Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
Vom Netzwerk:
sie in ihm lebendig wurde. Er konnte hören, wie sie dachte, und so entstand bald eine sehr individuelle und realistische Erzählerstimme.
    Nachdem er den ersten, ziemlich langen Brief an The Courant geschickt hatte, verfolgte er amüsiert, wie sein Bruder diesen druckte und sogar noch eine Notiz anfügte, in der er Silence Dogood bat, noch mehr Briefe zu schreiben. Da der Brief sehr witzig und satirisch war, hatte James möglicherweise einen etablierten Bostoner Schriftsteller, der ein Pseudonym benutzte, in Verdacht. Dass der Brief von Benjamin sein könnte, kam ihm sicherlich nicht in den Sinn. Auch die nachfolgenden Briefe ließ James veröffentlichen, und sie wurden schnell zum beliebtesten Teil der neuen Zeitung.
    Benjamins Verantwortung im Verlag wurde immer größer, und es stelltesich heraus, dass er ein ziemlich talentierter Zeitungsredakteur war. Stolz auf seine frühen Erfolge, konnte er eines Tages nicht mehr an sich halten und gestand seinem Bruder, dass er der Verfasser der Dogood-Briefe war. Da er eigentlich ein Lob erwartet hatte, überraschte ihn dessen scharfe Reaktion: Sein Bruder mochte es überhaupt nicht, angelogen zu werden. In den darauffolgenden Monaten wurde alles noch schlimmer. James benahm sich Benjamin gegenüber sehr abweisend und beleidigte ihn sogar. Bald wurde es Benjamin unmöglich, für seinen Bruder zu arbeiten. In seiner Verzweiflung beschloss er im Herbst 1723, Boston zu verlassen und seiner Familie den Rücken zu kehren.
    Nachdem er einige Monate herumgezogen war, landete er schließlich in Philadelphia und entschied, sich dort niederzulassen. Er war erst 17 Jahre alt, hatte so gut wie kein Geld, kannte niemanden, war aber dennoch voller Hoffnung. In den fünf Jahren, die er für seinen Bruder gearbeitet hatte, hatte er mehr über das Verlagswesen gelernt als andere Männer, die doppelt so alt waren wie er. Er war ausgesprochen diszipliniert, ehrgeizig und darüber hinaus noch ein talentierter und erfolgreicher Autor. Niemand sollte ihn mehr in seinen Freiheiten einschränken. Philadelphia stand ihm offen. Nachdem er in den ersten Tagen die Situation vor Ort in Augenschein genommen hatte, wurde seine Zuversicht nur noch größer. Die beiden ortsansässigen Druckereien waren weit unter dem Bostoner Niveau und die Artikel in der lokalen Tageszeitung miserabel. Für Benjamin war das ein gutes Zeichen. Es gab viele Lücken zu füllen und zahlreiche Möglichkeiten, Erfolg zu haben.
    Tatsächlich konnte er sich schon nach wenigen Wochen eine Anstellung in einer der beiden Druckereien der Stadt sichern. Ihr Besitzer war ein Mann namens Samuel Keimer. Philadelphia war damals noch recht klein und provinziell, und die Nachricht von einem Neuankömmling mit schriftstellerischem Talent verbreitete sich sehr schnell.
    Der Gouverneur von Pennsylvania, William Keith, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Stadt in ein kulturelles Zentrum zu verwandeln, und war mit den beiden ansässigen Druckereien nicht besonders glücklich. Nachdem er von Benjamin Franklins schriftstellerischem Talent gehört hatte, stattete er ihm einen Besuch ab. Sehr beeindruckt von der Intelligenz des jungen Mannes, drängte er ihn dazu, seine eigene Druckerei zu gründen, und versprach, das nötige Startkapital zur Verfügung zu stellen. Maschinen und andere Materialen musste man aus London kommen lassen, also riet er Franklin, dorthin zu fahren und die Einkäufe persönlich zu überwachen. Er selbst habe dort gute Kontakte und werde alles finanzieren.
    Franklin konnte sein Glück kaum fassen. Noch vor ein paar Monaten war er der ausgebeutete Lehrling seines Bruders gewesen, und jetzt würde er Dank der Großzügigkeit und des Unternehmergeists des Gouverneurs bald seine eigene Druckerei haben und mit ihr eine eigene Zeitung produzieren. Er war noch keine 20 Jahre alt und würde zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Stadt werden. Während er seine Pläne für London machte, ließ der Kredit, den Keith ihm versprochen hatte, jedoch auf sich warten. Franklin schrieb Keith mehrere Briefe, und der ließ ihm schließlich ausrichten er müsse sich keine Sorgen machen: Sobald er in London an Land ginge, würden die Kreditbriefe dort schon für ihn bereitliegen. Ohne Keimer darüber zu informieren, was er vorhatte, kündigte er seine Stelle und kaufte sich ein Ticket für die Atlantiküberfahrt.
    In England warteten jedoch keine Kreditbriefe auf ihn. Zuerst dachte er, hier müsse ein Missverständnis vorliegen.

Weitere Kostenlose Bücher