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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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kann«, sagte sie freundlich.
    Julie sah zu, wie er in seine Innentasche seines Sportsakkos griff und einen Umschlag herauszog. Alles um sie herum begann sich zu drehen, während sie ihn aus seiner ausgestreckten Hand entgegennahm und mit zitternder Stimme sagte: »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich diesen Brief jetzt gleich lese - im Nebenzimmer?«
    »Natürlich nicht. Wir trinken inzwischen hier unseren Kaffee.«
    Julie nickte und wandte sich um. Den Umschlag ungeduldig aufreißend, lief sie aus dem Wohnraum und wollte eigentlich in ihr Schlafzimmer, doch das Eßzimmer lag näher, und so ging sie dorthin, ohne sich darüber im klaren zu sein, daß ihre Gäste sie dort teilweise sehen konnten. Sie bereitete sich seelisch auf eine weitere Strafpredigt von Zack vor, was die kindische Absurdität ihrer Gefühle für ihn anging, doch als sie die Bogen auseinanderfaltete und zu lesen begann, heilten Zärtlichkeit und Freude all ihre Wunden. Sie vergaß die Welt um sich herum, nichts existierte mehr für sie als die unglaublichen Worte, die sie las, und der unglaubliche Mann, der sie geschrieben hatte, ohne diesen Brief eigentlich abschicken zu wollen ...
    Meine liebste Julie,
    ich weiß, daß Du diese Zeilen nie lesen wirst, aber es hilft mir, Dir jeden Tag zu schreiben. Auf diese Art und Weise bist Du mir wenigstens nahe. O Gott, ich vermisse Dich so. Ich denke Tag und Nacht an Dich. Ich wünschte, wir wären uns nie begegnet. Nein - das stimmt nicht! Welchen Wert hätte mein Leben, wenn da nicht die Erinnerung an die Zeit mit Dir wäre, die mich zum Lächeln bringt.
    Stets muß ich daran denken, ob Du wohl glücklich bist. Ich wünsche mir, daß Du es bist. Ich wünsche mir, daß Dein Leben schön ist. Deshalb konnte ich Dir nicht das sagen, was Du hören wolltest, als wir zusammen waren. Ich hatte Angst, daß Du, wenn ich es getan hätte, jahrelang auf mich gewartet hättest. Ich wußte, daß Du gewollt hast, daß ich sage, ich liebe Dich. Es nicht zu sagen war das einzig Selbstlose, was ich in Colorado getan habe, und jetzt bereue ich selbst das.
    Ich liebe Dich, Julie, ich liebe Dich so sehr.
    Ich würde mein ganzes Leben dafür geben, ein Jahr mit Dir verbringen zu können. Sechs Monate. Drei. Gleichgültig wie lange.
    In nur ein paar Tagen hast Du mein Herz gestohlen, Darling, aber dafür hast Du mir Dein Herz geschenkt. Ich weiß, daß Du das getan hast - ich konnte es in Deinen Augen lesen, jedes Mal, wenn Du mich ansahst.
    Die Tatsache, meiner Freiheit beraubt zu sein, tut mir nicht länger leid, und ich fühle auch keinen Zorn mehr, weil ich unschuldig jahrelang im Gefängnis saß. Das einzige, was ich jetzt bedaure, ist, daß ich Dich nicht bei mir haben kann. Du bist jung, und ich weiß, daß Du mich bald vergißt und Dein eigenes Leben führen wirst. Und genau das solltest Du auch tun. Genau das mußt Du tun. Ich wünsche mir, daß Du es tust, Julie.
    Das Leben ist so eine verdammt große Lüge. Das einzige, was ich wirklich will, ist, Dich in meinen Armen zu halten, Dich so oft und so zu lieben, bis Du ganz von mir ausgefüllt bist, bis in Dir kein Platz mehr für irgend jemand anderen außer mir ist. Niemals. Ich habe früher nie »lieben« dazu gesagt, wenn ich mit einer Frau im Bett war. Bei Dir ist das anders.
    Auch das habe ich Dir nie gestanden.
    Manchmal habe ich entsetzliche Angst davor, daß Du schwanger bist. Ich weiß, ich hätte Dir sagen sollen, daß Du dann das Kind nicht behalten solltest - aber, bei Gott, ich konnte es Dir nicht sagen, weil ich es gar nicht wollte.
    Warte - eben ist mir eine Idee gekommen, an die ich vorher nie gedacht habe. Ich weiß, ich habe kein Recht, Dich darum zu bitten, mein Baby zu bekommen, aber es gäbe eine Möglichkeit, sofern Du dazu bereit bist: Du könntest ein Jahr unbezahlten Urlaub nehmen und irgendwohin gehen - ich würde dafür sorgen, daß Du Dir des Geldes wegen keine Sorgen zu machen brauchst. Sobald das Baby dann da ist, möchte ich, daß Du es zu meiner Großmutter bringst. Wenn Du schwanger bist und das für mich tun willst, werde ich vorher an sie schreiben und ihr alles erklären. Sie hat zwar viele Fehler, aber sie würde sich nie im Leben vor einer Verantwortung drücken und könnte dafür sorgen, daß es unserem Kind an nichts fehlt. Sie hat die Verfügungsgewalt über ein beträchtliches Vermögen, das eigentlich mein Erbteil wäre; ein kleiner Bruchteil von diesem Vermögen wird ausreichen, alle Unkosten für die Erziehung und Ausbildung

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