Perfekt
würde, aber das tat er nicht. Er schloß Freitag mit zwei Punkten Verlust. Und weißt du, was jetzt mit der Prinzessin passiert, die die Wette mit ihrem Ehemann verloren hat?«
Marissa schüttelte den Kopf und lächelte, weil er lächelte.
Seiner Frau einen vielsagenden Blick zuwerfend, schloß Matt bedeutungsvoll: »Jetzt muß sie ihre Schulden bezahlen. Das heißt, die Prinzessin muß heute einen ganz, ganz langen Mittagsschlaf mit ihrem Mann machen.«
»Mommy muß einen Mittagsschlaf machen!« jauchzte Marissa und klatschte in die Hände.
»Genauso ist es«, sagte Matt.
Meredith stand auf und streckte ihre Hand nach Marissa aus, doch ihr Lächeln galt Matt. »Eine kluge Mommy«, belehrte sie ihre Tochter, »schließt nur Wetten ab, die sie auch gerne verliert.«
Dann wurde sie durch die Ankunft von Joe O'Hara unterbrochen, dem Leibwächter und Chauffeur der Familie, der sich selbst als Familienmitglied betrachtete und auch von allen so behandelt wurde.
»Matt«, sagte er, und das klang besorgt, »ich habe eben in meinem Zimmer im Fernsehen gesehen, daß Julie Mathison, die Frau, die Zack als Geisel genommen hat, eine Pressekonferenz abhalten wird. Sie muß jeden Moment anfangen.«
Meredith hatte Zack Benedict nie kennengelernt; als sie und Matt heirateten, saß er bereits im Gefängnis, doch sie wußte, daß die beiden Männer eng befreundet gewesen waren. Jetzt reichte ihr ein Blick auf ihn, um seine Anspannung zu erkennen. Er stand auf, schaltete den Fernseher an und sagte rasch: »Joe, würdest du bitte Marissa auf ihr Zimmer bringen, damit sie ihren Mittagsschlaf halten kann?«
»Na klar doch. Komm, Süße«, sagte er, und die beiden marschierten Hand in Hand aus dem Raum - ein Bär von einem Mann und ein kleines Mädchen, das ihn als ihren persönlichen Teddybären ansah.
Zu nervös, um sich hinzusetzen, schob Matt seine Hände in die Hosentaschen und sah schweigend zu, wie eine hübsche junge Frau in einem schlichten weißen Wollkleid die Stufen zu dem Podest mit den Mikrofonen hinaufstieg. Das Kleid war am Kragen und den Manschetten mit goldfarbenen Knöpfen besetzt, und ihr langes dunkles Haar hatte sie im Nacken zu einem weichen Knoten geschlungen. »Gott sei ihm gnädig«, sagte Matt im Hinblick auf Zack. »Sie sieht aus wie Schneewittchen, was dazu führen dürfte, daß alle Welt ihn erst recht hassen wird, weil er sie gekidnappt hat.«
Als jedoch der Bürgermeister von Keaton seine kurze Ansprache beendet hatte, in der er die Presse freundlich, aber bestimmt darauf hinwies, er erwarte, daß alle Julie Mathison gegenüber höflich blieben, und als Julie mit dem Bericht darüber begann, was ihr während der Zeit als Zacks Gefangene widerfahren war, da ließ Matts Anspannung sichtlich nach; ja, er mußte sogar unwillkürlich lächeln. Entgegen seinen Befürchtungen brachte Zacks Geisel es irgendwie fertig, die Woche, die sie mit ihm verbracht hatte, wie ein Abenteuer zu schildern, das sie einem Mann zu verdanken habe, den sie mehrmals als »ausgesprochen nett« charakterisierte. Wenn jemand erwartet hatte, von qualvollen Torturen in den Händen eines entflohenen Mörders zu hören, so wurde er bitter enttäuscht.
Als sie den wahren Hergang des Fluchtversuches beschrieb, den sie an der Autobahnraststätte unternommen hatte, tat sie dies auf eine Art und Weise, die mehreren Presseleuten ein zögerndes, bewunderndes Lächeln entlockte. Und als sie feierlich von ihrem zweiten Fluchtversuch mit dem Snowmobil und von Zacks verzweifelten Bemühen berichtete, sie aus dem Fluß zu »retten«, da schaffte sie es, ihn in den Augen aller Zuhörer als den edlen Helden darzustellen, für den sie ihn selber unzweifelhaft hielt.
Am Ende ihres Statements brach wie erwartet eine wahre Flut von Fragen über sie herein, und Matt wurde erneut unruhig, denn alle waren ausgesprochen scharf formuliert:
»Miß Mathison«, rief ein Reporter von CBS, »hat Zachary Benedict Sie irgendwann mit seiner Waffe bedroht ?«
»Ich wußte, daß er eine Waffe besaß, weil ich sie gesehen hatte«, antwortete sie charmant lächelnd, »und das war -zumindest am Anfang - genug, um mich davon zu überzeugen, daß ich es besser unterlassen sollte, Streit mit ihm anzufangen oder einen seiner alten Filme zu kritisieren.«
Das allgemeine Gelächter im Saal wurde durch weitere Fragen unterbrochen. »Miß Mathison! Wenn Benedict wieder in Polizeigewahrsam ist, werden Sie ihn dann wegen Kidnapping verklagen?«
Julie schüttelte
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