische Ambiguität verstörend.
Mozart setzte seine Arbeit in diesem kreativen Schaffenstaumel bis zu seinem Tod fort. Völlig erschöpft starb er im Jahr 1791, zwei Monate nach der Premiere seiner letzten Oper Die Zauberflöte im Alter von 35 Jahren. Viele Jahre nach seinem Tod war das Publikum schließlich reif für die radikale Klangwelt, die er in Werken wie Don Giovanni geschaffen hatte, und die Oper gehört heute zu den fünf am häufigsten aufgeführten Opern der Geschichte.
Schlüssel zur Meisterschaft
… manches leuchtete mir ein, und plötzlich verstand ich, welche
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