Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
stehenden Quellen. Lesen Sie noch mehr Bücher als die anderen, die in den Genuss einer geregelten Ausbildung kommen, und machen Sie daraus eine lebenslange Gewohnheit. Versuchen Sie, Ihr Wissen so oft wie möglich praktisch oder experimentell anzuwenden. Machen Sie öffentliche Persönlichkeiten zu Ihren Ersatzmentoren. Lassen Sie die Ideen Ihrer Vorbilder lebendig werden, und übernehmen Sie Ihre Ausdrucksformen. Als Autodidakt bewahren Sie sich so eine unverdorbene Sichtweise, die ausschließlich auf Ihren eigenen Erfahrungen basiert und Ihnen unverwechselbare Fähigkeiten verleiht. So werden Sie auf Ihrem ganz individuellen Weg zur Meisterschaft gelangen.
Anhand von Beispielen zu lernen bedeutet, sich einer Autorität zu unterwerfen. Man folgt einem Meister, weil man seiner Vorgehensweise vertraut, selbst wenn man deren Effektivität nicht analysieren und im Detail erklären kann. Indem er dem Meister zusieht und seine Leistungen nachahmt, […] eignet sich der Lehrling unbewusst all seine Fachkenntnisse an, auch die, die der Meister selbst nicht wirklich erklären kann.
M ICHAEL P OLANYI
IV.
SEHEN SIE DIE MENSCHEN SO, WIE SIE SIND: SOZIALE KOMPETENZ
Das größte Hindernis auf unserem Weg zur Meisterschaft ist oft der emotionale Sumpf, in den wir geraten, wenn wir uns mit Widerständen und Manipulationen unserer Mitmenschen konfrontiert sehen. Wenn wir nicht vorsichtig sind, werden wir in endlose politische Intrigen und Auseinandersetzungen verstrickt. Das Hauptproblem, mit dem wir in der gesellschaftlichen Arena zu kämpfen haben, ist unsere naive Neigung, die eigenen emotionalen Bedürfnisse und Wünsche auf andere zu projizieren. Wir verstehen ihre Absichten falsch, und reagieren in einer Weise, die Verwirrung oder gar Konflikte stiftet. Soziale Kompetenz ist die Fähigkeit, unsere Mitmenschen so realistisch wie nur möglich wahrzunehmen. Indem wir unsere gewohnte Ichbezogenheit überwinden, können wir lernen, uns intensiv auf andere einzulassen. Wir verstehen ihr Verhalten, sehen, was sie motiviert, und erkennen ihre Versuche, uns zu manipulieren. Gelingt es uns, uns innerhalb unseres sozialen Umfelds reibungslos zu bewegen, bleibt uns mehr Zeit und Energie für das Lernen und den Erwerb neuer Fähigkeiten. Ein Erfolg, der ohne soziale Kompetenz erzielt wurde, kann nicht als meisterlich bezeichnet werden, und wird auch nicht lange anhalten.
Sich in andere hineinversetzen
Im Jahr 1718 begann Benjamin Franklin (1706–1790) eine Lehre in der Druckerei seines Bruders James in Boston. Er träumte davon, ein großer Schriftsteller zu werden, und in der Druckerei lernte er nicht nur die Bedienung von Druckmaschinen, sondern auch das Redigieren von Manuskripten. Umgeben von Büchern und Zeitungen standen ihm unzählige Beispiele für gute Texte zur Verfügung, die er studieren und aus denen er lernen konnte.
Im Laufe seiner Lehrzeit bekam er so ganz von selbst die literarische Ausbildung, die ihm immer vorgeschwebt hatte, und er konnte seine schriftstellerischen Fähigkeiten immens verbessern. 1722 schien dann endlich die perfekte Gelegenheit gekommen, um sein schriftstellerisches Talent unter Beweis zu stellen. Sein Bruder beabsichtigte, eine eigene Zeitung mit hoher Auflage auf den Markt zu bringen, The New-England Courant . Benjamin bot James mehrere Ideen zu Geschichten an, die er schreiben könnte, zu seiner großen Enttäuschung hatte sein Bruder aber kein Interesse an einer Mitarbeit an dem neuen Blatt. Die Zeitung sei ein ernsthaftes Unternehmen, und Benjamins Arbeit wäre noch nicht reif genug für The Courant .
James war ein sehr eigensinniger junger Mann, und Benjamin wusste, dass es keinen Zweck hatte, sich mit ihm zu streiten. Als er über seine Situation nachdachte, kam ihm jedoch plötzlich eine Idee: Wie wäre es, wenn er eine Person erfände, die Briefe an The Courant schrieb? Würde er die Briefe gut genug formulieren, käme James nie auf die Idee, sie könnten von Benjamin sein, und er würde sie drucken. Dann würde er am längeren Hebel sitzen. Nachdem er lange gegrübelt hatte, entschied er sich, welche Figur er ins Leben rufen wollte. Sie würde perfekt sein: Eine junge Witwe namens Silence Dogood, die entschiedene, teils recht absurde Ansichten zum gesellschaftlichen Leben in Boston hatte.
Um das Ganze glaubwürdiger zu machen, verbrachte Benjamin Stunden damit, sich eine detaillierte Vergangenheit für Silence auszudenken. Er versetzte sich so stark in seine Figur hinein, dass
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