Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
dieser Atmosphäre blühte der junge Einstein plötzlich auf. Der Ort inspirierte ihn. Die Schule ermutigte die Schüler dazu, selbstständig alles zu lernen, was sie interessierte. Einstein vertiefte sich in die Newtonsche Physik (seine Leidenschaft) und die neuesten Fortschritte bei der Erforschung des Elektromagnetismus. Noch während er in Aarau Newton studierte, stieß er auf einige Probleme im Newtonschen Bild des Universums, die ihm Kopfzerbrechen und viele schlaflose Nächte bereiteten.
Newton zufolge lassen sich alle natürlichen Phänomene anhand einfacher mechanischer Gesetze erklären. Wenn man diese Gesetze kennt, kann man für fast alles, was geschieht, eine Ursache herleiten. Objekte bewegen sich gemäß dieser mechanischen Gesetze, etwa des Gravitationsgesetzes, durch den Raum, und all diese Bewegungen können mathematisch gemessen werden. Es handelt sich um ein geordnetes und rationales Universum. Doch Newton stützte sich bei seiner Theorie auf zwei Annahmen, die nie empirisch bewiesen oder verifiziert werden konnten: die Existenz einer absoluten Zeit und eines absoluten Raums. Man nahm an, dass beides unabhängig von Lebewesen und Objekten existierte. Ohne diese Annahmen gab es kein Urmaß. Das System war aber fraglos brillant. Immerhin konnten Wissenschaftler aufgrund dieser Gesetze die Ausbreitung von Schall, die Gasdiffusion und den Lauf der Gestirne exakt messen.
Im späten 19. Jahrhundert bekam Newtons Theoriegebäude des mechanischen Universums jedoch erste Risse. Aufbauend auf den Arbeiten Michael Faradays machte der große schottische Mathematiker James Maxwell einige interessante Entdeckungen über die Eigenschaften des Elektromagnetismus. Bei der Entwicklung der Feldtheorien postulierte Maxwell, man solle Elektromagnetismus nicht anhand von geladenen Partikeln beschreiben, sondern anhand von Feldern im Raum, die jederzeit in Elektromagnetismus umgewandelt werden können. Dieses Feld bestehe aus Spannungsvektoren, die jederzeit aufgeladen werden können. Seinen Berechnungen zufolge breiteten sich elektromagnetische Wellen mit einer Geschwindigkeit von 300 000 000 Meter pro Sekunde aus, mit Lichtgeschwindigkeit. Das konnte kein Zufall sein. Licht musste daher eine sichtbare Manifestation des gesamten Spektrums elektromagnetischer Wellen sein.
Dies war ein bahnbrechend neues Bild des physischen Universums. Aber um es in Einklang mit Newton zu bringen, gingen Maxwell und andere Wissenschaftler von der Existenz eines »lichttragenen Äthers« aus, einer Substanz, die schwingen und elektromagnetische Wellen produzieren konnte, wie Ozeanwellen im Wasser entstanden oder Schallwellen in der Luft. Durch die Theorie kam eine weiteres Absolutum zu den Newtonschen Gleichungen hinzu: die absolute Ruhe. Die Geschwindigkeit, mit der sich diese Wellen fortbewegten, konnte nur vor dem Hintergrund von etwas gemessen werden, das sich in Ruhe befand, in diesem Fall dem Äther. Dieser Äther wies einige seltsame Eigenschaften auf: Er erfüllte das gesamte Universum, hatte aber keinerlei Einfluss auf die Bewegung von Planeten oder Objekten.
Wissenschaftler weltweit suchten mehrere Jahrzehnte lang nach einem Beweis für die Existenz des Äthers; sie führten allerlei komplizierte Experimente aus, aber die Aufgabe erwies sich als unlösbar, und immer mehr Wissenschaftler stellten das Newtonsche Universum infrage und auch die Absoluta, auf denen es basierte. Albert Einsteinverschlang alles über Maxwells Arbeit und die Fragen, die sie aufwarf. Einstein selbst wollte an Gesetze glauben, an die Existenz eines geordneten Universums, und seine Zweifel an diesen Gesetzen beunruhigten ihn außerordentlich.
Mitten in diesen Überlegungen und zu einer Zeit, als er noch in Aarau zur Schule ging, sah er plötzlich ein Bild vor sich: das Bild eines Mannes, der auf einem Lichtstrahl reitet. Er dachte über dieses Bild nach, und es wurde zu einem Rätsel für ihn, oder wie er selbst es später nannte, zu einem Gedankenexperiment. Wenn der Mann sich parallel zu einem Lichtstrahl mit Lichtgeschwindigkeit bewegte, müsste er »einen solchen Lichtstrahl als elektromagnetisches Feld im Ruhezustand sehen, auch wenn es räumlich schwang«.
Intuitiv machte das für ihn aus zwei Gründen keinen Sinn: Sobald der Mann zur Lichtquelle blickte, um den Strahl zu sehen, würde sich das Licht mit Lichtgeschwindigkeit vor ihm her bewegen; er könnte es sonst nicht wahrnehmen, weil sichtbares Licht sich mit konstanter Geschwindigkeit
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