Perfekt
lächelnd den Kopf und antwortete: »Ich glaube nicht, daß ich damit Erfolg hätte. Ich meine, wenn auf der Geschworenenbank Frauen sitzen, würde er sofort freigesprochen, sobald sie erführen, daß er mehr als die Hälfte der Hausarbeiten erledigt hat.«
»Hat er Sie vergewaltigt?«
Sie verdrehte die Augen in ungläubigem Erstaunen. »Also wirklich! Ich habe Ihnen doch soeben geschildert, was in dieser Woche geschehen ist, und habe doch wohl oft genug betont, daß er mir keinerlei Gewalt angetan hat. Das würde ich ja wohl kaum behaupten können, wenn er etwas derart Schreckliches versucht hätte.«
»Hat er Sie verbal beleidigt ?«
Sie nickte entschieden, aber ihre Augen blitzten vergnügt, als sie sagte: »Ja, doch, das hat er ...«
»Würden Sie uns den Vorfall beschreiben?«
»Selbstverständlich«, sagte sie. »Er war außerordentlich beleidigt, als ich bei der Auflistung meiner Lieblingsfilmstars absichtlich seinen Namen ausließ.«
Im Auditorium brach schallendes Gelächter aus, aber der Reporter, von dem die letzte Frage gekommen war, schien nicht zu bemerken, daß sie einen Witz gemacht hatte. »Hat er Sie bei dieser Gelegenheit bedroht?« hakte er nach. »Was genau hat er gesagt, und wie hat er es gesagt?«
»Nun, seine Stimme klang ausgesprochen abfällig, und er warf mir vor, eine besondere Vorliebe für kleine Männer zu haben.«
»Hatten Sie jemals echte Angst vor ihm, Miß Mathison?«
»Am ersten Tag hatte ich Angst vor seiner Waffe«, sagte sie vorsichtig, »aber als er mich nicht erschoß, nachdem ich versucht hatte, der Bedienung in einem Fast-food-Restaurant einen Zettel zuzustecken, und auch meine beiden nächsten Fluchtversuche nicht bestrafte, war mir klar, daß er mir nichts tun würde, ganz gleich, wie sehr ich ihn auch provozierte.«
Wieder und wieder beobachtete Matt, wie sie die Fragen der Presse gekonnt so parierte, daß sich unter den Zuhörern bereits ein Umschwung abzuzeichnen begann, was die Beurteilung Zacks betraf.
Nach etwa einer halben Stunde ließ der Hagel von Fragen allmählich nach. Da rief ein Reporter von CNN: »Miß Mathison, wollen Sie denn überhaupt, daß Zachary Benedict gefaßt wird?«
Sie wandte ihr Gesicht dem Reporter zu und sagte: »Wie könnte jemand einen Mann, der unschuldig im Gefängnis saß, dorthin zurückschicken wollen? Ich weiß nicht, warum er überhaupt verurteilt worden ist, aber ich weiß sehr wohl, daß er genausowenig einen Menschen umbringen könnte wie ich. Wenn er es könnte, dann würde ich heute nicht hier stehen, denn ich habe wiederholt versucht, seine Flucht zu gefährden. Außerdem möchte ich Sie daran erinnern, daß er, als wir glaubten, von einem Hubschrauber entdeckt worden zu sein, viel mehr um meine Sicherheit besorgt war als um seine eigene. Ich wünsche mir vielmehr, daß diese Menschenjagd endlich aufhört und daß man statt dessen den Fall noch einmal neu aufrollt.« Entschieden, aber höflich schloß sie: »Wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben, meine Damen und Herren, dann sollten wir dieses Interview beenden, und Sie können alle nach Hause zurückkehren. Wie Bürgermeister Addleson Ihnen bereits erklärt hat, würde die Stadt Keaton gerne wieder zu ihrem normalen Tagesablauf zurückkehren, und genau dasselbe habe auch ich vor; deshalb werde ich auch keine weiteren Interviews mehr geben und keine anderen Fragen beantworten. Unsere Stadt hat Sie gerne als >Touristen< aufgenommen, aber sollten Sie Vorhaben, noch länger hierzubleiben, muß ich Ihnen gleich sagen, daß Sie damit nur Ihre Zeit verschwenden ...«
»Eine Frage noch!« rief ein Reporter der Los Angeles Times ungeduldig. »Sind Sie in Zachary Benedict verliebt ?«
Sie blickte ihn an, hob ihre schmalen Augenbrauen und antwortete verächtlich: »Ich hätte eine solche Frage vielleicht vom National Enquirer erwartet, aber niemals von der Los Angeles Times.« Ihr Versuch, die Frage zu umgehen, brachte ihr herzhafte Lacher, nicht jedoch den gewünschten Erfolg, denn ein Reporter vom Enquirer rief ihr zu: »Okay, Miß Mathison, dann stellen wir die Frage: Sind Sie in Zachary Benedict verliebt ?«
Es war das erste und einzige Mal, daß Matt sie unsicher werden sah, und er empfand lebhaftes Mitgefühl, als er beobachtete, wie sie krampfhaft bemüht war, ihr Lächeln und ihre unverfängliche Miene beizubehalten. Doch ihre Augen verrieten sie - ihre riesengroßen saphirblauen Augen unter den dichten Wimpern wurden dunkel, und er las einen Ausdruck in ihnen,
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