Perfekt
irgend jemandem zu erzählen, du hättest mich vergewaltigt!«
»Der Ausdruck >Geschlechtsverkehr scheint mir vollkommen falsch, um etwas zu beschreiben, was so ... so wunderschön ist, wenn wir es tun. Und so bedeutsam. Und so vollkommen.«
Ihre Stimme unterbrach seine Gedanken: »Wie war dein Nachname, bevor du ihn ändern ließest?«
Es war genau die Frage, die er erwartet hatte; die Frage, die er noch niemals jemandem beantwortet hatte. »Stanhope.«
»Was für ein schöner Name! Warum hast du ihn ändern lassen?« Julie bemerkte die Anspannung in seinem Gesicht, und als er die Augen öffnete, war sie von dem harten Ausdruck darin überrascht.
»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete er kurz.
»Oh«, sagte sie und kam zu dem Schluß, daß die Geschichte so unerfreulich sein mußte, daß es besser war, das Thema zumindest für eine Weile fallenzulassen. Statt dessen sagte sie, um ihn abzulenken, das erstbeste, was ihr einfiel. »Ich weiß schon eine ganze Menge über deine Jugend; meine älteren Brüder waren nämlich große Fans von dir.«
Zack schaute sie an; er hatte sehr wohl bemerkt, daß sie ihre nur natürliche Neugierde über seine »lange Geschichte« zügelte. »So, waren sie das?« neckte er sie.
Julie nickte, erfreut und erleichtert, daß der Themenwechsel so gut funktionierte und so rasche Wirkung zeitigte. »Und deshalb weiß ich auch, daß du in deiner Jugend ganz auf dich gestellt warst und von Rodeo zu Rodeo gereist bist, zwischendurch immer wieder mal auf einer Ranch gelebt hast, Stiere gefangen und wilde Pferde zugeritten hast ... Habe ich eben etwas Komisches gesagt?«
»Auf die Gefahr hin, all deine Illusionen zu zerstören, Prinzessin«, brachte Zack lachend hervor, »muß ich dir sagen, daß diese ganze Geschichte der übertriebenen Fantasie der PR-Abteilung des Filmstudios entsprungen ist. In Wahrheit würde ich lieber zwei Tage in einem Greyhound-Bus verbringen als zwei Stunden auf einem Pferd. Und wenn es irgend etwas gibt, was ich noch weniger mag als Pferde, dann sind es Kühe, das heißt Ochsen.«
»Kühe!« kicherte sie, und ihr ansteckendes Lachen machte ihm das Herz leicht. Sie setzte sich so auf das Sofa, daß sie ihn ansehen konnte, und zog die Knie an die Brust. Dann schlang sie die Arme darum und blickte ihn gebannt an.
»Wie ist das bei dir?« neckte er sie, griff nach dem Glas Brandy, das auf dem Tisch stand, und versuchte, sie noch eine Weile aufzuhalten, bevor sie die nächste unausweichliche Frage stellen würde. »Ist Mathison der Name, mit dem du geboren wurdest, oder hast du ihn auch geändert?«
»Ich hatte keinen Namen, als ich geboren wurde.«
Zack erstarrte mitten in der Bewegung, das Glas auf halbem Weg zum Mund. »Was?«
»Man hat mich in einem Pappkarton auf einer Mülltonne gefunden. Ich war in ein Handtuch gewickelt. Der Hausmeister, der mich gefunden hat, brachte mich zu seiner Frau, bis ich warm genug war, um ins Krankenhaus transportiert werden zu können. Er meinte, ich sollte nach seiner Frau genannt werden, weil sie mich gefunden hatten, und deshalb haben sie mich Julie getauft.«
»O mein Gott«, sagte Zack und versuchte, nicht so schockiert auszusehen, wie er war.
»Ich hatte wirklich Glück! Es hätte wesentlich schlimmer kommen können.«
Zack war so entsetzt, daß er ihr Lächeln übersah. »Wie denn?«
»Seine Frau hätte schließlich auch Mathilde heißen können. Oder Gertrude. Oder Wilhelmina. Ich hatte eine Zeitlang regelrechte Alpträume, daß ich Wilhelmina genannt werden würde.«
Da war es wieder, dieses seltsame Ziehen in seiner Brust, der wunderbare Schmerz in seinem Herzen, den er immer dann spürte, wenn sie ihn so anlächelte. »Die Geschichte hat jedenfalls ein Happy-End«, sagte er, um sich selbst zu beruhigen, was, das merkte er sehr wohl, wirklich mehr als unsinnig war. »Die Mathisons haben dich adoptiert, richtig?« Als sie nickte, schloß er: »Und sie holten sich ein wunderschönes Baby, das sie in Liebe aufzogen.«
»Stimmt nicht ganz.«
»Was?« fragte er erneut und kam sich dumm und unbeholfen vor.
»Was die Mathisons sich wirklich ins Haus holten, war ein elfjähriges Mädchen, das sich in den Straßen von Chicago herumgetrieben hatte und auf dem besten Wege war, eine echte Kriminelle zu werden - unter der Anleitung von ein paar älteren Jungen, die mir gewisse ... äh ... Tricks beibrachten. Eigentlich«, fügte sie fröhlich hinzu, »waren meine Aussichten gar nicht so schlecht, und ich hätte es
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