Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
Vom Netzwerk:
den weiteren Weg wiesen. Erstens stellte er fest, dass seine ursprüngliche Intuition richtig gewesen war – dass die Gesetze der Physik sowohl für jemanden in Ruhe als auch für jemanden galten, der mit gleichmäßiger Geschwindigkeit in einem Raumschiff flog. Alles andere machte einfach keinen Sinn. Und zweitens stellte er fest, dass die Lichtgeschwindigkeit eine Konstante sein musste. Selbst wenn ein Stern, der sich mit mehreren Tausend Kilometern pro Stunde bewegte, Licht ausstrahlte, würde dieses Licht nur 300 000 000 Meter pro Sekunde zurücklegen, und nicht mehr. Damit hielt er sich an das Maxwellsche Gesetz von der unveränderlichen Geschwindigkeit elektromagnetischer Wellen.
    Er dachte über diese Prinzipien weiter nach, und plötzlich erschien ein weiteres Paradox in Form eines Bildes in seinem Kopf. Er sah einen Zug auf schneller Fahrt mit leuchtenden Scheinwerfern. Für einen am Bahndamm stehenden Mann würde sich der Lichtstrahl mit der erwarteten Geschwindigkeit bewegen. Aber wie sah es für eine Frau aus, die auf dem Gleis auf den Zug zu oder von ihm weg rannte? Die Geschwindigkeit der Frau im Verhältnis zum Zug hing davon ab, wie schnell sie sich bewegte und in welche Richtung, aber müsste dasselbe nicht auch für den Lichtstrahl gelten? Das Licht musste doch eine andere Geschwindigkeit haben, je nachdem, ob die Frau darauf zu oder davon weg rannte, und dieser Lichtstrahl musste sich mit einer anderen Geschwindigkeit fortbewegen, als er es relativ zu dem Mann neben dem Gleis tat. Dieses eine Bild stellte alle seine bisherigen Leitgedanken infrage.
    Monatelang grübelte er über dieses Paradox nach, und im Mai 1905 beschloss er, die ganze Sache aufzugeben. Es gab anscheinend keine Lösung. An einem schönen, sonnigen Tag ging er mit einem Freund und Kollegen aus dem Patentamt in Bern spazieren und erklärte ihm, in welche Sackgasse er geraten war, er erzählte ihm von seiner Frustration und von dem Entschluss aufzugeben. Noch während er erzählte, so erinnert sich Einstein später, »hatte er plötzlich die Lösung des Problems«. Sie offenbarte sich ihm in einer blitzartigen Eingebung, zunächst als Bild, später in Worten – eine Erkenntnis in Sekundenbruchteilen, die unser gesamtes Verständnis des Universums für immer verändern sollte.
    Später erläuterte Einstein seine Eingebung anhand des folgenden Bildes: Man stelle sich einen Zug vor, der mit konstanter Geschwindigkeit an einem Bahndamm vorbei fährt. In der Mitte des Bahndamms steht ein Mann. Als der Zug diesen Punkt passiert, schlagen Blitze an zwei gleich weit entfernten Punkten A und B ein, jeweils links und rechts aus Sicht des Mannes. In der Mitte des Zuges sitzt eine Frau, die in dem Moment an dem Mann auf dem Bahndamm vorbei fährt, in dem die Blitze einschlagen. Sie nähert sich Punkt B, während das Licht sich auf sie zubewegt und sieht daher den Blitz in Punkt B einen winzigen Moment früher einschlagen als den Blitz in Punkt A. Für den Mann auf dem Bahndamm passiert alles gleichzeitig, für die Frau im Zug nicht. Keine zwei Ereignisse sind jemals simultan, weil jeder sich bewegende Referenzrahmen seine eigene relative Zeit hat und sich alles im Universum relativ zu etwas anderem bewegt. Einstein drückte es so aus: »Es gibt kein Tick-Tock, das überall auf der Welt zu hören ist und das man als Zeit bezeichnen könnte.« Aber wenn Zeit nicht absolut ist, dann sind es auch Raum oder Entfernung nicht. Alles ist relativ zu allem anderen – Geschwindigkeit, Zeit, Entfernung, einfach alles – mit Ausnahme der Lichtgeschwindigkeit, die sich niemals ändert.
    Diese einfache Relativitätstheorie erschütterte in den folgenden Jahren die Grundfesten von Physik und Naturwissenschaften. Einige Jahre später wiederholte Einstein denselben Vorgang bei der Entdeckung der allgemeinen Relativitätstheorie und der von ihm so benannten »Krümmung der Raumzeit«, für die er die Relativität auf die Gravitation anwendete. Er ging wieder von einem Bild aus, einem Gedankenexperiment, mit dem er sich schon fast zehn Jahre beschäftigt hatte, und das im Jahr 1915 zu seiner bahnbrechenden Theorie führte. Allein aus dieser Theorie leitete er her, dass Lichtstrahlen durch die Krümmung der Raumzeit abgelenkt werden mussten. Er ging sogar noch weiter und sagte den exakten Grad der Ablenkung von Sternenlicht voraus, das an der Sonne vorbeistreicht. Zur Verblüffung der Wissenschaftler und der Öffentlichkeit konnten Astronomen während der

Weitere Kostenlose Bücher