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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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war in Gedanken schon ganz bei ihrem nächsten Projekt: »Ich schlage vor, wir fangen jetzt endlich mit dem Schneemannbauen an«, verkündete er, als sie bei dem formlosen Schneeklumpen angekommen waren, wo er, mit dem Rücken zu ihr gekehrt und die Hände auf die Hüften gestemmt, die Reste ihres gestrigen Kunstwerks begutachtete. »Da du jetzt wohl eingesehen hast, daß es außerordentlich dumm ist, jemanden, der soviel größer, stärker und klüger ist als du, zu provozieren, und da du mir endlich den nötigen Respekt entgegenbringst, werde ich dir verraten, wie wir dieses spezielle Proj...«
    Ein riesiger, sehr respektloser Schneeball traf ihn genau am Hinterkopf.
    Hoch auf dem Gipfel eines tiefverschneiten Berggipfels in Colorado erschallte an diesem langen Winternachmittag häufiges Lachen, und die Eichhörnchen “beobachteten von den Bäumen aus interessiert, wie zwei menschliche Wesen die herrliche Ruhe störten, indem sie wie Kinder durch den Schnee tobten, einander von Baum zu Baum jagten, sich mit Schneebällen bewarfen und sich dann schließlich daran machten, eine Figur aus Schnee zu bauen, die, als sie endlich fertiggestellt war, allerdings keinerlei Ähnlichkeit mit einem herkömmlichen Schneemann aufwies.

35
    Sie saßen unter einer cremefarbenen weichen Wolldecke auf dem Sofa, die Beine ausgestreckt und die Füße nebeneinander auf dem Couchtisch; Julie blickte durch die gegenüberliegende Glaswand ins Freie. Der Nachmittag an der frischen Luft, eine herzhafte Mahlzeit und das anschließende wundervolle Liebesspiel hatten sie auf herrliche Weise ermüdet. Obwohl der Liebesakt lange vorüber war und er inzwischen gedankenverloren in den offenen Kamin starrte, hatte er noch immer seinen Arm um sie gelegt und hielt sie fest an sich gedrückt; ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, und sie war glücklich bei dem Gedanken, daß er es genoß, sie ganz nahe zu haben und zu berühren. Das war herrlich, doch im Augenblick betrachtete sie seinen »Schneemann«, der gleich hinter den Panoramafenstern stand. Da die Lampen im Wohnraum auf ein Minimum gedimmt und das Feuer im Kamin bis auf ein leichtes Glühen erloschen war, konnte sie seinen schattenhaften Umriß draußen erkennen. Zack war unglaublich kreativ und fantasievoll, dachte sie lächelnd, was in Anbetracht seiner Karriere eigentlich nicht überraschend war. Trotzdem sollte ein Schneemann eigentlich wie ein Schneemann aussehen und nicht wie ein heimtückischer, mutierter Dinosaurier.
    »Woran denkst du?« fragte er und hauchte einen Kuß auf ihr Haar.
    Sie hob das Kinn, um ihn anzusehen, und grinste. »An deinen Schneemann. Hat dir nie jemand gesagt, daß ein Schneemann fröhlich aussehen sollte?«
    »Das«, korrigierte er sie und musterte sein Werk durch das Fenster mit jungenhaftem Stolz, »ist kein Schneemann, sondern ein Schneemonster.«
    »Es sieht aus wie etwas, das sich Stephen King ausdenken könnte. Was mußt du für eine schreckliche, schlimme Kindheit gehabt haben«, zog sie ihn auf.
    »Eine sehr schlimme«, bestätigte Zack lächelnd und zog sie fester an sich. Es schien, als könne er nie genug von ihr bekommen, weder im Bett noch außerhalb, und das war eine völlig neue Erfahrung für ihn. Ein Wort, ein Blick, eine Berührung von ihr konnte ihn zu nie dagewesenen, ungeahnten Höhen der Lust tragen. Außerhalb des Bettes war sie faszinierend, lustig, dickköpfig, geistreich und intelligent. Sie konnte ihn mit einem einzigen Wort verärgern, ihn mit ihrem entwaffnenden Lächeln aber gleich darauf wieder versöhnen. Sie war gebildet, ohne eingebildet zu sein, kannte keine Falschheit und war so voller Lebensfreude und voller Liebe, daß er ihr wie gebannt lauschte, wenn sie von ihren Schülern erzählte. Er hatte sie gekidnappt, und sie hatte ihm dafür das Leben gerettet. Er galt als hinterlistiger, bösartiger Verbrecher, und doch war sie clever und auch tapfer genug gewesen, direkt unter seiner Nase zu entwischen. Und dann war sie umgekehrt und hatte sich ihm aus freiem Willen hingegeben, ihm ihre Jungfräulichkeit mit einer so ergreifenden Süße geschenkt, daß ihn jedesmal, wenn er daran dachte, ein leiser Schmerz durchzuckte. Ihr Mut, ihr Liebreiz und ihre Großzügigkeit beschämten ihn.
    Er war neun Jahre älter und tausendmal härter als sie, und doch war da etwas an ihr, das ihn weich und milde stimmte, ihn empfindsam und sensibel machte, und darüber hinaus besaß sie die Fähigkeit, ihn dieses Gefühl der Empfindsamkeit als etwas

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