Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
Sonnenfinsternis im Jahr 1919 Einsteins Vermutungen exakt bestätigen. Offensichtlich konnte nur jemand mit übermenschlichen geistigen Fähigkeiten eine solche Einschätzung nur durch abstrakte Überlegungen treffen. Der Ruhm und der Ruf Albert Einsteins als schrulliges Genie entstanden in jenem Moment, und sie haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten.
Wir möchten gern glauben, dass ein Genie wie Albert Einstein Fähigkeiten besaß, die unsere weit übertreffen. Aber seine Entdeckungen hingen von zwei einfachen Entscheidungen ab, die er als junger Mann traf. Als erstes stellte er mit 21 Jahren fest, dass er nur ein mittelmäßiger Experimentalwissenschaftler war. In der Physik bestand der normale Weg darin, sich in die Mathematik zu vertiefen und Experimente durchzuführen, aber er folgte seinem eigenen Weg – eine mutige Entscheidung. Zweitens betrachtete er seine tiefe Verachtung für Autoritäten und Konventionen als große Stärke. Er wollte von außen angreifen und sich so von der Last der Annahmen befreien, die Wissenschaftlern im Zusammenhang mit Newton so große Probleme bereiteten. Durch diese zwei Entscheidungen konnte er seine Stärken optimal einsetzen. Und es gibt noch einen dritten Faktor: Einsteins Liebe zur Geige und zur Musik Mozarts. Wenn sich andere über sein Gespür für Mozart wunderten, entgegnete er: »Es liegt mir im Blut.« Was er meinte, war, dass er diese Musik schon so oft gespielt hatte, dass sie ein Teil von ihm, Teil seines Wesens geworden war. Er hatte ein inneres Verständnis für die Musik, das zum unbewussten Vorbild für seine Herangehensweise an die Wissenschaft wurde: Er dachte sich in komplexe Phänomene hinein.
Einstein gilt zwar als der abstrakte Denker schlechthin, aber seine Denkweise war erstaunlich konkret. Er dachte fast immer in Bildern, die mit Alltagsobjekten in seiner Umgebung zu tun hatten, wie Züge, Uhren und Aufzüge. Mit dieser konkreten Denkweise konnte er ein Problem im Kopf hin und her wälzen, es von allen Seiten betrachten, während er spazieren ging, sich mit anderen unterhielt oder an seinem Schreibtisch im Patentamt saß. Später erklärte er, seine Vorstellungskraft und Intuition hätten eine weit größere Rolle bei seinen Entdeckungen gespielt als sein Wissen über Naturwissenschaft und Mathematik. Seine außergewöhnlichste Eigenschaft war seine Geduld in Kombination mit extremer Hartnäckigkeit. Nach wahrscheinlich deutlich mehr als 10 000 Stunden erreichte er einen Transformationspunkt. Er hatte die verschiedenen Aspekte eines extrem komplizierten Phänomens verinnerlicht, und er erfasste seine Gesamtheit intuitiv – in diesem Fall in Form eines plötzlich auftauchenden Bildes, das ihm die Relativität der Zeit offenbarte. Seine beiden Relativitätstheorien sind die wahrscheinlich größten intellektuellen Leistungen der Geschichte, doch sie sind das Ergebnis intensiver Arbeit und nicht eines außergewöhnlichen, unerklärlichen Geniestreichs.
Es gibt viele Wege zur Meisterschaft, und wenn Sie lange genug suchen, werden Sie einen finden, der zu Ihnen passt. Aber Sie müssen dazu Ihre geistigen und psychischen Stärken bestimmen und mit ihnen arbeiten. Der Aufstieg zur Meisterschaft setzt viele Stunden aktiver Konzentration und Übung voraus. Das schaffen Sie nur, wenn Ihnen Ihre Arbeit Spaß macht und Sie nicht ständig gegen Ihre eigenen Schwächen ankämpfen müssen. Sie müssen tief in Ihr Inneres blicken und Ihre besonderen Stärken und Schwächen kennenlernen. Seien Sie dabei so realistisch wie möglich. Wenn Sie Ihre Stärken kennen, können Sie sich auf sie stützen. Sobald Sie die ersten Schritte in diese Richtung unternommen haben, entsteht eine Eigendynamik. Sie werden nicht mehr durch Konventionen behindert oder verschwenden Zeit, weil Sie sich mit dem Erlernen von Fertigkeiten abmühen, die nicht Ihren Neigungen und Stärken entsprechen. So werden Ihre Kreativität und Ihre Intuition auf natürliche Weise angeregt.
B. Temple Grandin erinnert sich an ihre ersten Lebensjahre in den 1950ern als eine dunkle und chaotische Welt. Sie ist Autistin, saß als Kind stundenlang am Strand und sah zu, wie Sandkörner durch ihre Hände rieselten. (Mehr zu Grandin finden Sie auf den Seiten 35–36 und 191–194.) Ihre Welt war voller Schrecken, jeder plötzliche Lärm war zu viel für sie. Sie lernte das Sprechen erst viel später als andere Kinder, und als sie es endlich lernte, wurde ihr schmerzhaft bewusst, wie sehr sie sich von
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